Ein neuer Fall von Polizeigewalt in den USA: In St. Louis (Missouri) wird ein schwarzer Teenager von einem Zivilpolizisten erschossen, angeblich, weil er zuvor ebenfalls schoss. Anwohner protestieren.
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Am Vorabend einer Demonstration für den in Ferguson erschossenen Michael Brown kam es im nur wenige Kilometer entfernten St. Louis zu einer weiteren tödlichen Schießerei. Sam Dotson von der örtlichen Polizei schilderte die Vorkommnisse gegenüber US-Medien nun so: Demnach habe ein Polizeioffizier, der sich gerade außer Dienst befand, einen Schusswechsel mit dem schwarzen Teenager geliefert. Der Beamte habe in der Nacht vom Mittwoch insgesamt 17 Schüsse abgegeben, der 18-Jährige soll zuvor "mindestens drei Schüsse" abgegeben haben.

Wie oft der junge Mann von den Kugeln getroffen wurde, ist nicht bekannt, wohl aber, dass die Schüsse tödlich waren. Der Beamte, der seit sechs Jahren für die Polizei von St. Louis arbeitet, hat offenbar noch einen Zweitjob als Security-Mann und war zu dem Zeitpunkt der Schießerei nicht im Polizeidienst. Seine Uniform habe er aber trotzdem getragen.

Der Polizist blieb unverletzt

So gekleidet, traf er laut einem Bericht des TV-Senders NBC offenbar auf eine Gruppe von drei jungen Männern, die bei seinem Anblick spontan die Flucht ergriffen. Der Beamte sei ihnen gefolgt, und habe auch einen der jungen Männer, einen schwarzen 18-Jährigen, festhalten können. Es sei zu einer "physischen Auseinandersetzung" gekommen, in deren weiterem Verlauf die Schüsse von Seiten des jungen Mannes gefallen seien.

Daraufhin habe der Beamte, der 32 Jahre und weiß sein soll, selbst das Feuer eröffnet. Er selbst blieb bei dem Zwischenfall unverletzt. Der örtlichen Polizei zufolge sei am Tatort später eine Waffe der Marke Ruger sichergestellt worden, sie könnte dem Opfer gehört haben.

In der örtlichen Nachbarschaft kam es nach dem Bekanntwerden der Todesnachricht zu spontanen Demonstrationen gegen die Polizei. Mehrere Polizeiautos seien von der verärgerten Menge beschädigt worden. Einige der Demonstranten hätten Parolen gerufen, die auch bei den Unruhen in Ferguson geschrien wurden, etwa "Nicht schießen bei erhobenen Händen!"

Eine Kusine des Getöteten, der Vonderrick Myers heißen soll, erklärte gegenüber einem lokalen TV-Sender, dass ihr Verwandter unbewaffnet gewesen sei. Der 18-Jährige habe "ein Sandwich" in der Hand gehabt, dass der Beamte dann mit einer Waffe verwechselt hatte. "Es ist genau wie bei Michael Brown", wird sie im britischen "Independent" zitiert.

Der 19 Jahre alte Michael Brown, ein schwarzer Schüler aus Ferguson (Missouri) wurde am 9. August 2014 nach einer Rangelei auf offener Straße von einem weißen Polizisten namens Darren Wilson unter noch ungeklärten Umständen erschossen. In den Wochen nach der tödlichen Schießerei kam es in Ferguson immer wieder zu Protesten. Der noch namenlose Polizeibeamte von St. Louis ist derzeit freigestellt. Eine offizielle Untersuchung in den Fall ist eröffnet.

krot