Israelischer Panzer haben mehrmals auf die Stadt Beit Hanun im Gaza-Streifen gefeuert. Auslöser war offenbar ein vorhergehender Raketenbeschuss aus dem Gebiet im Gazastreifen. An der Grenze erklangen die Alarmsirenen.
netanjahu
Als Reaktion auf Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen haben israelische Panzer mehrmals auf die im Norden des Küstengebiets gelegene Stadt Beit Hanun gefeuert. Verletzte gebe es nicht, sagte Aschraf al-Kidra, Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza. In palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es, mehrere Explosionen seien am Donnerstag im nördlichen Gazastreifen zu hören gewesen. Schäden gäbe es jedoch nicht.

Eine Sprecherin der israelischen Armee hatte zuvor im Rundfunk bestätigt, dass aus der Region eine Rakete auf den Süden Israels abgefeuert worden sei. Auch dabei gab es weder Schäden noch Verletzte. In Gemeinden nahe der Grenze zum Gazastreifen erklangen Alarmsirenen.


Kommentar: Ein Auszug aus einem früheren Sott-Fokus Artikel:
In einem Artikel von Haaretz am 20. August hat der Chefkorrespondent und Kolumnist Amir Oren ein paar kryptische und dennoch sehr interessante Anmerkungen über Deifdas als Angriffsziel gemacht:
"Es spielt keine Rolle, ob die Hamas die Raketen abgefeuert hatte, die Negev am Dienstagabend getroffen hat, oder wusste, wer das getan hatte [...] wenn die Hamas Version vom Ablauf der Ereignisse stimmt, dann erweckt es den Eindruck, dass Israel hoffte, die seltene Gelegenheit zu haben, Deif treffen zu können [...] [Israel] benötigte dafür nur zwei Vorbedingungen: den Bruch der Waffenruhe durch die Palästinenser, welcher Israel den Vorwand für einen Angriff geben würde [...] und die Involvierung anderer Gruppen, abgesehen von der Hamas, in diese militärische Auseinandersetzung."
Oren fährt fort:
"In der Vergangenheit, vor mehr als 30 Jahren, gab es in Israel militärische und diplomatische Offizielle, die nicht abgeneigt waren, einen Zwischenfall herbeizuführen, um einen Vorwand zu haben, darauf mit einer im Voraus geplanten Operation zu reagieren."



Hamas weist Verantwortung für Raketenangriff von sich

Ein hochrangiger Vertreter der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas teilte mit, seine Bewegung habe keine Kenntnis von abgefeuerten Raketen. Die palästinensischen Gruppen stünden hinter der Waffenruhe mit Israel, schrieb Ismail Radwan in einer Email.


Kommentar: Dazu ein weiterer Auszug aus einem anderen Sott-Artikel:
Herr YUSUF: Wissen Sie, eigentlich haben wir gesagt, dass wir bereit sind den Waffenstillstand zu verlängern. Aber die Bedingungen, die wir in Kairo vereinbart haben, haben die Israelis nie erfüllt. Es war vereinbart, dass sie die Grenzübergänge für humanitäre Hilfe öffnen werden. Leider wurden diese Grenzen in 50 Prozent der Fälle nie geöffnet und auch die Anzahl der Fahrzeuge, die eigentlich täglich nach Gaza hätten kommen sollen, wurden ebenfalls in 50 Prozent der Fälle nicht durchgelassen - es gibt keinen Zement, keinen Asphalt, kein Kunststoff und so ziemlich alles andere auch nicht. Viele Mittel zur medizinischen Versorgung durften auch nicht die Grenze nach Gaza überqueren.

SIEGEL: Aber war nicht die Reaktion, Raketen auf Israel abzufeuern... war das nicht schon vorhersehbar, dass das diese Vergeltungsmaßnahmen der Israelis verursachen wird?

Herr YUSUF: Nein, nein. Das hat nichts mit dem abfeuern von Raketen zu tun, weil keine Raketen abgefeuert wurden. Es gibt Kollaborateure, manchmal feuern sie nachdem sie von den Israelis aufgefordert werden, vielleicht einige dieser hausgemachten Projektile abzufeuern. Sie wissen das die Hamas alles in ihrer Macht stehende dafür gemacht hat, die Grenze zu schützen und nicht zuzulassen, dass jemand Raketen abschießt.

Siegel: Aber dann sagen Sie ja, dass wenn Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden, Sie sagen also, dass diese Raketen von israelischen Kollaborateuren abgefeuert wurden, die die Israelis so arrangieren, dass sie dies für sie tun...

Herr YUSUF: Eigentlich überprüfen wir alle - lassen Sie mich versuchen zu prüfen, ob es da tatsächlich welche gibt - wir prüfen jene politischen und militanten Gruppen, die wirklich ihr Engagement zeigen. Und wenn wir sie überprüfen, na ja - sie alle haben abgestritten, dass irgendjemand von ihnen Raketen abgefeuert hat. Also, wer hat diese Raketen abgefeuert? Wir können uns das nicht erklären, außer dass es israelische Kollaborateure waren.

Israel und die Palästinenser hatten im Sommer 2014 einen 50-tägigen Krieg geführt, an dessen Ende eine unbefristete Waffenruhe vereinbart worden war. Seitdem gab es vereinzelte Raketen- und Mörserangriffe auf den Süden Israels. Als Antwort auf eine solche Attacke flog Israels Armee im Dezember einen Angriff auf eine Hamas-Ausbildungsstätte.

2100 Palästinenser starben im 50-tägigen Krieg

Während des Krieges wurden in dem abgeschotteten Küstenstreifen am Mittelmeer dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA zufolge 96 000 Häuser zerstört oder beschädigt. Mehr als 2100 Palästinenser und mehr als 70 Israelis starben während des Konflikts. UNRWA-Direktor Robert Turner beschrieb die humanitäre Lage im Gazastreifen am Donnerstag als "katastrophal". Die Menschen stünden vor einer Hungersnot, hieß es in einer Mitteilung.

agr/dpa