Mit der Nominierung von Xavier Naidoo als Vertreter beim Eurovision Song Contest 2016 sind die Ängste vor Terrorismus und Bombenanschlägen mit einem Schlag in den Hintergrund gerückt. Stattdessen haben die Meinungswächter in Mainstreammedien und sozialen Netzwerken eine ganz neue Sorge: Wie lässt sich die Teilnahme des "umstrittenen" Sängers an dem populären Gesangswettbewerb verhindern? Deutschland im Gesinnungswahn.


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Verkehrte Welt: Neonazis vom ukrainischen Asow-Bataillon wurden in deutschen Medien wiederholt als "Freiheitskämpfer" dargestellt, der Sänger Naidoo als Nazi.
Xavier Naidoo ist eine Ausnahme in Deutschland: Als einer der wenigen Künstler im Land traut sich der Sänger mit südafrikanischen Wurzeln, offen seine Meinung zu sagen. Auch wenn diese nicht immer politisch opportun ist. Wo andere Vertreter des Show-Business aus Angst vor beruflichen Konsequenzen längst schweigen, geht es für Naidoo erst los: Unbeeindruckt der in Deutschland nach wie vor aktiven Hetznetzwerke gegen abweichende Meinungen, prangert der Soul-Sänger die US-Kriege an, stellt die offizielle Theorie zu den Attentaten des 11. September 2001 in Frage und überlegt laut, warum in Deutschland eigentlich immer noch das US-Besatzungsstatut gilt?


Das alles sind für die oft wie ferngesteuert agierenden deutschen Internet-Hetzer, die sich nicht selten in der Anonymität verstecken, massive Trigger. Doch gleich nachdem der NDR gestern bekannt gegeben hat, dass Naidoo beim Eurovision Song Contest 2016 Deutschland vertreten wird, waren es längst nicht nur die Rufmord-Profis auf Facebook und Twitter, die zur digitalen Steinigung des Sängers antraten. Das ideologisch verbrämte Meinungs-Kalifat mit seinen Gesinnungswächtern dominiert längst auch den deutschen Mainstream.

Die verleumderischen und persönlichkeitsverletzenden Beiträge, die seit gestern Mittag wie Maschinengewehr-Salven aus den deutschen Leitmedien auf einen der erfolgreichsten Künstler des Landes abgefeuert werden, lassen sich schon heute kaum noch überblicken. Doch die Feinde der Meinungsfreiheit und die Apologeten transatlantischer Dominanz entlarven sich dadurch erneut selbst. Nun kann es auch der Letzte nicht mehr leugnen: Wer in Deutschland für Frieden eintritt und die deutsche Beteiligung an den US-geführten Imperialkriegen publikumswirksam anprangert, wird gnadenlos fertig gemacht!


Dazu werden dann gerne auch uralte Textzeilen aus dem Zusammenhang gerissen und umgedeutet. Im hysterischen Wahn wird auf allen verfügbaren Kanälen mit Buzzworten wie "Verschwörungstheoretiker", "Antisemit" und weiterem um sich geworfen. Eine altbekannte Diffamierungsstrategie, die in den pseudolinken Antideutsch-Netzwerken ihren Ursprung hat und die sich - so zeigt der Fall Naidoo eindrucksvoll - längst auch die Meinungsmafia im Mainstream zu eigen gemacht hat. Schöne neue "freie" Welt.


Umso mehr Respekt gebührt den Verantwortlichen des NDR, die - wohl wissend, welch Shitstorm sie zu erwarten haben - Naidoo als Vertreter beim ESC2016 nominierten und die auch im Nachhinein nicht den Anschein erwecken, als wollen sie diese Entscheidung noch rückgängig machen. Der Beitrag "Kontroverse um Xavier Naidoo: super!" von ESC-Kommentator Jan Feddersen ist in diesem Zusammenhang äußerst lesenswert.


Doch bricht die ARD hier wirklich eine Lanze für Meinungsfreiheit und Vielfalt, oder sah man sich angesichts katastrophaler Wettbewerbs-Platzierungen in den vergangenen Jahren schlichtweg genötigt, einen Sänger ins Rennen zu schicken, der auch abseitig des ESC-Zirkuses erfolgreich ist? Skepsis muss erlaubt bleiben.

Das antideutsche Diffamierungs- und Rufmordblog "Ruhrbarone" zeigte sich empört angesichts der Entscheidung der Programmverantwortlichen. Mit dem Signal, dass Naidoo durchaus noch gesellschaftsfähig ist, haben diese die (Hetz-) Arbeit von vielen Monaten in nur wenigen Stunden zerstört. Eine bezeichnende Reaktion:
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Quelle: https://twitter.com/ruhrbarone/status/667409877904543745

Xavier Naidoo kommentierte den gestrigen Shitstorm gegenüber der Stuttgarter Zeitung gewohnt cool, doch womöglich ist genau diese Position den Aufwieglern, Zwietrachtsäern und Kriegspropagandisten in Deutschland ein Dorn im Auge:
„Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander."
Von der RT Deutsch-Redaktion gibt es für diese Worte schon mal 12 Punkte für Naidoo. Von Russland bald auch? Druschba!