Im Irak haben Terroristen Tausende Anhänger religiöser Minderheiten eingekesselt und drohen nun, sie auszulöschen. Dabei sind die Terroristen selbst ein Produkt der amerikanischen Außenpolitik in Nahost und Nordafrika und sie spielen eine zentrale Rolle dabei, die Ziele des Westens in der Region umzusetzen. Dass nun Vergeltungsangriffe geflogen werden und Hilfslieferungen für die Opfer einer Truppe abgeworfen werden, die im Grunde Söldner des Westens sind, ist Teil der Bemühungen um glaubhafte Bestreitbarkeit.

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Die Horden mit Ursprung im NATO-Territorium, haben Syrien, den Irak und nun auch den Libanon überlaufen. Das Ziel dieser finanziell gut aufgestellten, schwer bewaffneten und professionell organisierten Söldnertruppe besteht eindeutig darin, überall in Teherans Einflussbereich die proiranischen politischen und militärischen Handlanger zu vertreiben - von Bagdad über Damaskus bis zum Libanon und der Hisbollah.

Auf dem Weg zu diesem Ziel haben die massiv indoktrinierten Soldaten furchtbare Gräueltaten begangen. Sie haben vergewaltigt und gefoltert, sie haben Massenhinrichtungen vorgenommen und religiös motivierten Völkermord begangen. Seit 2011 sind derartige Kriegsverbrechen zwar auch in Syrien zu beobachten, aber es wird immer schwieriger, außerhalb der syrischen Grenzen derartige Verbrechen zu vertuschen und als »Bürgerkrieg« im Zuge des »Arabischen Frühlings« unter den Teppich zu kehren.

Stattdessen hat der Westen auf andere Erklärungsversuche zurückgegriffen, die darlegen sollen, warum ISIS (»Islamischer Staat im Irak und der Levante«) im Irak aufgetaucht ist, warum die Gruppe so weiträumig im Land agieren kann, woher ihre Kolonnen identischer Fahrzeuge stammen und inzwischen auch, woher die Militärfahrzeuge, die Artillerie und sogar die Panzer stammen.

Der Welt soll weisgemacht werden, dass sich ISIS quasi spontan aus dem Wüstensand erhob und Bargeld, Waffen und Militärgerät im Wert mehrerer Milliarden »gestohlen« hat, dabei gibt es eine viel simplere und auch dokumentierte Erklärung: Hilfe durch westliche Staaten. Hilfe, die andauert, während der Westen gleichzeitig über die von ihm selbst erschaffenen Monster klagt.

Die Ursprünge von ISIS

Seit 2011 - möglicherweise auch schon seit 2007 - haben die Vereinigten Staaten die Muslimbrüder und eine Vielzahl anderer Terrororganisationen mit Waffen, Geld und Logistik unterstützt, damit diese die syrische Regierung stürzen, im Libanon die Hisbollah bekämpfen und damit die Macht und den Einfluss des Irans untergraben. Das betrifft natürlich jede Regierung und jede Gruppe in Nahost und Nordafrika, die Teheran freundlich gesonnen ist.

Milliarden Dollar flossen an terroristische Gruppen wie die Al-Nusra-Front und Al-Qaidaim Irak (AQI) und eben auch an ISIS. Sieht man sich auf einer Landkarte an, welche Gebiete ISIS kontrolliert, fällt ganz deutlich auf, dass das Territorium direkt an die Türkei grenzt und klar abgesteckte Korridore aufweist, durch die ISIS südwärts vorstößt. Der Grund dafür ist ganz einfach: Diese terroristische Plage hat auf NATO-Territorium ihren Anfang genommen.

ISIS wurde auf NATO-Territorium herangezüchtet, von amerikanischen CIA-Agenten mit Geld versehen und mit Waffen, die von den Saudis, den Katarern oder von NATO-Mitgliedern selbst stammen.

Was die Amerikaner und Briten an »nicht-tödlicher Hilfe« geleistet haben, erleben wir heute - beispielsweise die Fahrzeuge, in denen man die ISIS-Einheiten herumfahren sieht.

