In den Überschwemmungsgebieten auf dem Balkan droht wegen der frühsommerlichen Temperaturen nach Behördenangaben eine "Epidemienkatastrophe". Der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic sagte, es müsse sofort mit den Aufräumarbeiten begonnen werden, um Seuchen zu verhindern. "Wir werden Tonnen von Tierkadavern entsorgen müssen", warnte er.
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© dpaDann ist da noch der Schlamm. Mehr als einen Meter dick liegt er stellenweise über dem Land. Dazwischen Tausende tote Tiere - Kühe, Hunde und auch Wild. Dieser Mann versucht mithilfe eines Eimers einen Abfluss vom Schlamm zu befreien.
In den betroffenen Gebieten in Serbien und Bosnien sei bereits mit den Aufräum- und Desinfizierungsarbeiten begonnen worden, hieß es seitens der Behörden. Es stehe ein "harter Kampf" gegen Epidemien und Krankheiten an, erklärte der bosnische Regierungschef Nermin Niksic.

Schnelle Verwesungen befürchtet

Experten warnen, dass die bei den Fluten umgekommenen Tiere aufgrund der steigenden Temperaturen schneller verwesen als normalerweise. Bosnien hat bereits die internationale Gemeinschaft um mobile Einäscherungseinheiten gebeten, an denen es dem Land mangelt.

Serbiens Ministerpräsident Vucic warnte zudem vor Plünderungen in den überschwemmten Gebieten. In der Stadt Obrenovac seien bereits zehn Diebe gefasst worden.

Tausende Helfer im Einsatz

Zugleich bleibt in vielen Gebieten Serbiens und Bosniens die Hochwasserlage dramatisch. Tausende Freiwillige halfen, Dämme mithilfe von Sandsäcken zu erhöhen. Es wird befürchtet, dass die Save weiter steigt. Bedroht sind neben Belgrad vor allem die serbischen Städte Sabac und Sremska Mitrovica sowie Orasje im Nachbarland Bosnien.

Östlich von Belgrad versuchten Soldaten, Mitarbeiter und Freiwillige das Wasser vom Kohlekraftwerk Kostolac fernzuhalten. Die Gefahr sei noch nicht gebannt, sagte Energieminister Slobodan Antic im Fernsehen. Dagegen schien das Kraftwerk in Obrenovac gerettet. Es deckt etwa die Hälfte des Strombedarfs in Serbien ab.

An der Grenze zu Bosnien drohte den Behörden zufolge nahe Mali Zvornik ein ganzer Hügel in den Fluss Drina abzurutschen. Das könnte zur Überflutung des benachbarten Ortes Zvornik führen, erklärten sie.

Mindestens 40 Menschen kamen in der "Jahrhundertflut" seit der vergangenen Woche ums Leben. In Serbien wurden bislang rund 30.000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht, in Bosnien sogar mehr als 100.000. Insgesamt sind rund 1,6 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Die serbische Regierung rief ab Mittwoch eine dreitägige Staatstrauer aus.