Die EU will US-Gas importieren und möchte dies auch im TTIP-Abkommen geregelt haben. Die USA gehen nicht auf den Vorschlag ein. Denn die US-Energiekonzerne sind nicht an Gas-Exporten in die EU interessiert, sondern an den Schiefergas-Ressourcen in der EU. Sie wollen direkt auf dem europäischen Kontinent produzieren. Dadurch könnten sie sich Milliarden an staatlichen Fördergeldern sichern.

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Die EU möchte im Rahmen des TTIP-Abkommens einen Abschnitt über die Energie-Kooperation mit den USA aushandeln. Im Interview mit dem Wall Street Journal sagte der Energiekommissar für die Energieunion, Maroš Šefčovič, dass die EU ihre Energieabhängigkeit von Russland verringern möchte. Deshalb erwarte Brüssel von Washington die Aufhebung der geltenden Export-Restriktionen von US-Schiefergas nach Europa. „Wir glauben, dass das TTIP-Energiekapitel (...) einen wichtigen Beitrag zum Handel beisteuern und die Energiesicherheit der EU garantieren kann“, so Šefčovič.

Die US-Schiefergasindustrie wird imstande sein, 240 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag zu verkaufen. Šefčovič sagt, dass die EU der größte Markt und der größte Energie-Importeur der Welt sei. „Ich denke, wir sind ein ganz wichtiges Ziel für die Exporteure“, so der EU-Kommissar. Trevor Kincaid, ein Sprecher der US-Regierung, weist darauf hin, dass die US-Regierung sich bisher noch keine Gedanken über die Unterbringung eines Energiekapitels in das TTIP-Abkommen gemacht hat.

Doch die USA sind offenbar nicht zwangsläufig daran interessiert, Schiefergas massenhaft nach Europa zu exportieren, die Kosten für einen solchen Transport wären untragbar. Den US-Energiekonzernen geht es darum vor Ort in Europa auf die Schiefergas-Ressourcen zuzugreifen. Dafür bietet das TTIP-Abkommen ohnehin genug Spielraum. Ende März hatte das Bundeskabinett in Berlin das umstrittene Fracking-Gesetz gebilligt: Damit öffnete Deutschland den US-Energiekonzernen die Tür nach Europa. Denn nach dem überraschenden Atomausstieg ist Deutschland besonders anfällig und sucht nach Alternativen, um sich aus der russischen Abhängigkeit zu befreien. Hier bieten die Amerikaner Hilfe an und versprechen, mit dem Fracking ein neues Wundermittel gefunden zu haben.

Hinzu kommt, dass sie sich durch derartige Investitionen auf dem europäischen Kontinent Milliarden an staatlichen Fördergeldern sichern wollen. Der EU-Steuerzahler wird am Ende die Fracking-Expansion von US-Konzernen in Europa finanzieren müssen. Die europäischen und amerikanischen Steuerzahler mussten bereits 1,3 Milliarden Euro zahlen, um für US-Firmen einen Terminal für Flüssig-Gas zu errichten.

Energie-Fachleute zweifeln am Fracking in Europa: Die Fördermethode ist innerhalb der EU zu teuer. Der Widerstand innerhalb der Bevölkerung ist groß. Die Amerikaner wollen unter anderem ihre Fracking-Technologie rasch in die Ukraine bringen, um Kiew von Russland loszureißen.