Bogotá. Laut einem Bericht einer unabhängigen historischen Kommission in Kolumbien haben Angehörige der US-Streitkräfte und in ihrem Dienst stehender privater Militärunternehmen in den Jahren 2003 bis 2007 mindestens 54 Kinder sexuell missbraucht. Der im vergangenen Monat vorgelegte 800-seitige Bericht war am Verhandlungstisch in Havanna von der Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) in Auftrag gegeben worden, um einen Beitrag zur Aufarbeitung der im Verlauf des bewaffneten Konflikts begangenen Verbrechen zu liefern.
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© Ejercito de Colombia
Einer der Mitarbeiter der Kommission, Professor Renán Vega, konzentrierte sich auf die Rolle der USA im Konflikt und erhebt schwere Vorwürfe: "Es gibt sehr viele Informationen über den sexuellen Missbrauch durch Soldaten, und dank der bilateralen Abkommen und der diplomatischen Immunität von US-Offiziellen herrscht komplette Straflosigkeit." Die Taten bezeichnete er als "sexuellen Imperialismus".

Konkret nennt der Bericht 53 Fälle in der Stadt Melgar, etwa 100 Kilometer von Bogotá entfernt im Zentrum Kolumbiens. Die Soldaten missbrauchten dort ihre minderjährigen Opfer, filmten die Taten und verkauften die Aufnahmen später als pornografisches Material. Oft waren die Opfer anschließend Drohungen und Vertreibungen ausgesetzt, wie Kolumbiens größte Tageszeitung El Tiempo berichtet.

Ein Fall, der jahrelang Aufmerksamkeit in den kolumbianischen Medien erhielt, ereignete sich 2007 ebenfalls in Melgar. Der US-Sergeant Michael J. Coen und der Angestellte eines privaten Militärunternehmens, Cesar Ruiz, vergewaltigten in der Militärbasis ein zwölfjähriges Mädchen. Kolumbianische Ermittler erklärten, dass das Mädchen unter Drogen gesetzt und mehrmals missbraucht wurde. Doch aufgrund der Immunität konnten sie die US-Militärs nicht belangen, bevor diese aus dem Land flohen. Auch aufseiten der US-Justiz wurde der Fall nicht weiterverfolgt.


Der Bericht benennt die Taten ausdrücklich als Beispiele, und die Zeitung El Turbion spricht von 37 weiteren Fällen sexueller Gewalt von amerikanischen Soldaten allein zwischen 2006 und 2007.

Die Soldaten und Angestellten privater Militärunternehmen der US-Streitkräfte waren im Rahmen des sogenannten Plan Colombia im Einsatz, eines umfangreichen Programms militärischer Unterstützung der USA für Kolumbien mit dem offiziellen Ziel der Stärkung des gemeinsamen "Kriegs gegen Drogen". Faktisch war es auf die Bekämpfung der FARC-Guerilla ausgerichtet. Das im Jahr 1999 zunächst bewilligte Gesamtbudget betrug 3,7 Milliarden US-Dollar. Kolumbien wurde zum weltweit drittgrößten Empfänger von US-Militärhilfe, nach Israel und Ägypten. Die finanzielle Förderung im Rahmen des Plan Colombia dauert an. Für 2014 hatten die USA Kolumbien 117 Millionen Dollar Militärhilfe zugesichert.