Auf einem Bahnübergang im Landkreis Amberg-Sulzbach ist ein Zug in einen Schwertransporter gerast. Zwei Menschen kamen ums Leben, 18 weitere wurden verletzt. Die Bahnstrecke ist erst ab Montag wieder frei.

Zugunglück Freihung November 2015
© DPA / AFP
Das Unglück ereignete sich Donnerstagnacht (05.11.15) gegen 22 Uhr nahe der Ortschaften Auerbach und Freihung. Der Schwertransporter, der mit einem Militär-Lastwagen beladen war, blieb an dem Bahnübergang stecken und wurde dann von dem Zug gerammt. Der Transporter wurde etwa 300 bis 400 Meter mitgeschleift, sagte ein Polizeisprecher. Der Lkw steckte zunächst noch unter dem Zug fest.

Zugführer und Fahrer des Transporters gestorben

Durch die Wucht des Aufpralls wurde der vordere Teil des Zugs zertrümmert und die Zugmaschine des Lastwagens abgerissen, beide Fahrzeuge fingen Feuer. Der Militär-Lastwagen blieb weitgehend unbeschädigt, allerdings brannten sowohl die Lokführerkabine, als auch der Führerstand des Transporters komplett aus. Zu einer Explosion kam es, entgegen ersten Erklärungen, nicht.

Die Polizei teilte mit, einer der Toten sei der 30 Jahre alte Fahrer des Transporters, der zweite Tote ist der 35-jährige Zugführer. Seine Leiche konnte erst Stunden nach dem Unglück aus den Trümmern geborgen werden. Vier Verletzte kamen in ein Krankenhaus, sie wurden zwischenzeitlich entlassen. Weitere 14 Reisende wurden in einem Raum im nahe gelegenen Gewerbegebiet ärztlich versorgt. Insgesamt war der Zug mit rund 40 Reisenden besetzt.

Ermittler suchen nach Unfallursache

Der Regionalzug war auf dem Weg von Nürnberg nach Weiden, als er auf dem Bahnübergang Freihung den Transporter rammte. Wie schnell der Zug unterwegs war, ist noch unklar. Züge könnten auf der Strecke aber bis zu 140 Kilometer pro Stunde fahren. Der Bahnübergang war beschrankt, offenbar steckte der Schwertransport schon fest, bevor die Schranken sich senkten. Die Deutsche Bahn betonte, dass die Lichtzeichen und Halbschranken an dem kleinen Bahnübergang funktionierten. Sie seien erst unlängst bei einer Routineprüfung getestet worden.

Beifahrer könnte Unfallhergang erklären

Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Regensburg mitteilt, ist weder bekannt, warum der Schwertransport den Weg über Freihung auf den Truppenübungsplatz nutzte und warum er an dem kleinen Bahnübergang aufsetzte und stecken blieb. Der Sattelauflieger hatte einen amerikanischen Militärtruck geladen, der nahezu unversehrt geblieben ist. Das Militärfahrzeug war in Rumänien im Einsatz und sollte zur Reparatur nach Grafenwöhr gebracht werden. Warum der Transporter aufsetzte, darüber könnte der 25 Jahre alte Beifahrer Aufschluss geben. Er wurde nur leicht verletzt und befand sich während des Zusammenstoßes laut Polizei womöglich außerhalb des Transporters. Ein Unfallanalytiker hat im Auftrag der Staatsanwaltschaft Amberg seine Untersuchungen am Unfallort bereits abgeschlossen und erstellt nun ein Gutachten. Das Wasserwirtschaftsamt prüft, ob gefährliche Stoffe ausgelaufen und in den Boden gesickert sind.


Kommentar:


Ähnlicher Unfall vor 14 Jahren

In unmittelbarer Nähe zu dem Unglücksort hat sich bereits vor 14 Jahren ein verhängnisvoller Eisenbahnunfall ereignet. Im Juni 2001 waren drei Menschen gestorben, als auf der Bahnstrecke Vilseck-Weiden ein Dieseltriebwagen in einen liegengebliebenen Transporter der US-Armee raste. 20 Menschen wurden damals teilweise schwer verletzt.
Bahnstrecke bis Sonntag gesperrt

Wie die Deutsche Bahn mitteilt, bleibt die Zugstrecke zwischen Vilseck und Freihung bis Betriebsende am Sonntagabend (08.11.15) gesperrt, ersatzweise sind Busse eingesetzt. Züge fahren erst wieder ab Montag.

Die Bergung wird den ganzen Freitag über andauern. Zunächst wird der zweite, weniger beschädigte Unfallwaggon von einer Bergungslok abgeholt. Dann werden die Gleise überprüft, ob sie noch befahrbar sind. An der Aufprallstelle am Bahnübergang räumen Bagger und Kräne die verstreuten Trümmer weg.
Das Netz ist geschockt

In den sozialen Medien herrscht nach dem Zugunglück große Betroffenheit. "Wie bereits 2001 habe ich hier einen Kollegen verloren, mit dem ich gerne Kontakt hatte und Erinnerungen verbinde", schrieb ein Mann aus Oberfranken auf Facebook. Ein anderer, der seit 1997 bei der Bahn arbeitet, postete: "Ruhe in Frieden, Kollege. Viel Kraft den Angehörigen und Hinterbliebenen. Einfach nur furchtbar." Ein Nürnberger Kollege des Getöteten zeigte sich schockiert: "Das hätte auch ich sein können - mein Zug, mein Bahnübergang ... Zum Glück zu der Zeit schon daheim." Auch bei Anwohnern sitzt der Schock tief: "Echt schrecklich, wenn sowas vor deiner Nase passiert. Selbst mir zittern noch die Knie."
Zugunglück Freihung November 2015
© RTDer US-Army LKW überstand den Zusammenprall im Gegensatz zum Regionalzug und Zugmachine unbeschadet