Riesige Bargeldsummen werden aus Europa in die Ukraine geschmuggelt, behauptet Jerry Collins, Ex-Mitarbeiter der US-Denkfabrik RAND Corporation, unter Verweis auf „Insiderinformationen“. Der Analyst mutmaßt, dass das Schwarzgeld an bestimmte ukrainische Politiker direkt fließt.
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Vom 14. Oktober bis 24. Dezember 2014 habe der Linienflug der Polnischen Airlines LOT-765 rund 27 Millionen US-Dollar und drei Millionen Euro aus Warschau nach Lwow (Lemberg) gebracht, schreibt Collins in einem Beitrag auf Opednews. Die Barmittel seien als 10-kg-Handgepäck mitgeführt worden - so viel etwa wiege eine Million Dollar in 100-Dollar-Scheinen.

Die Bestimmung der Gelder werde streng geheim gehalten, so Collins weiter. Er selbst hält es für unwahrscheinlich, dass die Summen für Sozialprogramme der ukrainischen Regierung ausgegeben werden, und vermutet, dass die Millionen an ukrainische Politiker gehen. So könnte Premierminister Arsenij Jazenjuk der Empfänger sein. „Bestimmte politische Gruppen in der Ukraine sind unzufrieden mit Präsident Poroschenko. Jazenjuk und Turtschinow sind in Opposition zu Poroschenkos Partei. Natürlich benötigen Jazenjuk und sein Team viel Geld, um neue Verbündete zu bestechen.“

Auch könnte die Partei „Selbsthilfe“ des Bürgermeisters von Lwow, Andrej Sadowyj, die bei der jüngsten Parlamentswahl überraschend gut abgeschnitten hat, mit dem Schmuggelgeld finanziert werden, schreibt Collins weiter. „Europäische Spitzenpolitiker sind bereit, Sadowyjs Partei zu unterstützen, und schicken deshalb Geld nach Lwow.“ Der US-Analyst hält es für möglich, dass die Bargeldsendungen für den ukrainischen Staatschef Poroschenko bestimmt seien, der so den Waffenkauf für den Militäreinsatz im Osten des Landes finanziert.

Schließlich begünstige die Illegale Bargeld-Einfuhr die Korruption in den Kiewer Regierungskreisen, urteilt Collins. Denn das Geld würde direkt in die Taschen der Amtspersonen fließen und Volk würde davon nichts sehen.

In der Ukraine war es im Februar 2014 zu einem Umsturz gekommen, bei dem die Opposition die Macht übernahm. Im März teilte der neue Regierungschef, Jazenjuk, in Kiew mit, dass die Ukraine in ihrer tiefsten Krise seit 20 Jahren stecke: Die Staatskasse sei leer und die Gold- und Devisenreserven würden kaum für zwei Monate ausreichen. Trotz milliardenhoher Finanzspritzen von der EU und vom IWF sieht Premierminister Arsenij Jazenjuk sein finanziell angeschlagenes Land auch 2015 vor der Aufgabe des Überlebens.