Urinproben von Schweizern enthalten das «wahrscheinlich krebserregende» Herbizid. Beamte in Bern loben wie Monsanto die Vorteile.
Glyphosat verbieten
Roundup mit Glyphosat für Privatgärten ist noch immer in Gartencenters erhältlich, zum Beispiel bei der Landi oder bei Jumbo. Nur Coop, Migros und Hornbach haben alle glyphosathaltigen Produkte aus ihrem Sortiment gekippt
Nachdem die internationale Agentur für Krebsforschung von der Weltgesundheitsorganisation WHO das radikale und weit verbreitete Herbizid Glyphosat als «wahrscheinlich krebserregend» einstufte, verteidigte das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft den weiteren Einsatz dieses umstrittenen Unkraut-Killers und lobte das «bodenschonende pfluglose Anbauverfahren», das indirekt auch die Bodenfruchtbarkeit fördere. Der Verzicht auf das Pflügen «schützt» insbesondere die Regenwürmer, präzisierte das Bundesamt gegenüber Infosperber.


Kommentar: Das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft sollte sich besser informieren, denn ihre Behauptungen sind 180° von der Wahrheit entfernt:

Monsanto-Gift Glyphosat hat verheerende Auswirkungen auf Regenwürmer und Boden


Rückstände im Urin, die der «Gesundheitstipp» nachgewiesen hatte, seien «nicht überraschend», weil der Körper es nicht anreichere. Kein Wort davon, dass es bei krebserregenden Stoffen keine Grenzwerte gibt und die Regel von Paracelsus «die Dosis macht das Gift» nicht gilt.

Bundesamt als Monsanto-Sprecherin

Das mit der Landwirtschafts-Lobby eng verbandelte Bundesamt für Landwirtschaft (siehe «Landwirtschaftsamt im Netz der Pestizidindustrie») übernimmt mit seinen Stellungnahmen den Wortlaut der Glyphosat-Herstellerin Monsanto.

Infosperber hat das Bundesamt mit einer Studie von Forschern der Universität für Bodenkultur in Wien konfrontiert, wonach glyphosat-haltige Herbizide die Aktivität und Vermehrung der Bodenwürmer reduziert («Glyphosate-based herbicides reduce the activity and reproduction of earthworms and lead to increased soil nutrient concentrations»). Konkret: Die Aktivität der Regenwürmer war um 40 Prozent reduziert und sie produzierten nur noch halb so viele Nachkommen. Infosperber hatte darüber berichtet.

Das Bundesamt schwieg zu dieser Studie. Der Leiter Fachbereich Nachhaltiger Pflanzenschutz, Olivier Félix, wiederholte auf Anfrage lediglich, dass «die Verwendung von Glyphosat schonender ist für den Erhalt der Bodenlebewesen als der Einsatz des Pflugs». Das Bundesamt werde erst aktiv, wenn die Europäsche Behörde für Lebensmittelsicherheit anders entscheide.

Erosion der Böden

Die intensive Landwirtschaft mit Glyphosat und genverändertem «Roundup-Ready»-Saatgut fördert zudem die Erosion der Böden. Nach einer Studie, welche die Grünen im EU-Parlament vorstellten, gehen in den EU-Ländern jedes Jahr rund 970 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Lange Zeit beeinflusst dies die Ernten wenig, aber plötzlich kann der Absturz kommen. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament hält es deshalb für «naiv bis scheinheilig» zu behaupten, man könne eine wachsende Weltbevölkerung nur mit einer noch intensiveren Landwirtschaft ernähren.