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© reuters/stringerEx-Präsident Wiktor Janukowitsch (rechts) am 12. Februar 2008 im ukrainischen Parlament mit seinem Sohn Wiktor, der am Wochenende unter noch ungeklärten Umständen im sibirischen Baikalsee ertrunken ist.
Ein Sohn des Ex-Präsidenten Janukowitsch verunglückte am Wochenende tödlich - der vorerst letzte einer Reihe ungeklärter Todesfälle unter Politikern

Seit Jahresbeginn hält eine rätselhafte Serie von Todesfällen die Ukraine in Atem. Es handelt sich durchwegs um Politiker der früher regierenden Partei der Regionen des geflüchteten Ex-Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Am Wochenende verunglückte nun sein Sohn Wiktor junior unter bisher ungeklärten Umständen tödlich. Der 33-Jährige war bis Oktober 2014 Parlamentarier.

Janukowitsch junior soll nach Angaben seines Parteifreundes Nestor Schufritsch auf dem Baikalsee in der russischen Region Irkutsk in Sibirien mit seinem mehrere hundert PS-starken VW Multivan verunglückt sein. Der 33-Jährige war nicht allein unterwegs. Seine fünf Begleiter konnten aus dem eisigen Wasser gerettet werden.

Die Gruppe war laut Anton Geratschenko, einem Berater des ukrainischen Innenministers, am Samstag zu einer Tour auf den zugefrorenen Baikalsee aufgebrochen. Das Fahrzeug soll bei hoher Geschwindigkeit im Eis eingebrochen sein. Warum sich Wiktor Janukowitsch junior nicht retten konnte, blieb zunächst ungeklärt.

Acht Jahre im Parlament

Janukowitsch junior galt als erfahrener Rallye- und Extremfahrer und war Vorsitzender des Autosportverbands der Ukraine. Er war aber auch Politiker. Von 2006 bis 2014 saß er für die Partei der Regionen im Parlament und war Chef des Jugendverbands. Er hinterlässt seine Frau Olga und den fünf Jahre alten Sohn Ilja.

Janukowitsch junior ist das bislang prominenteste Opfer einer rätselhaften Todesserie innerhalb der ehemals mächtigen Partei der Regionen. Es begann am 29. Jänner. Damals wurde Alexej Kolesnik erhängt in seinem Haus gefunden. Er war Regierungschef der Regionalverwaltung des Oblast Charkiw und wie alle späteren Opfer Mitglied der Partei der Regionen.

Am 25. und am 26. Februar wurden Sergej Valter, Bürgermeister der ostukrainischen Stadt Melitopol, und Alexander Bordjuk, ehemaliger Polizeichef, tot aufgefunden. Valter hatte sich angeblich erhängt, Bordjuk erschossen.

Sturz aus dem 17. Stock

Wenige Tage danach sorgte der angebliche Freitod Nikolai Tschtschtows, Ex-Fraktionschef der Partei, für Aufsehen. Der Politiker war in der Nacht auf den 1. März aus seiner Kiewer Wohnung im 17. Stock gestürzt. Am 9. März fanden Familienangehörige die Leiche von Stanislaw Melnik. Er lag erschossen in der Badewanne.

Am 12. März wurde Alexander Pekluschtschenko mit Schussverletzungen am Hals tot auf dem Grundstück seiner Datscha in der Nähe der Stadt Saporischschja aufgefunden. Er war Chef der Regionalregierung des Oblast Saporischschja und galt ebenfalls als Vertrauter des früheren Präsidenten Janukowitsch.

Ukrainische Medien sprechen offen von "Säuberungsaktionen innerhalb der Partei der Regionen". Ein Insider hatte im ukrainischen Fernsehen erklärt, die Aktion sei erst angelaufen und werde "noch viele Menschenleben kosten". Stimme und Aussehen des Zeugen wurden verfremdet.

In Spekulationen über die Hintergründe ist von innerparteilichen Rivalitäten ebenso die Rede wie von einer möglichen Rolle ukrainischer oder russischer Geheimdienste.