Angesichts der massiven finanziellen Anspannungen und dem zunehmend schwierigen Verhältnis zu Brüssel, sucht Athen nun die Nähe zu Moskau. Die EU-Partner selbst sehen die griechische Annäherung an Russland mehrheitlich eher als Affront gegenüber der "gemeinsamen europäischen Linie".
Wladimir Putin
© KremlWladimir Putin
Griechenland und Russland verbindet weitaus mehr als nur die Orthodoxie. Nun kommt auch das schwierige Verhältnis zur EU-Spitze hinzu. Nach einem früher "frostigen Verhältnis" strebe er in den bilateralen Beziehungen einen "Frühling" an, sagte Tsipras in einem am Dienstag in Moskau veröffentlichten Interview der russischen Agentur Tass.

Dabei verwies der griechische Regierungschef darauf, dass die Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts eine "Sackgasse" wären. Zwar hat die Vorgängerregierung den "sinnlosen" Maßnahmen zugestimmt, doch mit der neuen Regierung soll sich das nun ändern. Die Annäherung Athens hat jedoch auch vor allem finanzielle Gründe: So erhofft sich Griechenland, welches vor der Staatspleite steht, Finanzhilfen von Moskau. Außenminister Lawrow teilte bereits mit, dass Moskau dies prüfen werde.

Zudem versucht Tsipras noch etwas für die eigene Wirtschaft herauszuholen: Günstigere Erdgaspreise sollen die griechischen Haushalte entlasten und eine Lockerung des von Russland verhängten Importverbots (welches als Reaktion auf die EU-Sanktionen eingeführt wurde) für griechische Lebensmittel soll ebenfalls stimulierend wirken. Wenn schon die EU nicht helfen will, dann sucht Tsipras eben von außerhalb Hilfe. Das haben sich die Hardliner in Brüssel und Berlin selbst zuzuschreiben.

Die eigenständige Außenpolitik Griechenlands wird jedoch von den EU-Vertretern beinahe schon als Affront empfunden. Es ist quasi ein Sündenfall, zumal Athen damit die "gemeinsame Außenpolitik" der Union unterminiert. Dabei gibt es schon länger Misstöne im EU-Sanktionskonzert. Vor allem Länder wie Österreich, Ungarn oder aber auch Tschechien treten immer wieder als Kritiker der von den USA initiierten Sanktionen auf. Dennoch halten sich auch diese Länder ans Procedere. Nur das widerspenstige Griechenland schert langsam aber sicher aus. Dies könnte der Anfang vom Ende der EU-Sanktionen sein.