Der ehemalige Goldman-Sachs-Manager, der inzwischen die Europäische Zentralbank EZB leitet, hat angekündigt, jährlich 720 Milliarden Euro drucken zu lassen, um den politisch gut vernetzten Big Banks ihre faulen Kredite abzunehmen. Auf diese Ankündigung hin fiel der Wechselkurs des Euro, während Aktienmarkt und Schweizer Franken zulegten. Es ist wie in den USA: Die Politik der Qualitativen Lockerung dient einzig dazu, die Reichen noch reicher zu machen. Einen anderen Zweck erfüllt das Ganze nicht.

Bild

Die gut betuchten Kreditanstalten, die für kleines Geld die Staatsanleihen von Griechenland, Italien, Portugal und Spanien aufgekauft haben, reichen die Anleihen jetzt zu gutem Kurs weiter an die EZB. In weiten Teilen Europas liegt die Arbeitslosigkeit auf Depressionsniveau, Sparmaßnahmen sind an der Tagesordnung. Dennoch legt der Aktienmarkt zu. Hier herrscht die Erwartung, dass sich die 60 Milliarden Euro, die jeden Monat neu entstehen, größtenteils in Form steigender Kurse niederschlagen werden. Die Liquidität treibt den Aktienmarkt.

Wo kann denn das Geld sonst hin? Einiges wird in Schweizer Franken fließen und einiges in Gold, solange Gold noch erhältlich ist, aber die Druckerpressen der EZB werden vor allem deshalb angeworfen, um den Wohlstand des einen Prozents zu mehren (sofern sie Aktien halten). Fed und EZB haben den Westen wieder zu einer Welt gemacht, in der eine Handvoll Aristokraten alles besitzt.

Die Aktienmarktblasen sind eine Schöpfung der Zentralbanken, denn legt man die reine Logik zugrunde, gibt es keinen Anlass, in Aktien zu investieren. Vernünftige Investoren machen deshalb auch einen Bogen um Unternehmensanteile.

Aber wohin sonst mit dem Geld? Da die Zentralbanken von Reichen für Reiche geleitet werden, hatte die Vernunft in den vergangenen sechs Jahren keine Chance - ein Beleg dafür, dass Korruption sich auch längerfristig über Fundamentaldaten hinwegsetzen kann.

In meinem Buch The Failure of Laissez Faire Capitalism zeige ich auf, wie Goldman Sachs zunächst Kreditgeber dazu brachte, der griechischen Regierung zu viel Geld zu leihen. Dann übernahmen ehemalige Goldman-Sachs-Manager die Aufgabe, Griechenlands Finanzen zu führen. Sie zwangen den Menschen eine Sparpolitik auf, damit die ausländischen Kreditgeber keine Verluste machen. Auf diese Weise wurde ein neues Prinzip in Europa eingeführt, eines, das der IWF bei lateinamerikanischen und anderen Dritt-Welt-Schuldnern erbarmungslos anwendet.

Dieses Prinzip funktioniert wie folgt: Wenn ausländische Geldgeber den Fehler begehen, Regierungen zu viel Geld zu leihen und sie in die Überschuldung zu treiben, korrigiert man die Fehler dadurch, dass man die arme Bevölkerung beraubt. Renten, Sozialleistungen und Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst werden gestrichen, wertvolle Ressourcen für einen Bruchteil ihres Werts verramscht. Und die jeweilige Regierung muss die amerikanische Außenpolitik gutheißen.

Perfekt beschrieben wird der ganze Prozess in Bekenntnisse eines Economic Hit Man von John Perkins. Sie sollten Perkins‘ Buch lesen, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie korrupt und wie boshaft die Vereinigten Staaten sind. Perkins zeigt, dass die Vergabe von zu vielen Krediten vorsätzlich erfolgt, will man ein Land plündern. Genau das ist es, was Goldman Sachs - absichtlich oder unabsichtlich - mit Griechenland angestellt hat.


Kommentar: Diese brutale Vorgehensweise ist auch als Schock-Strategie bekannt. Lesen Sie mehr dazu im Buch Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus von Naomi Klein.


