Unwetter und Lokführer-Streiks haben bei der Deutschen Bahn für einen Gewinneinbruch im ersten Halbjahr gesorgt. Der Konzern soll umgebaut werden.
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Sturmtief Niklas wütete im März in weiten Teilen Deutschlands. Vielerorts war davon auch der Bahnverkehr betroffen - nicht immer so spektakulär wie im bayerischen Pegnitz, aber mit großen Auswirkungen für Pendler und Reisende.
Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2015 einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Das Ergebnis nach Steuern sank von 642 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 391 Millionen Euro, ein Minus von gut 39 Prozent.

Wie der bundeseigene Konzern am Dienstag in Berlin mitteilte, erhöhte sich der Umsatz von Januar bis Juni um 1,3 Prozent auf 20 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis sank um fast ein Fünftel auf 890 Millionen Euro. Vorstandschef Rüdiger Grube führte das schwache Ergebnis auf mehrere Unwetter sowie die Lokführer-Streiks zurück.

500 Millionen Euro Schaden durch Streiks

Der wirtschaftliche Schaden der Streiks beziffere sich in den Jahren 2014 und 2015 auf insgesamt rund 500 Millionen Euro, sagte Grube. Finanzvorstand Richard Lutz sagte: "Mit dem Ergebnis des ersten Halbjahrs können wir nicht zufrieden sein." Die Bahn sei aber zuversichtlich, im Gesamtjahr noch ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von zwei Milliarden Euro erreichen zu können.

Die Zahl der Reisenden bei der Deutschen Bahn im Personenverkehr in Deutschland ging im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent zurück. Die Bahn-Spitze führte auch das auf die Streiks und Unwetter zurück. Generell aber hat die Bahn vor allem im Fernverkehr wegen der Konkurrenz der Fernbusse und des niedrigen Spritpreises für Autos zu kämpfen.


Kommentar: Bei den Bahnpreisen, Streiks und Service darf sich die Bahn natürlich nicht wundern, wenn Menschen nach Alternativen suchen.


Stellenabbau nicht ausgeschlossen

Grube hatte dem Aufsichtsrat am Montag einen Sechs-Punkte-Plan zum Umbau des Konzerns vorgelegt, um auf die Schwierigkeiten in mehreren Geschäftsfeldern zu reagieren. Dazu gehört, dass die Zahl der Vorstandsmitglieder von acht auf sechs verringert wird. Allein in ihrer Zentrale will die Bahn außerdem bis zum Jahr 2020 rund 700 Millionen Euro einsparen. Auch die Konzernstruktur soll gestrafft werden.

Dabei sei ein Stellenabbau nicht ausgeschlossen. Seine konkreten Vorstellungen dafür wolle er am 16. Dezember dem Aufsichtsrat vorlegen, kündigte Vorstandschef Rüdiger Grube am Dienstag in Berlin an. Die Bahn ist mit rund 196.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Im Ausland hat sie gut 100.000 Mitarbeiter.

Verbraucherverbände verlangten daneben aber auch einen besseren Service sowie übersichtlichere Tarife, damit Kunden etwa von der starken Fernbus-Konkurrenz zur Bahn zurückkehren.

(dpa)