Die Milizen der nicht anerkannten Donezker Volksrepublik haben nach eigenen Angaben die völlige Kontrolle über den Eisenbahnknotenpunkt Debalzewo erlangt, der in den letzten Wochen hart umkämpft war. Nach Angaben der Volkswehr hat die ukrainische Armee beim Ausbruch aus dem Kessel Tausende Soldaten verloren.
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„Wir haben die Befreiung von Debalzewo von den illegalen bewaffneten Verbänden (ukrainische Truppen - Red.) abgeschlossen“, teilte der Donezker Republikchef, Alexander Sachartschenko, am Donnerstag mit. Weil die ukrainische Armee den Appell, die Waffen niederzulegen, abgelehnt habe, habe sie schwere Verluste erlitten. „Die Verluste der ukrainischen Streitkräfte im Kessel werden auf 3000 bis 3500 Tote geschätzt“, sagte Sachartschenko der Donezker Nachrichtenagentur Dan mit. „Kiew soll seine Toten abholen.“

Beim Ausbruch aus dem Kessel hinterließ die ukrainische Armee laut Sachartschenko zudem mehrere Eisenbahnwaggons mit Waffen und Munition. „Die Zahl der Technik, die die Ukraine verloren hat, spottet jeder Beschreibung. In Debalzewo und Uglegorsk haben wir ganze Waggons mit Munition erbeutet.“

Die Donezker Volkswehr hatte Anfang Februar im Raum Debalzewo nach eigenen Angaben bis zu 8000 ukrainische Soldaten eingeschlossen und ihnen einen Abzug unter Abgabe der Waffen angeboten. Die ukrainische Regierung bestritt zunächst die Einkesselung der Soldaten. Am Montag kündigte der Kiewer Sicherheitsrat jedoch an, dass ein gewaltsamer Ausbruch aus dem Kessel vorbereitet werde.

Am gestrigen Mittwoch informierte der ukrainische Staatschef Pjotr Poroschenko über einen „planmäßigen Truppenabzug“ aus Debalzewo. Dabei bestritt er, dass es eine Kesselschlacht gegeben habe. Dagegen berichteten der Kommandeur des Kiew-treuen Freiwilligenbataillons „Donbass“, Semen Sementschenko, und der Nationalistenchef Dmitri Jarosch von schweren Verlusten der Armee beim Ausbruch aus Debalzewo.

Seit Beginn der Waffenruhe am 15. Februar, die in Minsk unter Vermittlung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, des französischen Präsidenten Francois Hollande und des russischen Staatschefs Wladimir Putin ausgehandelt worden war, war Debalzewo wohl der einzige Ort in der Ost-Ukraine, in dem die Kämpfe zwischen Militär und Milizen weiter tobten.