Die Griechen haben sehr lange benötigt, um das zu begreifen. 36,5 Prozent wurden offensichtlich wachgerüttelt durch steigende Armut, steigende Arbeitslosigkeit und steigende Selbstmordzahlen. Dieser Stimmanteil reichte aus, um am Wochenende Syriza an die Macht zu verhelfen und die korrupte Partei Neue Demokratie, die das griechische Volk wieder und wieder an die ausländischen Banken verkauft hat, aus dem Amt zu verjagen.

Dennoch stimmten, wenn die gemeldeten Zahlen korrekt sind, noch 27,7 Prozent der Griechen für die Partei, die das Volk den Bankern geopfert hat. Griechenland ist es gewohnt, dass die Menschen auf die Straße gehen, aber selbst dort war bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung die Gehirnwäsche so erfolgreich, dass diese Menschen gegen ihre eigenen Interessen stimmen.

Kann Syriza etwas bewirken? Das muss man abwarten, aber vermutlich eher nicht. Die Dinge würden anders aussehen, wenn die Partei 55, 65 oder 75 Prozent der Stimmen bekommen hätte, aber 36,5 Prozent spricht nicht dafür, dass das Land geschlossen hinter Syriza steht, dass sich alle bewusst sind, wie man von reichen Bankern in Not gebracht und ausgeraubt wird. Der Wahlausgang spricht dafür, dass ein erheblicher Teil der griechischen Bevölkerung zustimmt, ihr Land vom Ausland ausnehmen zu lassen.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich Syriza mit den Schwergewichten anlegen muss - mit den deutschen und niederländischen Banken, die die griechischen Staatsanleihen gekauft haben, mit den Regierungen, die die Banken unterstützen, mit der Europäischen Union, die die Schuldenkrise dazu nutzt, um die Souveränität der EU-Mitgliedsstaaten zunichte zu machen. Und mit Washington, wo man es gut findet, wenn die EU die einzelnen Nationen unter ihre Knute bringt, denn eine einzelne Regierung lässt sich einfacher kontrollieren als ein paar Dutzend.

Die Medienhuren der westlichen Finanzwelt laufen sich bereits warm: Syriza solle Griechenlands Euro-Mitgliedschaft nicht aufs Spiel setzen, indem man von dem Sparkurs abweicht, den das Ausland den griechischen Bürgern zusammen mit den Komplizen von Neue Demokratie aufgezwungen hat.

Offenbar gibt es kein formelles Prozedere für einen Ausstieg aus der EU und dem Euro, dennoch droht man Griechenland an, das Land vor die Tür zu setzen. Die Griechen sollten diesen Hinauswurf begrüßen.

Etwas Besseres, als aus EU und Euro hinauszufliegen, kann Griechenland nicht passieren. Ohne eigene Währung ist eine Nation nicht souverän, sondern ein Vasall einer anderen Macht. Eine Nation ohne eigene Währung kann ihre eigenen Bedürfnisse nicht finanzieren. Großbritannien ist zwar Mitglied der EU, hat aber seine eigene Währung behalten und unterliegt nicht der Macht der EZB. Ein Land ohne eigenes Geld ist machtlos, es ist ein Niemand.

Hätten die USA nicht ihren Dollar, würden die USA auf der Weltbühne überhaupt keine Rolle spielen. EU und Euro basieren auf Täuschung und Betrug. Staaten haben ihre Souveränität eingebüßt. Wo sind sie hin, die vom Westen propagierte »Selbstverwaltung«, »Freiheit«, »Demokratie«? Alles inhaltsleere Phrasen. Der gesamte Westen ist nichts weiter als eine gewaltige Ausbeutung der Menschen durch das eine Prozent, das die Regierungen kontrolliert.

In Amerika fußt das System der Plünderung nicht auf Überschuldung, denn der US-Dollar ist die globale Leitwährung. Das bedeutet, die USA können sich so viel Geld drucken, wie sie wollen, um ihre Rechnungen zu bezahlen und ihre Schulden zu bedienen. In Amerika wird die arbeitende Bevölkerung dadurch ausgeplündert, dass man ihre Jobs ins Ausland verlagert.

