Besteht eine Verbindung zwischen Enteroviren und der Entstehung eines Typ-1-Diabetes? Eine Studie aus Taiwan lässt dies vermuten
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Eine Insulinpumpe
Typ-1-Diabetes entsteht, wenn das Immunsystem die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse fälschlicherweise als schädlich einstuft und zerstört. Diese Zellen haben die Aufgabe, das lebenswichtige Hormon Insulin herzustellen. Betroffene verfügen mit der Zeit über kein eigenes Insulin mehr und müssen es daher in aller Regel spritzen.

Warum es zu dieser sogenannten Autoimmunreaktion kommt, ist noch unklar. Diabetesforscher vermuten, dass unter anderem eine genetische Veranlagung sowie Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Forscher aus Taiwan haben nun untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Enteroviren und dem Entstehen von Typ-1-Diabetes gibt. Zu den Enteroviren zählen zum Beispiel das Poliovirus und das Coxsackie-Virus. Bereits frühere Studien wiesen darauf hin, dass Virusinfektionen bei Diabetes Typ 1 eine Rolle spielen könnten.

Studie: Kinder mit Enteroviren haben häufiger Typ-1-Diabetes

Die Wissenschaftler aus Taiwan stellten in ihrer Untersuchung fest, dass Kinder, die sich mit diesen Erregern angesteckt haben, häufiger an Typ-1-Diabetes erkranken als solche, die keine Infektion mit den Viren durchgemacht haben: In der Gruppe mit Enteroviren erkrankten 5,73 Kinder pro 100.000 Menschen pro Jahr, in der ohne Enteroviren 3,89. Die Neuerkrankungsrate liegt für Kinder, die sich mit den Viren infiziert haben, also höher. Für ihre Studie griffen die Forscher auf die Datenbank des nationalen Krankenversicherungssystems ihres Landes im Zeitraum von 2000 bis 2008 zurück.

Sind Enteroviren an der Entstehung von Diabetes Typ 1 beteiligt?

Die Studie zeigt, dass Enteroviren - zumindest in Taiwan - einer der möglichen Umweltfaktoren sein könnten, die Typ-1-Diabetes begünstigen. Die Forscher betonen allerdings, dass die Viren vermutlich nur einer von mehreren Faktoren sind, die an der Entstehung von Diabetes Typ 1 beteiligt sind. So gehört zum Beispiel Finnland weltweit zu den Regionen, in denen Typ-1-Diabetes sehr häufig neu auftritt. Gleichzeitig ist die Zahl der Infektionen mit Enteroviren dort aber vergleichsweise gering.

Außerdem zeigen die Studienergebnisse nicht, dass die Viren die Autoimmunreaktion gegen die Beta-Zellen auslösen. Sondern nur, dass zwischen beidem eine statistische Verbindung besteht. Ob die Virus-Infektion tatsächlich die Ursache des Diabetes war, ist also nicht bewiesen. Die Forscher nennen zudem eine weitere Schwachstelle ihrer Untersuchung: Sie mussten sich auf die Angaben der Ärzte aus den Krankenakten verlassen. Einige Virusinfektionen verlaufen sehr milde. Sie könnten bei manchen Kindern übersehen worden sein, was die Ergebnisse verfälschen würde. Um die Ursachen von Typ-1-Diabetes zu klären, werden Wissenschaftler also nach wie vor viele Spuren verfolgen müssen.

Dennoch hoffen die Studienautoren, dass ihre Untersuchung dazu beitragen könnte, dass weniger Menschen an Typ-1-Diabetes erkranken, etwa wenn weitere Untersuchungen ihre Theorie bestätigen, und sich ein entsprechender Impfstoff entwickeln ließe.

Quellen: ScienceDaily, Diabetologia