In Brasilien werden jede Nacht Straßenkinder erschossen, damit die Städte während der Fußball-WM „sauber“ sind und ein gutes Bild abgeben. Diese schockierende Nachricht verbreitete Mikkel Jensen, unabhängiger Journalist aus Dänemark und Korrespondent in Rio de Janeiro, auf seinem Facebook.
Brasilien Proteste, WM Proteste
© Mario Toma/Getty ImagesEin Demonstrant in Sao Paulo wäscht sich nach einem Anti-WM-Protest am 14. Juni rote Farbe von den Händen, welche das Blut der ermordeten Einwohner seiner Favela darstellen sollte.
Jensen, ein überzeugter Fußball-Fan, war einige Monate vor der WM nach Brasilien gereist, um die WM-Vorbereitungen zu dokumentieren. Dazu kam er auch nach Fortaleza, einer der gewaltätigsten Städte des Landes. Hier werden sechs WM-Spiele im neu umgebauten „Gouverneur Plácido Castelo-Stadion“ stattfinden.

Horror-Szenarien in Fortaleza

Was Jensen auf den Straßen von Fortaleza beobachtete, schockierte ihn: „Der reinste Horror, den ich so noch nicht erlebt habe”, sagte er auf Facebook. Er habe entdeckt, was Brasilien alles unternommen habe, um Ausländer und internationale Journalisten zu beeindrucken, um nur Positives zu berichten.

Sein auf Dänisch geschriebener Bericht wurde vom Blog „indexexpurgatorius.wordpress.com“ ins Deutsche übersetzt. Hier einige Auszüge daraus.

„Ich frage mich, ist das der Preis für die Ausführung der Weltmeisterschaft? Ist die Weltmeisterschaft es Wert, dass man Straßenkinder wegen ihr ermordet? Heute bin ich zurück in Dänemark und werde nie wieder nach Brasilien zurück kehren. Meine gegenwärtige Aufgabe ist darüber zu berichten, welchen häßlichen Preis Brasilien bereit ist für die WM zu zahlen.“, schrieb Jensen.

Wegen Leuten wie mir sind sie in Lebensgefahr“

„Im März fuhr ich nach Fortaleza, eine gewaltige Stadt. Ich sprach mit einigen Leuten, die erzählten mir, dass sie immer Kontakt zu Straßenkindern hatten und ihnen zu essen gaben und nun bemerkten, dass einige fehlten.

Wenn diese Kinder in ein Gebiet kamen, welches viele Touristen beherbergt, wurden sie ermordet. Und warum??? Um die Stadt für die ausländische und internationale Presse sauber zu halten.

In Fortaleza traf ich Allison, 13 Jahre, der in den Straßen der Stadt lebt. Als wir uns trafen hatte er nichts, nur eine Packung Erdnüsse. Doch sein Leben ist in Gefahr, wegen Leuten wie mir - Ausländern, Journalisten.

Er riskiert, Opfer der nächsten Reinigungswelle zu werden, die die Stadt in unregelmäßigen Abständen durchführt und obdachlose Menschen schlachtet.

Laut dem Blog veröffenltichte Mikkel Jensen seinen Artikel aus Gründen der persönlichen Sicherheit erst, nachdem er Brasilien wieder verlassen hatte.

Fünf Monate hatte er die Vorbereitungen und Auswirkungen der WM zu dokumentieren, darunter auch den Umbau der Streitkräfte und der Militärpolizei in den Gemeinden, Korruption und Vernachlässigung von sozialen Projekten.