Dieses Gerät wurde nicht »Gemäßigten« »weggenommen«. Gemäßigte gab es schlichtweg nicht. Der mörderische, religiös motivierte Genozid, der sich nun entfaltet, wurde schon vor langer Zeit im Pentagon prognostiziert. Das zeigen Interviews, die der Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh 2007 mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums führte. In seinem neunseitigen Bericht »The Redirection« schreibt der erfahrene Journalist 2007 ausdrücklich:
»Um den vorwiegend von Schiiten bewohnten Iran zu unterminieren, hat die Regierung Bush beschlossen, ihre Prioritäten für den Nahen Osten neu auszurichten. Im Libanon hat die Regierung mit Saudi-Arabiens (sunnitischer) Regierung kooperiert und verdeckt daran gearbeitet, die Hisbollah zu schwächen, die vom Iran unterstützte Schiiten-Organisation. Auch an verdeckten Aktivitäten gegen den Iran und dessen Verbündeten Syrien haben sich die USA beteiligt. Eine Nebenwirkung dieser Aktivitäten besteht darin, dass sunnitische Extremistengruppen gestärkt wurden, die den Islam militant interpretieren, Amerika feindselig und Al-Qaida freundschaftlich gegenüberstehen.«
»Extremistengruppen, die den Islam militant interpretieren« und »Al-Qaida freundschaftlich gegenüberstehen« − das ist eine wortwörtliche und sehr aktuelle Definition von ISIS. Hershs Worte waren sowohl prophetisch als auch von Fakten unterfüttert. Sie basierten auf der Realität eines Regionalkonflikts, der bereits 2007 in die Wege geleitet worden war und Form annahm. Hershs Bericht war auch eine Vorwarnung, was den religiösen Aspekt des bevorstehenden Konflikts anbelangte. Speziell nannte er die Christen der Region, die zugegebenermaßen unter dem Schutz der Hisbollah standen.

Die vorgetäuschte Besorgnis des Westens im Gegensatz zu den echten Bestrebungen, zu teilen und zu vernichten

Die USA geben sich gerade ganz besorgt, weil vor den Augen der Weltöffentlichkeit religiöse Minderheiten abgeschlachtet werden. Da sollte man sich noch einmal vor Augen führen, dass dieser Konflikt vor mindestens sieben Jahren vom Westen erdacht, in Gang gebracht und vorsätzlich genährt wurde. Dem Westen war klar, dass die Bemühungen, diese regionale Söldnertruppe zu erschaffen, unweigerlich dazu führen würden, dass es in Syrien, dem Irak und bald auch im Libanon zu religiös motiviertem Völkermord kommt.

Dass der Westen nun so besorgt um die religiösen Minderheiten ist und ein paar minimale Vorkehrungen dafür trifft, ihnen zu »helfen«, liegt daran, dass man die zusehends auf wackligeren Beinen stehende glaubhafte Bestreitbarkeit am Leben erhalten will. Die gespielte Empörung, in die sich der Westen angesichts seiner eigenen Söldner hineinsteigert, soll es diesen Truppen ermöglichen, die irakische Regierung zu überrennen, in Syrien noch mehr Verwüstung anzurichten und das Chaos in den Libanon zu tragen.

ISIS ist ein stehendes Heer, das staatliche Unterstützung benötigt - Barmittel, Gerät, und Waffen für Milliarden Dollar, dazu logistische, geheimdienstliche und politische Unterstützung. Der Westen behauptet, er habe den »moderaten« Kräften in Syrien Hunderte Millionen Dollar zukommen lassen, liefert aber keine glaubwürdige Erklärung dafür ab, wer ISIS und anderen Al-Qaida-Verbündeten all die Mittel zukommen ließ, die es den Extremisten erlaubten, diese »Moderaten« zu vertreiben. Es gibt dafür nur eine Erklärung: Die Moderaten hat es nie gegeben. Die USA, Großbritannien, Frankreich, die Türkei, Saudi-Arabien, Katar und sogar Israel haben vorsätzlich aus Al-Qaida-Extremisten eine Söldnerarmee beispiellosen Ausmaßes und mit beispiellosen Fähigkeiten geformt.

Lange hat der Westen versucht, der Welt einen direkten Krieg mit dem Iran schmackhaft zu machen. Jetzt wird er offensichtlich durch einen gewaltigen Stellvertreterkrieg ersetzt. Der Westen wird so tun, als wisse er nichts über die Ursprünge von ISIS und als gäbe es noch andere Gründe außer staatlicher Unterstützung dafür, warum die Organisation dauerhaft solche Erfolge auf dem Schlachtfeld erzielt. Eingeschlossene aus der Luft zu versorgen, und selbst »Luftschläge« gegen ISIS-Stellungen werden die laufenden Kampagnen der Organisation in der Region nicht unterbinden können.

Wie direkt der Westen in der Region interveniert, wird davon abhängen, wie erfolgreich ISIS dabei ist, die Ziele des Westens zu erreichen. »Pufferzonen« hier, »humanitäre Interventionen« dort, um von ISIS heimgesuchte Regionen zu entlasten. Was bleiben wird, sind sichere Zufluchtsorte der Terroristen, und zwar in einem Gebiet, das sich weit über die derzeitige Ausdehnung bis ins NATO-Mitglied-Land Türkei hinein erstrecken wird, bis nach Jordanien und bis in den Nordwesten des Iraks.

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