Drei Berufsschüler haben in Nienburg an der Weser am eigenen Leib erfahren, wie gefährlich die neuen synthetischen Drogen "Legal Highs" sind: Die Jugendlichen wären fast gestorben. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung will die Substanzen jetzt verbieten.

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© dpaSogenannte Legal Highs sind zum Beispiel als Kräutermischung getarnte synthetische Drogen
  • Drei Jugendliche nach Einnahme von "Legal Highs" zeitweise in Lebensgefahr
  • Drogen sind als Kräutermischung oder Badesalze getarnt
  • Beauftragte der Regierung will möglichst viele der Substanzen verbieten
Drei junge Männer zwischen 17 und 19 Jahren haben den Konsum künstlicher Drogen beinahe mit ihrem Leben bezahlt. Die Männer seien am Montagabend hilflos in der Nähe eines Supermarktes in Nienburg an der Weser beobachtet worden, teilte die Polizei am Dienstag mit. Sie wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Anfangs schwebten die drei demnach in Lebensgefahr. Die jungen Männer - Teilnehmer eines Berufsschullehrgangs aus Celle - hatten nach ersten Ermittlungen sogenannte "Legal Highs" konsumiert, unter dem Namen „King Kong“ und „Devil Eye“ vertriebene Kräutermixturen.

"Legal Highs" sind als Kräutermischungen, Badesalz oder Lufterfrischer getarnte Drogen, die Experten wegen ihrer unberechenbaren Wirkung als sehr gefährlich einschätzen. Wie am Dienstag Bundeskriminalamt und Bundesregierung in Berlin mitteilten, gefährden sich immer mehr Menschen in Deutschland mit neuen künstlichen Drogen. So stieg die Zahl der Toten wegen "Legal Highs" und anderer synthetischer Rauschmittel binnen eines Jahres von fünf auf 25.

Gruppen-Vergiftungen durch "Legal Highs"

Die Anbieter umgehen bisher die bestehenden Verbote, weil sich die Substanzen von bereits verbotenen unterscheiden. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), erwägt jetzt aber ein Verbot möglichst vieler solcher Substanzen. Mortler kündigte für dieses Jahr ein neues Gesetz an, nach dem künftig alle diese Substanzen genereller als illegal eingestuft werden können. Es werde eine „mutige Lösung“ geben, sagte sie bei der Vorstellung des jährlichen Drogenberichtes der Bundesregierung.

BKA-Chef Holger Münch berichtete, dass die Polizei immer wieder auf ganze Gruppen von Konsumenten stoße, die sich durch "Legal Highs" vergiftet haben. Die Symptome reichten von Übelkeit, Erbrechen und Herzrasen bis hin zu Orientierungsverlust. Im schlimmsten Fall könne auch der Tod eintreten.

Amphetamine, Ecstasy, Crystal als Einstiegsdrogen

Dem Drogenbericht zufolge gab es bei den Erstkonsumenten harter Drogen 2014 den größten Anstieg bei Ecstasy mit 2096 Fällen (plus 42 Prozent). Bei Crystal Meth gab es ein Plus von 14 Prozent auf 3138. Bei Amphetamin stieg die Zahl der Erstauffälligen um 381 auf 11.356.

Drogenbeauftragte Mortler sagte, Crystal habe sich mittlerweile deutlich über die Grenzregionen zu Tschechien hinaus ausgebreitet, wo die Droge vielfach in kleinen Rauschgiftküchen hergestellt wird. So habe Crystal längst auch die Hauptstadt Berlin erreicht. Zusätzliche Mittel zur Vorbeugung seien bereitgestellt worden. Unterm Strich wurden trotz der Rückgänge bei Heroin, Kokain und Crack mehr Menschen erstmals drogenauffällig.

„Im vergangenen Jahr starben leider drei Minderjährige durch illegale Drogen“, teilte die Drogenbeauftragte Marlene Mortler mit. Pro Jahr gebe es im Vergleich zu den Zahlen bei den harten Drogen rund 110.000 Menschen, die infolge von Tabak sterben, sowie rund 75.000 infolge von Alkohol.

Bei den Rauschgifttoten handelt es sich zu 85 Prozent um Männer. Der Altersdurchschnitt der Drogentoten stieg auf rund 38 Jahre an. Die Haupttodesursache war nach wie vor eine Überdosis Heroin, oft in Verbindung mit anderen Stoffen.

akw/dpa