Am Dienstag ist ein Flüchtlingsboot mit mindestens 560 Minderjährigen an Italiens Küste gestrandet. Kairo ist besorgt, dass solche Migrantenkinder immer öfter versklavt und Opfer von sexueller Gewalt und Kinderarbeit werden, wie die ägyptische Einwanderungsministerin, Nabila Makram, am Freitag mitteilte.
afrikanische Flüchtlingskinder
© Reuters/Ismail Zitouny
Am Dienstag hatte die italienische Küstenwache ein Boot mit mindestens 560 Kindern ägyptischer Herkunft unter 11 Jahren, die keine Dokumente bei sich hatten, entdeckt. Italienischen Medienberichten zufolge befinden sich die Kinder derzeit in Sicherheit, sie wurden untergebracht und werden verpflegt.

Trotz alledem schlagen ägyptische Behörden Alarm: Im Hinblick auf diese Nachricht äußerte die Einwanderungsministerin von Ägypten, Nabila Makram, dass das Problem das Ausmaß eines “nationalen Dramas” bekomme.

“In Italien werden Migrantenkinder zu Sklaven von Drogenhändlern und Opfern von sexueller Gewalt”, teilte sie bei einer Konferenz in Kairo mit.

Dies ist nicht der erste Fall, bei dem Kinder ohne Begleitung nach Europa aufbrechen oder verschleppt werden, wobei sie am Endpunkt in die Hände von Kinder- oder Drogenhändlern geraten. Es wurde mehrmals über ein ganzes Netzwerk von Menschenhändlern berichtet, das Kinder aus Ägypten und Afrika nach Italien einschleust und in die Hände von örtlichen kriminellen Banden übergibt. Diese Kinder werden oft zu Prostitution, Kinderarbeit und Drogenhandel gezwungen. Nach Angaben von mehreren italienischen und ägyptischen Nichtregierungsorganisationen, die sich mit diesem Problem befassen, wird dieser Handel aus Rom gesteuert.

In einem Interview für Reuters im September hatte der Direktor der ägyptischen Filiale der Internationalen Organisation für Migration, Aswat Masriya mitgeteilt, dass es einen erschreckend hohen und ständig zunehmenden Prozentsatz von Flüchtlingskindern gäbe, die ohne Papiere nach Europa einreisen würden. Allein Italien habe im Jahr 2014 nur 4.000 ägyptische Migranten offiziell empfangen, wobei 2.000 von ihnen Minderjährige ohne Begleitung von Eltern oder Verwandten gewesen seien.

Unter den Flüchtlingen, die in Europa und besonders in Italien Opfer von moderner Sklaverei und Zwangsprostitution werden, gibt es auch sehr viele Minderjährige aus Afrika. So ist nach Angaben der Internationalen Organisation für Migranten (IOM) die Zahl junger Afrikanerinnen, die als mögliche Opfer von Menschenhändlern nach Europa kommen, in diesem Jahr um rund 300 Prozent gewachsen.