Amerikanische Unternehmen haben festgestellt, dass sie ihre Gewinne steigern können, wenn sie ihre Produktion ins Ausland verlagern. Wer das nicht festgestellt hat, wurde von der Wall Street darüber informiert und darauf hingewiesen, dass man anderenfalls aufgekauft würde. Sinkende Arbeitskosten führten zu mehr Gewinn, höheren Aktienkursen, gewaltigen »leistungsbezogenen« Managerboni und Kapitalerträgen für die Anteilseigner. Offshoring hat die Schieflagen bei den Einkommen und bei der Verteilung des Wohlstands in den USA massiv verstärkt. Dem Kapital ist es gelungen, die arbeitende Klasse auszuplündern.

Wer seine anständig bezahlte Arbeit im herstellenden Bereich verlor, fand bestenfalls eine Teilzeitstelle bei Wal-Mart oder Home Depot zum Mindestlohn.

Ökonomen (wenn man sie denn so nennen mag) wie Michael Porter und Matthew Slaughter versprachen dem amerikanischen Volk, dass ihm die fiktive »New Economy« bessere, besser bezahlte und sauberere Arbeitsplätze verschaffen werde. Man solle doch froh sein, dass die Unternehmen die Dinge, bei denen man sich die Hände schmutzig macht, ins Ausland verlagert.

Wie ich Jahre später schlüssig nachgewiesen habe, gibt es keinerlei Anzeichen für diese »New Economy«-Jobs. Stattdessen registrieren wir einen deutlichen Rückgang in der Erwerbsquote, denn die Arbeitslosen finden keine Anstellung mehr. Was für die Stellen in der Fertigung heute angeboten wird, sind vor allem Teilzeitstellen im Servicebereich. Um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen, müssen die Menschen zwei oder drei derartige Stellen annehmen. Krankenversicherung? Rentenbeiträge? Fehlanzeige.

Man mag es kaum glauben, aber diese Tatsache wurde einst kontrovers diskutiert. Inzwischen ist sie als absolut wahr bewiesen, aber was passiert nun? Dieselben gekauften Sprecher, die uns das Berauben der arbeitenden Klasse und das Vernichten der Gewerkschaften schönredeten, stellen sich nun hin und erklären ohne den geringsten entsprechenden Beweis, dass die ins Ausland verlagerten Jobs wieder nach Hause kämen.

Glaubt man diesen Propagandaheinis, ist nicht mehr Offshoring angesagt, sondern »Reshoring«. Das sei ein echter Trend, »Reshoring« habe in den vergangenen Jahren um das 18-fache beziehungsweise um 1775 Prozent zugelegt, will uns einer dieser Propagandisten weismachen. Sieht man sich die Zahlen an, die die Regierung monatlich zum Arbeitsmarkt veröffentlicht, finden sich jedoch keinerlei Anzeichen dafür, dass nun die Jobs in die USA zurückkehren.

Bei dem Gerede um »Reshoring« geht es ausschließlich um Propaganda. Es soll der verspäteten Erkenntnis entgegengewirkt werden, dass »Freihandels«abkommen und Offshoring weder der amerikanischen Volkswirtschaft noch den Arbeitern geholfen haben. Profitiert haben einzig die Superreichen.

Es ist dasselbe Spiel wie immer: Das amerikanische Volk wird unterjocht und versklavt, weil die Narren alles an Lügen glauben, was man ihnen auftischt. Sie sitzen brav vor Fox News, CNN und Konsorten, sie lesen die New York Times ... . Wenn es Sie interessiert, wie sehr die Medien das amerikanische Volk hinters Licht geführt haben, lesen Sie Eine Geschichte des amerikanischen Volkes von Howard Zinn und The Untold History of the United States von Oliver Stone und Peter Kuznick.

