Die Digitalwährung Bitcoin machte zuletzt vor allem mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Trotzdem glauben Unternehmen und Investoren weiterhin fest an ihr Potenzial als Zahlungsmittel der Zukunft.
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Durch den Absturz des Bitcoin-Kurses von mehr als 1100 Dollar auf etwa 200 Dollar hat das Image der Krypto-Währung schweren Schaden genommen. Die wichtigste Bitcoin-Börse ist implodiert, die Währung spielte bei schweren Betrugs- und Raubfällen eine Rolle, und trotz der Tatsache, dass sie inzwischen von Zehntausenden Händlern akzeptiert wird, ist sie noch kein verbreitetes Zahlungsmittel geworden. Doch in den Augen der Investoren, Entrepreneure und Enthusiasten, die sich Ende April zu einer Konferenz in New York versammelten, könnte die Zukunft von Bitcoin trotzdem heller sein als je zuvor.

Ihr Argument: Die Technologie hinter der Währung steckt noch in den Kinderschuhen, und das Potenzial, auf dieser Grundlage überzeugende Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, ist längst noch nicht realisiert. Eine wachsende Zahl von Start-ups arbeitet unter Hochdruck an Apps, von denen sie sich erhoffen, dass sie eine verbreitete Nutzung der von keiner Regierung garantierten Währung anschieben werden. "In den vergangenen 24 Monaten wurden in dieser Branche 1 Milliarde Dollar investiert", sagte Barry Silbert, Gründer der Finanztechnologiefirma SecondMarket und Investor bei 48 Start-ups mit Bitcoin-Bezug, bei der Konferenz. "Wir stehen gerade erst am Anfang."

Silbert setzt darauf, dass neue Dienste dazu beitragen werden, dass Verbraucher einer Währung vertrauen, die sie nicht anfassen und vielleicht nicht einmal richtig verstehen können. Eines von seinen 48 Unternehmen ist Xapo aus dem Silicon Valley, das zur "führenden Bitcoin-Bank" werden will, auch wenn es technisch gesehen gar keine Bank ist.

Um Bitcoins anzunehmen und auszugeben, brauchen Nutzer eine digitale "Wallet", das als Tresor für eine Reihe aus Zahlen und Buchstaben dient - den "privaten Schlüssel", ohne den es nicht möglich ist, Bitcoins aus einem Konto freizugeben und zu übertragen. Mangelndes Vertrauen in die Sicherheit von Wallet-Diensten nach einer langen Reihe von aktuellen Schlüssel-Diebstählen und Betrugsversuchen ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass Bitcoin zu stagnieren scheint.

Es gibt noch weitere gut finanzierte Wallet-Dienste, etwa Coinbase oder Circle, doch die aufwendigen Maßnahmen von Xapo zur Sicherung der privaten Schlüssel seiner Kunden sind vielleicht einzigartig. Die Speicherung erfolgt auf Servern, die nie ans Internet angeschlossen werden und, bewacht von bewaffnetem Personal, in einem Netz aus über die ganze Welt verteilten unterirdischen Tresoren weggesperrt sind. Außerdem bietet Xapo Versicherungen für Bitcoin-Einlagen an.

Die meisten Xapo-Kunden sind institutionelle Anleger - Hedgefonds, Wagniskapitalfonds, sehr reiche Personen und andere Unternehmen, die Bitcoins kaufen. Bei Versuchen, auch normale Verbraucher zur Nutzung von Bitcoins und Xapo zu bewegen, dürften die besten Chancen auf kurze Sicht in Entwicklungsländern liegen, wie Ted Rogers, der Strategiechef von Xapo, erklärt. Denn hier müsse die Bevölkerung oft mit kaum oder gar keinen klassischen Bankdiensten auskommen, und die Landeswährungen seien teils noch volatiler oder weniger verlässlich als Bitcoins.

Um Kunden in solchen Ländern zu gewinnen, bietet Xapo etwas an, das Rogers als die "einzige echte Bitcoin-Debitkarte" bezeichnet. Bei anderen Karten mit dieser Bezeichnung handelt es sich in Wirklichkeit um Prepaid-Karten, bei denen der Inhaber vorab Bitcoins verkaufen muss, um sie aufzuladen. Die Xapo-Karte dagegen bucht bei jeder Transaktion direkt von der Bitcoin-Wallet ab, was einen Faktor eliminiert, der potenzielle Kunden abschrecken könnte. Die Summe kommt als normales Geld beim Gegenüber auf dem Konto an. Allerdings müssen die Kunden vorher natürlich ihre Wallet mit Coins gefüllt haben.

Zu den Vorteilen von Bitcoin zählt die Möglichkeit, grenzüberschreitende Geldtransfers ohne die Gebühren vorzunehmen, die beim Tausch von nationalen Währungen anfallen. Einer der Anbieter, die das erleichtern wollen, ist der Geldüberweisungsdienst Abra. Er verwendet das als Blockchain bekannte Register für Bitcoin-Transaktionen, das allerdings nur hinter den Kulissen - Verbraucher, die Abra nutzen, müssen keine Bitcoins kaufen oder verkaufen oder auf sonst irgendeine Weise direkt damit interagieren. "Offen gesagt, meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis man Bitcoins benutzen wird, ohne es überhaupt zu wissen", sagt Silbert.