Die Explosion einer von der Privatfirma Orbital Sciences gebauten Rakete mit Fracht für die internationale Raumstation ISS zeigt, wie verletzlich die USA im All derzeit sind.
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© EPA (NASA TV)
Die US-Raumfahrt erlebte in der Nacht auf Mittwoch ihren ersten schweren Unfall seit dem Ende der Space-Shuttle-Raumfähren 2011: Auf dem Startplatz des Luft- und Raumfahrtkonzerns Orbital Sciences Corporation auf Wallops Island an der Küste Virginias explodierte eine Antares-Rakete mit einem Cygnus-Raumschiff mit Fracht für die Internationale Raumstation ISS beim Start. Der Startplatz wurde verwüstet, es kam aber niemand zu Schaden.

Ein Video zeigt, dass um 18.22 Uhr Ortszeit (23.22 MEZ) etwa 15 Sekunden nach Zündung der Triebwerke, die Rakete war in etwa 100 Metern Höhe, etwas in der ersten Stufe explodiert. Die 40 Meter lange Rakete verliert sofort ihren Schub und fällt zu Boden, wo sie in einem Feuerball zerplatzt. Später hieß es seitens Orbital, man habe nach dem ersten Knall die Selbstzerstörung ausgelöst. Die erste Explosion dürfte in einem Treibstofftank oder einem der zwei Raketenmotoren der ersten Stufe passiert sein; wie es dazu kam, war vorerst unklar.


In der Cygnus, einem Zylinder von etwa fünf Metern Länge und drei Metern Durchmesser, waren 2,3 Tonnen Fracht für die ISS. In der Station, die in gut 400 Kilometern Höhe die Erde umkreist, sind derzeit sechs Personen (zwei Amerikaner, drei Russen, ein Deutscher). Obwohl die Fracht unter anderem aus Nahrung und Wasser bestand, drohe den Männern keine Unbill, heißt es seitens der Nasa, man habe oben genug Vorräte. Allerdings waren darunter auch wissenschaftliche Geräte sowie der Prototyp eines Satelliten, mit dem eine illustre US-Firma Techniken für künftigen Bergbau auf Asteroiden testen wollte (siehe unten); der unmittelbare Schaden wurde mit umgerechnet etwa 160 Millionen Euro beziffert.


Kommentar: Schon alleine die Idee auf Asteroiden Bergbau zu betreiben, ist schon zum Scheitern vorgesehen.


„Wenn die USA bitten...“

Dass die ISS-Versorgung an sich wirklich kein Problem ist, zeigten kurz danach die Russen: Die brachten mit einer Sojus-Rakete ein Progress-Schiff mit 2,8 Tonnen Fracht (darunter 1,3 t Trockenware, 400 Liter Wasser) ins All, es sollte am Mittwoch an die ISS docken. Seitens Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos hieß es etwas sarkastisch, man übernehme gern einen zusätzlichen Versorgungsflug - falls die USA darum bitten würden.


Kommentar: Da werden die Amerikaner nicht mitmachen und erwarten eher diese Zukunft:

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Wenn weitere Sanktionen gegen Russland ausgesprochen werden, hüpfen bald die Amerikaner per Trampolin zur ISS.

Genau darin zeigt sich, dass die Versorgung der ISS aber ein Problem werden kann: Seit dem Ende der Shuttles werden die meisten Versorgungsflüge zur ISS sowie alle bemannten Flüge mit russischen Kapseln abgewickelt. Es gibt zwar Raumfrachter Japans (HTV) und Europas (ATV); HTV aber fliegt seit 2009 nur etwa einmal im Jahr, das ATV-Programm wurde im Juli nach fünf Einsätzen vorerst eingestellt. Angesichts der Krise zwischen Russland und dem Westen wird befürchtet, Moskau könnte die Flüge zur ISS stoppen oder stark verteuern. In der Tat kündigte Russland heuer den Ausstieg aus dem Betrieb der ISS für etwa 2020 an.


Das russische Raketenproblem

Seit 2011 setzt die Nasa mangels eigener Raumfahrzeuge auf vorerst noch unbemannte Systeme zweier Firmen: Eine davon ist Orbital, ein 1982 gegründeter Konzern mit Sitz in Virginia. Dessen Cygnus-Schiffe flogen seit 2013 dreimal sicher mit Antares-Raketen zur ISS; es mehren sich aber Zweifel an der Sicherheit der Antares: In deren erster Stufe sind je zwei Düsenmotoren, betrieben mit Flüssigsauerstoff und Kerosin, die Anfang der 1970er-Jahre unter dem Namen Kusnezow NK-33 in der UdSSR kreiert worden sind. Die enorm kraftvollen Modelle waren für die Mondrakete N1 geplant, kamen aber nie zum Einsatz.

In den 1990ern kaufte eine US-Firma Dutzende der alten Antriebe und baute sie unter dem Namen AJ26 leicht um bzw. auch nach. Bei Antares kamen die Russenmotoren erstmals zum Einsatz. Erst im Mai ist freilich einer davon bei einem Test auf dem Boden explodiert. Pikantes Detail am Rand: Andere, erwiesenermaßen zuverlässige russische Motoren (RD-180) stecken in den Atlas-V-Raketen der USA; diese befördern vor allem US-Militärsatelliten. Russlands Vizepremier Dmitri Rogosin drohte heuer, den Export von RD-180 zu stoppen; einen Ersatz für diese in den Atlas-Raketen zu bauen, würde vermutlich fünf Jahre und mehr dauern.

Die Nasa und Orbital kündigten an, das Flugprogramm fortzuführen. Man sei sicher, den Hergang des Unfalls klären können.