Selbst angesichts dessen, was man unter allen Umständen einen perfekten Sturm nennen kann, behielt Präsident Putin eine äußerst gemäßigte Haltung auf seiner jährlichen Pressekonferenz und dem Frage & Antwort-Marathon.

Putin press conference 2014
© Ruptly
Der perfekte Sturm bildet sich an zwei Fronten; ein offener ökonomischer Krieg - als Belagerung mit Sanktionen - und einer konzertierten, verdeckten Schattenattacke auf das Herz der russischen Ökonomie. Washingtons Endspiel ist klar: den Gegner zu verarmen und unschädlich zu machen und ihn zu zwingen, kleinlaut vor den Launen des 'Imperiums des Chaos' zu Kreuze zu kriechen. Und sich damit bis zum "Sieg" zu brüsten.

Das Problem ist, dass Moskau das Spiel ganz klar durchschaut hat - schon bevor Putin im Oktober im Valdai-Club die Obama-Doktrin genau definiert hat: "unsere westlichen Partner" arbeiten als Praktiker der "Theorie vom kontrollierten Chaos".

Putin verstand ganz klar die Monster-kontrollierte Chaos Attacke dieser Woche. Das Imperium hat eine massive Geldmacht, einen großen Einfluss auf das 85 Billionen $ BNP der Welt und die Bankenmacht dahinter. Nichts ist also leichter, als diese Macht durch die privaten Bank-Systeme zu benutzen, die in der Tat die Zentralbanken kontrollieren, um einen Ansturm auf den Rubel zu schaffen. Man muss sich das "Imperium des Chaos" vorstellen, das davon träumt, den Rubel um 99% oder so zu schwächen - und somit die russische Wirtschaft zu zertrümmern. Welchen besseren Weg gibt es, Russland die imperiale Disziplin aufzuzwingen.

Die "nukleare" Option

Russland verkauft Öl gegen US-Dollar an den Westen. Lukoil zum Beispiel würde ein Konto für US-Dollar in einer amerikanischen Bank haben. Wenn Lukoil Löhne in Rubel in Russland zahlen muss, dann muss Lukoil US-Dollar verkaufen und ein Rubel-Konto in Russland anlegen. Das unterstützt den Rubel. Die Frage ist, ob Lukoil, Rosneft und Gazprom Dollar in Übersee horten - und zurückhalten. Die Antwort ist nein. Und dasselbe gilt auch für andere russische Unternehmen.

Russland "verliert nicht seine Ersparnisse", wie sich die westlichen MSM diebisch freuen. Russland kann immer von ausländischen Unternehmen verlangen, sich in Russland anzusiedeln. Apple zum Beispiel kann eine Fabrik in Russland errichten. Die jüngsten Russland-China-Deals sehen vor, dass die Chinesen in Russland Fabriken bauen. Mit einem entwerteten Rubel kann Russland Unternehmer, die vielleicht in Europa fabrizieren wollen, zwingen stattdessen in Russland zu fabrizieren, um nicht den Markt zu verlieren.

Putin hat in etwa zugegeben, dass Russland dies schon viel früher hätte verlangen sollen. Dieser - positive - Prozess ist jetzt unvermeidlich.

Und dann gibt es die "nukleare" Option - die Putin gar nicht zu erwähnen brauchte. Wenn Russland beschließt, Kapital-Kontrollen und/oder einen "Feiertag" zur Rückzahlung seiner großen Schulden, die Anfang 2015 fällig werden, einzuführen, wird das europäische Finanzsystem bombardiert - nach Art des Shock and Awe (Schockmethode); schließlich wurden viele Finanzierungen russischer Banken und Unternehmen in Europa unterzeichnet.

Die Einwirkung auf Russland ist nicht das Problem; was zählt, ist die Kopplung an europäische Banken. Wie mir ein amerikanischer Investment-Banker erzählte, hat zum Beispiel Lehman Brothers Europa ebenso getroffen wie die New York City - wegen der Verknüpfungen. Gleichwohl war Lehman in New York zuhause. Es ist der Domino-Effekt, der zählt.

Würde Russland diese "nukleare" Finanz-Option anwenden, wäre das westliche Finanzsystem nicht in der Lage, eine große Bankrott-Menge aufzufangen. Und das würde demonstrieren - ein für allemal - dass die Wallstreet-Spekulanten ein 'Kartenhaus' erbaut haben, so zerbrechlich und korrupt, dass es der erste richtige Sturm hinwegfegen würde.

Es ist dicht davor

Und was ist, wenn Russland Bankrott macht - mit seinen 600 Mrd. $ Schulden ein heiliges Durcheinander anrichtet? Dieses Szenario liest sich wie im 'Masters of the Universe', wenn Janet Yellen und Mario Draghi gesagt wird, Kredite in den Banksystemen bereitzustellen, um - wie 2008 - "um übermäßigen Schaden" zu vermeiden.

Aber dann beschließt Russland, das Gas und Öl nach Europa abzustellen (aber den Fluss nach Osten beizubehalten). Der russische Geheimdienst könnte pausenlos an den Pumpstationen vom Maghreb bis zum Nahen Osten Chaos und Verwüstung anrichten. Russland könnte alle Öl & Gas Lieferungen in die zentralasiatischen Länder einstellen. das Ergebnis: der größte Finanzkollaps der Geschichte. Und das Ende der außergewöhnlichen Patentrezepte des 'Imperiums des Chaos'.

Natürlich ist dies ein Weltuntergangs-Szenario. Aber provoziert nicht den Bären, weil der Bär das blitzartig auslösen könnte.

Putin war so cool, ruhig, gesammelt - und bedacht, ins Detail zu gehen - auf seiner Pressekonferenz, weil er weiß, dass Moskau völlig autonom handeln kann. Dies ist natürlich ein asymetrischer Krieg - gegen ein bröckelndes, gefährliches Imperium.

Was denken sich diese intellektuellen Zwerge, von denen die lahme Ente Obama umgeben ist? Dass sie den Amerikanern und der öffentlichen Meinung der Welt die Vorstellung Washingtons (und der europäischen Pudel) verkaufen können, einem nuklearen Krieg auf europäischem Boden standhalten können, im Namen des gescheiterten Staates Ukraine?

Dies ist ein Schachspiel. Der Angriff auf den Rubel sollte Schachmatt bedeuten. Ist es aber nicht. Nicht, wenn es von Amateur-Scrabble-Spielern gespielt wird. Und vergesst nicht die Russland-China strategische Partnerschaft. Der Sturm mag nachlassen, aber das Spiel geht weiter.