Die Medien helfen der Regierung, und die Privatinteressen, die die Regierung im Griff haben und daraus Profit schlagen, kontrollieren die durch Gehirnwäsche weichgekochte Öffentlichkeit. Wir müssen in Afghanistan einmarschieren, weil dort eine Fraktion, die um die politische Oberhoheit im Land kämpft, Osama Bin Laden schützt - den Osama Bin Laden, dem die USA ohne jegliche Beweise vorwirft, sie durch die Anschläge vom 11. September bloßgestellt zu haben. Wir müssen im Irak einmarschieren, denn Saddam verfügt über »Massenvernichtungswaffen«. Ganz bestimmt hat er sie, auch wenn die Berichte der Waffeninspekteure etwas anderes sagen. Wir müssen Gaddafi stürzen, weil ... ach, dieses Lügengespinst vergisst man am besten schnell wieder. Wir müssen Assad stürzen, denn er hat Chemiewaffen eingesetzt. Wie, alle Beweise sprechen für das Gegenteil? Egal. Russland ist für die Probleme in der Ukraine verantwortlich.


Kommentar: Unsere Massenmedien sind sich vieler Schwächen der menschlichen Psyche bewusst und nutzen das gerne aus. Die Medien machen sich oft, wie bei den oben angeführten Beispielen, die Manipulation der Verfügbarkeitsheuristik zunutze. Aus Wikipedia:
Die Verfügbarkeitsheuristik (engl. availability heuristic) gehört in der Kognitionspsychologie zu den sogenannten Urteilsheuristiken, welche gewissermaßen Faustregeln darstellen, um Sachverhalte auch dann beurteilen zu können, wenn kein Zugang zu präzisen und vollständigen Informationen besteht.

Die Verfügbarkeitsheuristik wird, oft unbewusst, eingesetzt, wenn die Wichtigkeit oder Häufigkeit eines Ereignisses beurteilt werden muss, aber gleichzeitig die Zeit, die Möglichkeit oder der Wille fehlt, um auf präzise Daten zurückzugreifen. In solchen Fällen wird das Urteil stattdessen davon beeinflusst, wie verfügbar dieses Ereignis oder Beispiele ähnlicher Ereignisse im Gedächtnis sind.
Durch die Kontrolle der verfügbaren Information steuern die Medien unsere Wahrnehmung einer Situation und da für viele Menschen nur diese verzerrte Information verfügbar ist, legt sie die Basis für ihre Fehlentscheidungen und Fehlwahrnehmungen.


Das liegt nicht daran, dass die USA die gewählte demokratische Regierung gestürzt hat, sondern daran, dass Russland darauf reagierte, dass 97,6 Prozent der Krim-Bewohner die Rückkehr zu Russland forderten ... in das Land, zu dem die Krim hunderte Jahre lang gehörte, bevor sie der ukrainische Sowjetführer Chruschtschow der Ukraine zuschlug, die damals genau wie Russland noch Teil der Sowjetunion war.

Krieg, Krieg, Krieg - das ist alles, was Washington will. Das spült Geld in die Kassen des militärisch-industriellen Komplexes, dem größten Posten des amerikanischen BIP und neben Wall Street und Israel-Lobby größter Parteienfinanzierer in den USA.

Wer sich den Lügen mit der Wahrheit entgegenstellt, wird dämonisiert. Vergangene Woche erklärte Andrew Lack, der neue Chef des amerikanischen Rundfunkdirektoriums, der russische TV-Sender Russia Today sei genauso schlimm wie die Terrorgruppen Boko Haram und »Islamischer Staat«. Ein absurder Vorwurf, der wohl den Weg ebnen soll für die Schließung von Russia Today in den USA. Ganz genauso hat es Washingtons britische Marionettenregierung mit dem iranischen Sender Press TV gemacht.

Anders gesagt: Briten und Amerikaner dürfen nur das an Nachrichten zu sehen bekommen, was ihnen »ihre« Regierung vorsetzt. Soweit ist es mit der »Freiheit« im Westen gekommen.

Copyright © 2015 by PaulCraigRoberts