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Manchmal muss man sich echt fragen, in was für einer rosaroten Welt voll Zuckerwatte manch einer lebt, in der Korruption etwas Ungeheuerliches, Seltenes und Unerwartetes ist. Man nehme nur unseren "Pannen-Flughafen" in Berlin. Ich lese Spiegel-Online und staune:
Schwerer Korruptionsverdacht am Berliner Flughafen: Die Behörden ermitteln wegen des Vorwurfs der Bestechung und Bestechlichkeit gegen vier Ex-Mitarbeiter eines Ingenieurkonzerns und einen früherenBER-Manager. Es geht um Millionenbeträge.
Was? Schon wieder? Millionen? Wer hätte das gedacht! Gut, dass der Spiegel darüber aufklärt und knallhart investigativ alles aufdeckt. Vielleicht ist es einigen Leuten noch nicht recht bewusst: Dieser Flughafen wurde von Politikern angezettelt und wird vom Steuerzahler bezahlt. Man stelle sich vor, ein Bauunternehmer, der hier nicht schmiert, schönt und betrügt wo es nur geht ist erstens ziemlich blöd und zweitens nicht mehr lange Bauunternehmer. Und das gilt auch für alle anderen, die an diesem Goldesel-Projekt beteiligt sind, schließlich ist es egal was es kostet, wir Steuerzahler bezahlen es!
Berlin - Beim Berliner Hauptstadtflughafen BER lief wieder einmal gar nichts rund. Im November hatte ein Brandschutztest im Terminal keinen Zweifel daran gelassen, dass die Brandschutzanlage nicht funktions- und genehmigungsfähig ist. Zudem drohten beteiligte Unternehmen damit, die Arbeiten ruhen zu lassen, wenn nicht die Flughafengesellschaft finanziell nachbessere. "Das war reine Erpressung", erinnert sich ein früherer BER-Mitarbeiter an die Situation am Ende des Jahres 2012.
Oh welch Tragödie, Pfusch am Bau, noch mehr Kohle, Erpressung, Helau! Als wäre das nicht der Alltag auf Baustellen finanziert aus dem deutschen Steuersäckel. Überall gibt es Verträge und bei Nichteinhaltung Vertragsstrafen. Die eine Seite macht einen Kostenvoranschlag, die andere behält sich vor, bei Überschreiten der Finanzen oder Verzögerungen im Ablauf die im Vertrag vereinbarten Schritte zu unternehmen. Sowas sollte ausgerechnet mit unserem Staat als Vertragspartner nicht möglich sein? Natürlich gibt es keine solchen Verträge, gerade weil es sich nur um Steuergeld handelt! Wie sonst sollten sich alle Seiten daran gesund stoßen können wenn olle Klauseln sie verpflichten, sich an ihr Wort zu halten? Alle wissen es, alle halten die Klappe geschlossen und die Hände auf, so läuft das.
Die Flughafengesellschaft steckte in der Zwickmühle. Die Gesellschafter - der Bund, sowie die Länder Berlin und Brandenburg - wollten endlich Fortschritte am BER sehen. Damals war noch als Eröffnungstermin der Oktober 2013 angekündigt. Um dieses ehrgeizige Ziel auch nur theoretisch erreichen zu können, glaubten die BER-Manager offenbar, die Baufirmen bei Laune halten zu müssen. Allen voran den Ingenieurkonzern Imtech, der eine zentrale Rolle bei der Fertigstellung der Brandschutzanlage spielte.
Wie bitte? "Bei Laune halten müssen"? Was für ein Kaspertheater wollen die uns hier vorspielen? Als ob Laune neuerdings ein Vertrags-Kriterium ist, welches über das Wohl und Wehe von Terminen entscheidet. Und jetzt sitzen die armen Polit-Nieten in der Zwickmühle, mir kommen die Tränen und mein Mitleid kennt keine Grenzen. Vielleicht hätten sie nur alle Beteiligten nach Disneyland einladen müssen, das soll bekanntlich die Laune heben und vielleicht wäre der Flughafen bereits längst fertig? Schließlich bekoche ich ja auch meinen Klempner, stelle ihm eine Flasche Bier hin, wasche seine Klamotten und stecke ihm noch ein wenig Taschengeld zu, um unser gutes Verhältnis nicht zu gefährden, immerhin soll ja mein Abfluss irgendwann auch mal wieder frei sein.
Die Lösung fanden BER-Manager demnach im Dezember: Mit Imtech wurde vereinbart, vorfristig Nachtragsforderungen des Unternehmens in Höhe von 25 Millionen Euro zu begleichen, die von der Flughafengesellschaft aber noch gar nicht auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft worden waren. Am 7. Dezember gab der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft die Zahlungen frei, um wohl die Arbeiten an der Brandschutzanlage zu beschleunigen und Imtech, die sich zu jenem Zeitpunkt in finanziellen Schwierigkeiten befand, die notwendige Liquidität zu sichern. Vier Tage vor dem Jahreswechsel 2012/2013 überwies die Flughafengesellschaft dem Unternehmen die 25 Millionen Euro.
