Starkregen hält am Wochenende Einsatzkräfte in Atem - Landratsamt zieht Bilanz. Bäche traten über die Ufer, Keller liefen voll, Straßen waren unpassierbar. Das schwere Unwetter am Freitagabend wütete vor allem im Schlichemtal. Am Wochenende war Aufräumen angesagt.

Die Schlichem verwandelte sich am Freitagabend innerhalb einer halben Stunde in einen reißenden Fluss. Juli 2015
© Daniel Seeburger Die Schlichem verwandelte sich am Freitagabend innerhalb einer halben Stunde in einen reißenden Fluss.
Eigentlich stand am Freitagabend das Serenadenkonzert des Musikvereins Ratshausen auf dem Programm. Doch bereits nach kurzer Zeit fiel das Konzert buchstäblich ins Wasser. Ein schweres Unwetter überflutete die Schlichemgemeinde. Kurze Zeit zuvor war ein heftiger Hagelschauer über der Gemeinde niedergegangen.

Im Rahmen des neuen Hochwasserschutzkonzepts ist die Feuerwehr am Freitagabend laut Bürgermeister Heiko Lebherz bereits ausgerückt, bevor das schwere Gewitter hereinbrach. „Da sich die Regenmassen jedoch in sehr kurzer Zeit über den Schlichemtalgemeinden ergossen, blieb den Einsatzkräften fast keine Zeit, etwa die Schachteinläufe zu räumen“, sagt Andreas Koch, der beim Landratsamt für den Brand- und Katastrophenschutz zuständig ist.

Die Schlichem und die zufließenden Bäche schwollen in einer halben Stunde von Niedrigwasser auf einen Hochwasserstand an, wie er nur etwa alle zehn bis 15 Jahre vorkommt. Anlieger an den zuführenden Bachzuläufen in Hausen am Tann fühlten sich an das Jahrhunderthochwasser von 1975 erinnert. Dem schnellen Einsatz der Feuerwehr ist es wohl zu verdanken, dass Ratshausen und Hausen am Tann noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen sind, wie Bürgermeister Lebherz betont. Und dennoch: Einige Anwohner an der Schlichem traf das Hochwasser mit voller Wucht. Über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk, Polizei und den örtlichen Bauhöfen waren bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. „Hausen war zeitweise abgeschnitten, ich selbst kam mehrere Stunden gar nicht mehr an alle Stellen“, schildert Lebherz die dramatischen Stunden.

Helfer versorgten Anwohner und Einsatzkräfte.
© DRKHelfer versorgten Anwohner und Einsatzkräfte.
In der Schlichemstraße in Ratshausen, in der der Bach über die Ufer trat, wurden die Bewohner aufgefordert, höhere Stockwerke aufzusuchen. Das Rote Kreuz brachte rechtzeitig einen Rettungswagen in Stellung - nicht wegen des Hochwassers, sondern um im Falle eines medizinischen Notfalls die abgeschnittenen Häuser erreichen zu können. Mehrere Wohnhäuser mussten evakuiert werden, Helfer des Roten Kreuzes betreuten rund ein Dutzend Bürger. Problematisch: Weil zeitweise der Strom ausgefallen war, erreichten Faxe der Rettungsleitstelle, auf denen die Einsatzstellen vermerkt waren, nicht das Feuerwehrhaus in Ratshausen. Man habe daher sofort für Notstrom gesorgt, berichtet Bürgermeister Lebherz.

Am Samstag machten sich Anwohner und Verwaltung ein Bild vom Ausmaß der Schäden. „Wir haben gleich einen Container angefordert, falls Anwohner nasse Möbel entsorgen möchten“, so Lebherz. Kanalwagen rückten an, Bürgermeister und Feuerwehrkommandanten besprachen das weitere Vorgehen. Und zogen ein erstes Fazit: Das Hochwasserschutzkonzept hat sich bewährt. „Dafür, dass die Schlichem so massiv über die Ufer getreten ist, sind wir insgesamt noch einmal glimpflich davongekommen“, ist Lebherz sicher. Über 80 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit habe man laut Landratsamt in Ratshausen und Hausen am Tann am Freitagabend gemessen. Weit weniger dramatisch verlief das Unwetter im restlichen Landkreis, wenngleich die Feuerwehr auch in anderen Orten gefordert war. In Balingen mussten die Helfer zu einem Brandmelderalarm ausrücken. Auf ihrer Facebookseite schreibt die Feuerwehr: „Nach kurzer Lageerkundung war klar, dass durch den Starkregen Wasser in einen Melder gelaufen ist.“

Unterdessen wurde die Feuerwehr zu weiteren Einsatzstellen gerufen, in Balingen und Weilstetten waren Keller vollgelaufen. Auch in den Gemeinden Tieringen, Roßwangen und Endingen überfluteten die starken Niederschläge mehrere Keller. In Erzingen schlug ein Blitz in ein Gebäude ein, laut Feuerwehr entstanden dabei kleinere Schäden. Auch in Burladingen war die Feuerwehr nach einem Blitzeinschlag im Einsatz.