Menschen erkennen ein Gesicht, wenn sie auf den Vollmond blicken. Die markante Kraterregion hat offenbar eine feurige Geschichte.
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London/Hamburg - Der Mann im Mond ist wahrscheinlich das Ergebnis von Vulkanausbrüchen auf dem Erdtrabanten. Davon zeugt eine gigantische rechteckige Struktur unter der Mondoberfläche.

Erkenntnisse aus der Mondmission Grail widerlegen demnach die weit verbreitete Vorstellung, dass der Oceanus Procellarum ("Ozean der Stürme") durch einen Asteroideneinschlag entstanden ist. Die Auswertung der Grail-Daten präsentiert das Forscherteam um Jeffrey Andrews-Hanna von der Colorado School of Mines in Golden im britischen Wissenschaftsblatt Nature.

Der Oceanus Procellarum ist das größte der sogenannten Maria auf dem Mond. Diese dunklen Becken, die von frühen Beobachtern für Meere (lateinisch maria) gehalten wurden, gelten als magmagefüllte Einschlagkrater.

Der Oceanus Procellarum, in dem manche Menschen einen großen Teil eines Mondgesichts erkennen, hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund 2500 Kilometern. Manche Theorien legen nahe, dass es sich beim Oceanus Procellarum um den größten Einschlagkrater auf dem Mond handelt - andere sehen das große Bassin als Ergebnis von Vulkanausbrüchen.

Kanäle für geschmolzenes Gestein

Mit den "Grail"-Zwillingssonden haben Forscher die Anziehungskraft des Erdtrabanten genau vermessen. Durch Schwerkraftschwankungen lassen sich unterirdische Strukturen aufspüren bei denen sich die Dicke der Mondkruste ändert.

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© DPA/ NASA/ Colorado School of Mines/ MIT/ JPL
Die Auswertung zeigt ein riesiges Rechteck von ungefähr 2600 Kilometern Durchmesser, das sich in weiten Teilen mit dem Oceanus Procellarum überlappt. Die Schwerkraft zeichnet also ziemlich exakt das Rechteck nach. "Dieses rechteckige Muster von Schwerkraftanomalien war völlig unerwartet", erläutert Andrews-Hanna in einer Mitteilung seines Instituts.

Die Forscher deuten die Struktur als Hinweis auf früheren Vulkanismus auf dem Mond. Ein Meteoriteneinschlag hätte schließlich eine rundliche Schwerkraftstruktur hinterlassen müssen.

In der Frühzeit könnten Brüche in der Oberfläche entstanden sein, die als Kanäle für geschmolzenes Gestein gedient hätten, wie das an der Studie beteiligte Massachusetts Institute of Technology (MIT) in einer Mitteilung erläutert. Eine Simulation des Schwerkraftmusters in diesem Szenario passe zu den "Grail"-Messungen.

"Unsere Schwerkraftdaten eröffnen ein neues Kapitel der Mondgeschichte, in dem der Mond ein dynamischerer Ort war als die Kraterlandschaft nahelegt, die heute mit bloßem Auge sichtbar ist", meint Andrews-Hanna.

boj/dpa