Die USA verstricken sich in Widersprüche. Nach dem Luftschlag auf ein Krankenhaus im nordafghanischen Kundus und starker internationaler Kritik hat sich am Montag ein US-Kommandeur zu Wort gemeldet. Während es zunächst aus dem Pentagon hieß eigene Spezialeinheiten hätten die Luftunterstützung angefordert, soll es jetzt „nach neuesten Erkenntnissen“ die afghanische Armee gewesen sein.
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Tage zuvor hatten die US-Militärs noch erklärt, dass US-amerikanische Einheiten in Kundus von den Taliban heftig beschossen worden wären. Daher habe man Luftunterstützung angefordert. Ein Flugzeug vom Typ AC-130 wurde entsandt, auch „Kanonenboot“ genannt.

Am Montag jedoch legten sich die Umstände für den international scharf kritisierten Luftangriff bereits ganz anders aus. Der General John Campbell behauptete gegenüber Reportern:
„Wir haben erfahren, dass afghanische Kräfte am 3. Oktober mitteilten, sie werden von feindlichen Positionen aus beschossen und erbaten Luftunterstützung von der US-Air Force.“
Die Luftunterstützung wurde entsandt und „die Taliban-Gefahr wurde eliminiert... Einige Zivilisten wurden versehentlich angegriffen“, führte der US-General aus.


Kommentar: Diese Aussagen sind wieder unglaublich und dabei wurde ein ziviles Krankenhaus angegriffen, wo insgesamt 19 Menschen ihr Leben ließen...


Nebulös gab Campbell an, dass die Anfrage an US-Spezialeinheiten gerichtet war, die die Afghanen beraten. Unklar ist, ob diese Einheiten an den Kämpfen aktiv beteiligt waren.

Der General, welcher die US-Einheiten in Afghanistan kommandiert, lehnte einen Kommentar über das Mandat, unter welchem US-Soldaten noch in Afghanistan operieren, ab.

Er versprach aber, dass der Vorfall umfassend und transparent aufgearbeitet werde:
„Wir werden all jene, die verantwortlich sind, ausfindig machen und Schritte einleiten, um sicherzustellen, dass Fehler nicht wiederholt werden.“

Kommentar: Das ist politisches Standardgeschwafel.


Ärzte ohne Grenzen (MSF) forderte „unter der Annahme, dass ein Kriegsverbrechen verübt wurde“, eine unabhängige Untersuchung des Luftangriffs.

Die Nothilfe-Organisation erklärte, dass trotz verzweifelter Anrufe bei Militäroffiziellen in Kabul und Washington das Hauptgebäude des Krankenhauses beinahe im 15-Minuten-Takt „wiederholt sehr genau“ bombardiert worden wäre. Der Angriff fand Angaben zufolge über eine ganze Stunde hinweg statt.


Die Sprecherin des russischen Außenministeriums kritisierte am Montag:
Wir finden es rätselhaft, dass der Luftschlag durchgeführt wurde, obwohl die internationale Koalition über die genauen Koordinaten des Krankenhauses informiert wurde.