Vor Japan erhebt sich Neuland aus dem Meer. Es hat seine Nachbarinsel einverleibt - und wächst weiter. Das Eiland erzeugt sein eigenes Wetter.
Nishino-shima insel vulkan
© NASAApril 2014: Gerade hat die Insel ihre Nachbarin einverleibt, die sich hell im linkssoberen Bereich abzeichnet.
Hamburg - "Unser Hoheitsgebiet wird sich erweitern", frohlockte der Leiter des Kabinettsekretariats der japanischen Regierung bereits Ende vergangenen Jahres. Dass es sich aber so entwickeln würde, dürfte auch ihn überraschen.

Ende November spuckte der Pazifik tausend Kilometer südöstlich von Tokio eine dampfende Insel aus, das neueste Land der Erde. Mittlerweile zeigt sich, dass sie bestehen bleibt. Das japanische Eiland hat sogar seine Nachbarinsel einverleibt: Sie erhob sich 1973 aus den Fluten, 500 Meter nebenan. Die neue Insel heißt nun Nishino-shima; nach der Vereinigung trägt sie den Namen der einstigen Nachbarinsel; zunächst war sie Niijima getauft worden.

Und Nishino-shima wächst weiter. Wie groß wird sie werden? Stetig liefern Lavaeruptionen neues Material. Weiterhin schießen Lava und Asche hervor, wie ein aktuelles Satellitenbild der Nasa zeigt. Asche wühlt das Meer auf. Schiffe wurden gewarnt und sollen Abstand halten.

Das Eiland erzeugt sein eigenes Wetter, sein Dampf lässt Wolken entstehen: Kleine Gaspartikel aus der Lava dienen als Kondensationskeime für Wasserdampf. So schafft die Insel ihre eigenen Schattenplätze - weiße Wölkchen schweben über Nishino-shima.

Verschwundene Buchten

Fortwährend ändert die Insel ihr Gesicht. Buchten, die auf früheren Satellitenbildern zu erkennen sind, sind verschwunden. Lavaströme haben sie geschlossen. Manche Buchten werden auf diese Weise zu Seen, Meerwasser bleibt gefangen hinter Dämmen aus Lava.

Die Unterseevulkane der Region werden gespeist von einem Zusammenstoß riesiger Erdplatten: Vor Japan taucht der mächtige Felsboden des Pazifik unter westlich gelegene Erdplatten. Unter dem Druck der Tiefe quillt Wasser aus dem Gestein. Es steigt auf und senkt den Schmelzpunkt darüberliegenden Gesteins - wie Streusalz den Schmelzpunkt von Wasser senkt und Eis tauen lässt.

Über der abtauchenden Pazifikplatte schmilzt schließlich Gestein zu Magma, das aufsteigt - und Vulkane speist. So wachsen seit Jahrmillionen entlang des sogenannten Izu-Bonin-Mariana-Inselbogens Vulkan-Eilande empor. Immer wieder färbt sich das Meer dort schwefelgelb von untermeerischen Eruptionen.

Nun aber ist mal wieder ein Lavaberg so groß geworden, dass er sich übers Meer hebt. Nishino-shima gehört die Zukunft.