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© PAViel Gemüse und dazu eiweißreiche Beigaben wie Fisch. Eine solche Diät soll große Geschwüre am Wachstum hindern. Doch der wissenschaftliche Nachweis steht noch aus

Ernährungstipps bei Krebs sind umstritten: In Würzburg wird nun eine spezielle Öl-Eiweiß-Diät, auch ketogene Diät genannt, wissenschaftlich geprüft. Die Forscher gehen dabei der Frage nach, ob man einen Tumor, der seine Energie aus Zucker bezieht, einfach aushungern kann, indem man auf Zucker verzichtet.

Über die Ernährung Krebs heilen - dieser Ansatz wird kontrovers diskutiert und gilt häufig als unseriös. Zwar sind aus der Alternativmedizin Diäten bekannt, nach denen wahlweise nur mit Trinkbarem, mit Rohkost oder gar mit frisch gepressten Kalbslebersäften dem Krebs auf den Leib gerückt wird. Für die Wirksamkeit dieser Krebsdiäten gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Experten argumentieren sogar, dass dadurch Krebspatienten weiter in eine Tumor-Kachexie, eine Auszehrung durch Krebs, hineingeraten, zu der sie durch die Erkrankung schon neigen.

Ulrike Kämmerer von der Frauenklinik der Universität Würzburg nimmt jetzt eine dieser Diäten wissenschaftlich unter die Lupe. Sie untersucht die Theorie, ob man einen Tumor, der seine Energie aus Zucker bezieht, einfach aushungern kann, indem man auf Zucker weitestgehend verzichtet und sich an eine Öl-Eiweiß-Diät hält. Dazu muss man wissen, dass viele Tumoren einen anderen Stoffwechsel als normales Körpergewebe haben.

Gesunde Zellen gewinnen ihre Energie, indem sie Traubenzucker (Glukose) mithilfe von Sauerstoff restlos in die Endprodukte Kohlendioxid (CO2) und Wasser verbrennen. Tumorzellen dagegen vergären den Zucker ohne Sauerstoffverbrauch nur bis zum Endprodukt Milchsäure. Diese Milchsäuregärung ist allerdings weit weniger effektiv als die Verbrennung des Zuckers zu CO2 und Wasser. Und das heißt, Tumorzellen brauchen sehr viel Traubenzucker, um ihren erhöhten Energiebedarf zu decken.

Letztlich aber sind die Tumoren auf den Milchsäureweg angewiesen. „Denn ab einer bestimmten Größe können sie ihren Energiebedarf nicht mehr auf normalem Wege decken, da die Menge an Sauerstoff begrenzt ist, die auf den Blutbahnen angeschwommen kommt. So erleiden sie einen Sauerstoffmangel, der sie am weiteren Wachstum bremsen würde“, sagt Kämmerer. Erhält der Tumor in dieser Situation keinen Glukosenachschub, könnte er zumindest am weiteren Wachstum gehindert werden. Für den Patienten heißt das: keine Süßigkeiten, keine Kartoffeln, kein Reis, keine Nudeln, wenig Obst und nur spezielle Brotsorten. Dafür aber hochwertige Pflanzenöle kombiniert mit Joghurt, Eiweiß in Form von Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, viel Gemüse und Nüsse.

„Wichtig ist bei einer solchen Öl-Eiweiß-Diät, auch ketogene Diät genannt, auf Omega-3-Fettsäuren im Essen zu achten, denn diese haben in zahlreichen Studien bewiesen, dass sie auch die Vermehrung von Krebszellen verhindern können. Sie sind also tumorinhibitorisch“, sagt die Expertin. Besonders geeignet sind Leinöl und Hanföl.

Doch eine solche Diät kommt nicht für jeden Patienten infrage. Sie ist ausschließlich bei weit fortgeschrittenen Tumoren sinnvoll, die bereits auf die Milchsäuregärung umgestellt haben. Ob das der Fall ist, lässt sich mithilfe einer Untersuchung mittels Positronen-Emissions-Tomografie (Pet) feststellen. Die Zuckermenge, die ein Geschwür aufnimmt, ist bestimmbar. Auch wenn ein Patient viel Appetit auf Süßes hat, ist das ein verräterisches Zeichen.

Um die keratogene Diät auf Krebsgeschwüre zu verifizieren, haben die Wissenschaftler an der Frauenklinik in Würzburg eine Studie mit 30 Patienten begonnen. Die Untersuchung läuft noch, aber nach ersten Ergebnissen sprechen einige Patienten tatsächlich sehr gut auf diese Art der Krebsdiät an, vor allem dann, wenn das verwendete Öl reich an hochwertigen Omega-3-Fettsäuren ist. Allerdings sei es noch zu früh, um verlässliche Empfehlungen auszugeben.

In die Studie können auch noch weitere Patienten aufgenommen werden. Diese sollten fünf Kriterien erfüllen: 1. Es ist ein fortgeschrittener Tumor vorhanden. 2. Dieser ist mithilfe von bildgebenden Verfahren oder mit einem Tumormarker nachweisbar. 3. Es liegt eine lange Therapiepause vor, beziehungsweise die Standardtherapie wurde beendet. 4. Die Probanden können selbst essen und sich versorgen. 5. Die Patienten müssen die Krebsdiät wollen und sich nicht von jemandem unter Druck gesetzt fühlen. Der Wohnort ist hingegen gleichgültig, denn wenn der Hausarzt mitmacht, ist auch eine Fernbetreuung möglich.

Die meisten Diäten zur Krebstherapie sind nur mit Vorsicht zu genießen:

Ketogene Diät

Je größer ein Krebsgeschwür ist, desto mehr Zucker vergärt es zu Milchsäure. Das nutzt die ketogene Diät, bei der die Nahrung kaum Zucker enthält, dafür Eiweiße und Fett, sodass keine Mangelernährung auftritt. Die Diät wird derzeit wissenschaftlich geprüft.

Breuss-Diät

Der Krebs lebt angeblich nur von festen Stoffen und kann durch eine 42-tägige Saft- und Teekur ausgehungert werden. Gefahr: Mangelernährung, Immunschwächung.

Gerson-Diät

Verspricht Hilfe durch innere Entgiftung. Dazu bedürfe es einer streng vegetarischen Ernährung, allerdings auch mit frisch gepressten Kalbslebersäften und Kaffee-Rizinus-Einläufen. Gefahr: Schlafstörungen.

Burger-Diät

Alles ist erlaubt, wenn es gut riecht und schmeckt und zudem roh ist. Das gilt auch für Eier und Fleisch. Gefahr: Mangelernährung.