Der Euromindestkurs von 1.20 Franken ist Geschichte: Die Nationalbank hat überraschend die Aufhebung der Untergrenze bekannt gegeben.

Der Eurokurs bricht ein: SNB-Chef Jordan. Bild: Keystone
© KeystoneDer Eurokurs bricht ein: SNB-Chef Jordan.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die im September 2011 eingeführte Untergrenze heute per sofort aufgehoben. Damit dies nicht zu einer unangemessenen Straffung der monetären Rahmenbedingungen führt, senkt die SNB die Zinsen deutlich. Der Zins der Bankguthaben auf den Girokonten wird um weitere 0,5 Prozentpunkte auf -0,75 Prozent reduziert, wie die SNB mitteilte.

Das Zielband für den Leitzins, den Dreimonats-Libor, verschiebt sie damit weiter in den negativen Bereich auf -1,25 bis -0,25 Prozent. Die SNB hatte im Dezember angekündigt, Negativzinsen einzuführen.

Euro sackt ab

Um 11 Uhr wurde 1 Euro nach einem turbulenten Handelsverlauf wieder leicht über dem Gleichstand zu 1,05 Franken gehandelt. Auch der US-Dollar hat sich zur Schweizer Währung verbilligt. Er stürzte von rund 1,02 Franken kurzfristig auf bis gegen 70 Rappen. Danach erholte er sich etwas auf 0,86 Rappen.

Auch an der Börse hat das Ende des Euro-Mindestkurses und die damit verbundene Aussicht auf schwierige Zeiten für die Schweizer Exporte für einen massiven Kurstaucher gesorgt. Um 11 Uhr notierte der Schwergewichte-Index SMI 7 Prozent schwächer auf 8555 Punkten. Die Vertreter der Nationalbank treten um 13 Uhr vor die Medien. (Mehr Marktreaktionen finden Sie hier.)

Erstarkung des Dollar

Die SNB begründet das Aus für den Euro-Mindestkurs auch mit dem Erstarken des US-Dollars. Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume hätten sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren. Der Euro habe sich gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt habe, schreibt die Nationalbank im Communiqué.

Vor diesem Hintergrund sei die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sei.

Massnahme verteidigt

Der Franken bleibe zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung habe sich seit Einführung des Mindestkurses im September 2011 insgesamt reduziert. Die Wirtschaft habe diese Phase nutzen können, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Die Währungshüter verteidigten rückblickend die Massnahme: Der Mindestkurs sei in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und grösster Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt worden. «Diese ausserordentliche und temporäre Massnahme hat die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt», hält die SNB fest.

Im Kampf um die Durchsetzung des Mindestkurses hat die SNB wiederholt am Devisenmarkt intervenieren müssen. Daher sind die Devisenbestände der SNB auf gegen 500 Milliarden Franken angeschwollen. Zuletzt profitierte sie von der Aufwertung der Dollar-Anlagen, was ihr einen Jahresgewinn von 38 Milliarden Franken bescherte. Nun drohen aber markante Verluste auf den Euro-Beständen.

(cpm/wid/sda)