So einfach geht das? Ich glaub ich schreibe Mutti Merkel mal einen Brief und verlange so zwei oder drei Millionen, sonst gehe ich Morgen nicht mehr arbeiten. Immerhin habe ich teure Hobbies und das bissl was ich verdiene, reicht bei weitem nicht aus. Aber vielleicht muss ich Manager sein um zu verstehen, warum solch eine Lösung die Einzige und Beste für alle war. Wie viel Schmiergeld da wohl "unbemerkt" unter den Tischen durch gewandert ist?
Der Flughafen behält sich "rechtliche Schritte" vor

Doch die Staatsanwaltschaft geht nun dem Verdacht nach, ob ehemalige Imtech-Manager die unbürokratische Auszahlung durch Schmiergelder an einen damaligen Bereichsleiter befördert haben. Laut Aussage eines Imtech-Managers soll die Summe zwei Millionen Euro betragen haben, von denen 200.000 Euro an den damaligen BER-Manager sofort ausgezahlt worden seien.
Ups, da steht's ja, 2 Millionen. Da war wohl jemand sauer und hat aus Rache was durchsickern lassen? Vielleicht war es nicht genug, oder anderweitige Erpressungsversuche im Hintergrund gingen in die Hose, wer weiß. Mit Sicherheit ist das bei weitem nicht alles, was tatsächlich von einer Tasche in die andere gewandert ist.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Neuruppin bestätigte die Korruptionsermittlungen, wollte aber wegen der laufenden Ermittlungen zu Details keine Angaben machen. Auch der Anwalt des betroffenen Ex-Managers sowie die betroffenen Ex-Imtech-Mitarbeiter wollten zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.
"Ich sag nix" hat schon die alte Kohl Birne gesagt und ist damit durch gekommen. So ist das, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Im Hinterzimmer wird dann weiter bestochen, solange bis das Verfahren entweder eingestellt wird, jemand als Sündenbock gefunden ist, oder alle zusammen "Mea Culpa" rufen und mit Krokodilstränen eine symbolische Geldstrafe zahlen. Ernsthafte Konsequenzen werden hier sicher nicht gezogen.
Ein Sprecher der niederländischen Imtech-Konzernmutter erklärte, das Unternehmen werde "umfassend mit den Ermittlungsbehörden kooperieren". Firmeninterne Untersuchungen hätten aber bisher Vorwürfe auf unrechtmäßige Zahlungen oder Bestechungsgelder nicht bestätigt.
Wir kennen das doch, schon Herr Koch klärte gegen sich selbst bereits mehrfach "brutalst möglich" auf. Er tat das so brutal, dass alles dabei kaputt ging und am Ende nix raus kam. Was sollten sie denn auch anderes sagen? "Nö, du kommst hier net rein"? Nach Außen müssen schließlich auch die schmierigsten Betrüger ein ehrliches Image pflegen, sonst klappt das alles nicht wirklich, das haben unsere Nieten in Nadelstreifen schon lange kapiert.
Die Flughafengesellschaft war von den Vorwürfen bereits über ein anonymes Schreiben informiert worden, wie ein Sprecher bestätigte. Der Flughafen werde die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen unterstützen und behalte sich "rechtliche Schritte" gegen den ehemaligen Mitarbeiter vor, sollte der Flughafengesellschaft ein Schaden entstanden sein.
Also das muss man mal ins Deutsche übersetzen: Der Schaden, von welchem die "Flughafengesellschaft" hier spricht ist der Image-Schaden, weil das Ganze öffentlich geworden ist und sie kooperiert, weil sie Schadensbegrenzung betreiben muss und heraus finden will, wer ihnen so dreist mit diesem ominösen "anonymen Schreiben" ans Bein gepinkelt hat.
Erst im vorigen Jahr war der ehemalige BER-Technikchef der Korruption verdächtigt worden. Er akzeptierte im vergangenen Oktober einen Strafbefehl mit einer einjährigen Bewährungsstrafe und eine Zahlung in Höhe von 200.000 Euro, weil er die Vergabe eines Planungsauftrags an ein Schmiergeld von 350.000 Euro koppeln wollte, das als Beratungsleistung kaschiert werden sollte.
Ach, lieber Spiegel, ganz am Schluss und im letzten Satz wird die alltägliche Masche, wie am liebsten geschmiert wird, erwähnt. Natürlich fragt sich dort niemand, wie sowas überhaupt geht und warum es möglich ist. Aber hey, so ziemlich jeder Politiker hat doch "Nebenjobs" oder? Und was machen die da so? Na, "Beratertätigkeiten"! Hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier springt einem die Realität geradezu an und das ist nur eine zufällige Auswahl aus den unzähligen Fällen, die "leider" bekannt wurden.

Warum sagt niemand die Wahrheit? Jeder weiß es, aber alle schauen weg! Korruption ist Alltag und gehört zum "guten Ton". Keine Korruption ist die Ausnahme. Ja, wir leben wahrlich auf dem Narrenschiff: