Während der Norden Deutschlands noch unter der Hitze von 30 Grad ächzt, ziehen vom Westen Unwetter heran. Schwerer Starkregen sorgt in Nordrhein-Westfalen für überschwemmte Straßen und Keller. Auch über Rheinland-Pfalz und Hessen ziehen Gewitter.
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Offenbach - Die sommerlichen Tage mit Temperaturen in Richtung 30 Grad gehen am Wochenende nach heftigen Donnerwettern zunächst zu Ende. Bei schwachem Wind ziehen die Gewitter langsam von West nach Ost über Deutschland und bringen Starkregen, Hagel und Sturmböen. Besonders stark betroffen ist davon am frühen Freitagabend Nordrhein-Westfalen. "Wir haben Notrufe ohne Ende", sagte ein Feuerwehrsprecher. Sechs Menschen wurden bei einem Blitzeinschlag bei einem Zeltlager in Brüggen am Niederrhein verletzt. Glimpflicher war die Lage nach ersten Berichten in Rheinland-Pfalz. In Teilen Hessens ließen Gewitter und Starkregen dagegen zahlreiche Keller volllaufen.

Verantwortlich dafür ist "Michel": Das von der Biskaya heraufziehende Tief schiebt auf seiner Vorderseite feuchte, warme und energiegeladene Luft vom westlichen Mittelmeer ins Land. Das seien «Rahmenbedingungen für Gewitter mit heftigem Starkregen», sagte Meteorologe Helge Tuschy vom Deutschen Wetterdienst (DWD) Freitag in Offenbach.

Straßenbahnen fahren nicht mehr

Für den Westen und Südwesten wurden erste Gewitter mit Unwetterpotenzial erwartet. Und so kam es dann auch, wobei vor allem Nordrhein-Westfalen betroffen ist. Am frühen Freitagabend zog ein schweres Unwetter über NRW hinweg. Im Eifelkreis Euskirchen gab es Starkregenfälle, die Feuerwehr war pausenlos im Einsatz. «Wir haben Notrufe ohne Ende», sagte ein Sprecher. In Bonn fielen Straßenbahnen aus, nachdem Äste in die Oberleitungen gefallen waren und große Gegenstände die Gleise blockierten. Straßen wurden überschwemmt.

In Zülpich im Kreis Euskirchen wurden zahlreiche Keller unter Wasser gesetzt. Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes könnten rund 70 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen sein, sagte eine Sprecherin.

In einem Zeltlager in Brüggen am Niederrhein hat ein Blitzeinschlag sechs Menschen verletzt. Zwei Betreuer und vier Jugendliche hätten bei dem heraufziehenden Unwetter am Freitagabend ein Zelt festgehalten, damit es nicht wegfliegt, sagte der stellvertretende Kreisbrandmeister. Dann sei ein Blitz direkt in das Zelt eingeschlagen. Die sechs Verletzten kamen ins Krankenhaus. Keiner von ihnen habe schwere Verbrennungen erlitten.

Auch in Rheinland-Pfalz kam es zu Gewittern. Die Westpfalz kam nach ersten Erkenntnisse glimpflich davon. In Kaiserslautern schlug ein Blitz in einen Baum ein, wie ein Polizeisprecher am Abend berichtete. Ein ordentlicher Guss habe zudem für zwei vollgelaufene Keller und eine mit Geröll bedeckte Straße gesorgt, an einer Stelle habe das Wasser auch einen Gullydeckel hochgedrückt. Sonst sei ihm nichts gemeldet worden. Das Saarland blieb nach Angaben der Polizei verschont. In der Vorderpfalz gab es nach Angaben des Präsidiums in Ludwigshafen keine Meldungen.

Auch Hessen blieb nicht verschont: Heftige Gewitter und starker Regen verursachten etwa in den frühen Abendstunden in Rüdesheim zahlreiche überflutete Keller, unpassierbare Unterführungen, Erdrutsche kleineren Ausmaßes und abgebrochene Äste. Die Rettungsdienste seien im Dauereinsatz, teilte die Polizei am Abend mit.

Es wird deutlich kühler

Laut Vorsage sollen die Gewitter langsam nach Osten ziehen und in der Nacht zum Samstag auch Norddeutschland erreichen. «Am Samstag erfasst die schwül-warme Luftmasse auch den Osten und Nordosten», sagte Tuschy. Zum Sonntag hin werde die Gewitterluft in die südlichen und östlichen Regionen verdrängt.

Wenn die Gewitter durchgezogen sind, wird es deutlich kühler: Am Sonntag werden im Nordwesten etwa 20 Grad erreicht, während es im Süden und Osten noch einmal schwül und bis zu 27 Grad warm wird. Am Montag dürfte dann nur noch vereinzelt die 20-Grad-Marke übertroffen werden.

Die große Trockenheit, die aktuell in weiten Teilen Deutschlands herrscht, wird durch die Gewittergüsse kaum gelindert werden. Zwar können örtlich enorme Regenmengen fallen. Aber viel Wasser dringt gar nicht in den völlig verhärteten Erdboden ein, sondern fließt sofort ab oder verdunstet. Bauern und Gärtner warten dringend auf langanhaltenden, sanften Landregen.

(dpa/zys)