Die russische Regierung ist bereit, Gespräche mit der griechischen Regierung über die Vergabe von Krediten und einen Rabatt auf den Kauf russischen Erdgases zu führen. Mit der Hilfe Moskaus könnte Griechenland seine existenzielle Abhängigkeit gegenüber Brüssel reduzieren und eine selbstbestimmte Politik im Interesse der griechischen Bevölkerung einleiten.
Akropolis Griechenland
© Onkel Tuca CC BY-SA 3.0
„Wir sind bereit, die Frage einer Bereitstellung von Krediten und eines Gas-Rabatts für Griechenland zu diskutieren: Der Gas-Preis ist vertraglich an die Preisentwicklung von Erdöl gebunden, diese ist in den letzten Monaten deutlich gesunken. Auch sind wir bereit, neue Kredite an Griechenland zu erörtern“, führte ein hochrangiger russischer Regierungsbeamter aus, der unter der Bedingung, anonym zu bleiben, am Dienstag mit der russischen Tageszeitung Kommersant sprach.

Der Quelle zufolge seien russische Regierungsbehörden daran interessiert, in diverse griechische Vermögenswerte zu investieren. Eine solche Kooperation begründe die Basis für die Gewährung zusätzlicher Kredite, hieß es weiter.


Unterdessen wurde angekündigt, dass sich der griechische Premierminister Alexis Tsipras, der seit seiner Wahl im Januar entgegen der Vorgängerregierung nach mehr politischer Unabhängigkeit gegenüber der EU-Austeritätsdoktrin strebt, am kommenden Mittwoch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen werde. Laut Kommersant misst die Regierung in Moskau dem Treffen mit Tsipras eine zentrale Bedeutung bei. Die wegen der Ukraine-Krise angespannten Beziehungen zur Europäischen Union sollen dabei nicht weiter angekratzt werden. Vielmehr ziele Russland darauf ab, diese auch mit Hilfe Athens wieder aufzuwärmen.

Die von der linksgerichteten Syriza-Partei geführte Regierung lehnt den von Brüssel verfolgten Anti-Russland-Kurs ab. Vor allem fordert Syriza, die Aufhebung politisch motivierter Wirtschaftssanktionen gegen den größten Wirtschaftsmarkt in unmittelbarer Nachbarschaft der Europäischen Union. Diese schade vor allem der lahmenden EU-Wirtschaft.

Zudem plant Griechenland, das rund 65 Prozent seines Erdgases aus Russland importiert, die Zusammenarbeit mit den russischen Partnern im Energiebereich weiter zu vertiefen. Griechenland befürwortet auch den geplanten Bau der so genannten „Turkish Stream“-Pipeline, ein gemeinsames Energieprojekt zwischen der Regierung in Moskau und Ankara. Dieses sieht unter anderem die Versorgung Griechenlands mit russischem Erdgas über die Türkei vor.

Inzwischen könnten sich die Beziehungen Griechenlands zur Europäischen Union weiter eintrüben, sollte Athen den seitens der Troika auferlegten Sparverpflichtungen nicht nachkommen. Griechenlands Schulden gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) und anderen internationalen Gläubigern umfassen rund 270 Milliarden US-Dollar.