Der Ölpreis hat sich am Montag trotz der neuen Spannungen im Nahen Osten nicht signifikant erhöht. Der Grund: Die Lager sind randvoll. Die Entwicklung könnte Saudi-Arabien oder andere Erdöl-Produzenten motivieren, die Lage weiter zu eskalieren. Erste Anzeichen sind bereits in Libyen zu erkennen. Die Entwicklung wird zu neuen Vertreibungen führen und die Flüchtlingskrise in Europa verschärfen.

Protest Saudi Arabia
© dpaAm Montag ist es in Teheran zu neuen Protesten gegen Saudi-Arabien gekommen.
Am Ölmarkt schwankten die Preise am Montag heftig. Eigentlich müssten die Spannungen im Nahen Osten für Versorgungsengpässe sorgen, so jedenfalls das Kalkül der Saudis. Tatsächlich dürfte der Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran jegliche Kooperation innerhalb der OPEC - beide Länder gehören dem Kartell an - unwahrscheinlicher machen. Das Überangebot von Öl hatte die Preise im vergangenen Jahr um 35 Prozent einbrechen lassen. Zwar zog der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent am Montag zeitweise um bis zu 4,6 Prozent auf 38,99 Dollar je Fass (159 Liter) an. Doch blieb die Notierung damit in Reichweite des am Silvestertag aufgestellten Elf-Jahres-Tiefs von 36,10 Dollar. Am Abend notierte Brent wieder bei rund 37 Dollar.

Saudi-Arabien taumelt wegen der niedrigen Ölpreise am Rande der Staatspleite. Die islamistische Theokratie benötigt dringend einen höheren Ölpreis. Im Grunde kann nur ein deutlich steigender Ölpreis das System in Riad vor einer ernsten Gefährdung bewahren.

Am Ölmarkt schwankten die Preise am Montag heftig. Eigentlich müssten die Spannungen im Nahen Osten für Versorgungsengpässe sorgen, so jedenfalls das Kalkül der Saudis. Tatsächlich dürfte der Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran jegliche Kooperation innerhalb der OPEC - beide Länder gehören dem Kartell an - unwahrscheinlicher machen. Das Überangebot von Öl hatte die Preise im vergangenen Jahr um 35 Prozent einbrechen lassen. Zwar zog der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent am Montag zeitweise um bis zu 4,6 Prozent auf 38,99 Dollar je Fass (159 Liter) an. Doch blieb die Notierung damit in Reichweite des am Silvestertag aufgestellten Elf-Jahres-Tiefs von 36,10 Dollar. Am Abend notierte Brent wieder bei rund 37 Dollar.

Saudi-Arabien taumelt wegen der niedrigen Ölpreise am Rande der Staatspleite. Die islamistische Theokratie benötigt dringend einen höheren Ölpreis. Im Grunde kann nur ein deutlich steigender Ölpreis das System in Riad vor einer ernsten Gefährdung bewahren.

crude oil inventories chart
Die große Unbekannte für den Ölpreis sind die Lagerbestände: Die Lager sind randvoll.
Ein Befreiungsschlag kann den Saudis im Grunde nur gelingen, wenn die Lage im Nahen Osten weiter eskaliert. Ein erstes Signal hatten die Saudis schon am Wochenende in Richtung Jemen ausgesandt: Sie kündigten den mühsam mit den UN verhandelten Waffenstillstand auf und hoffen, den Iran stärker in den Konflikt ziehen zu können.

Teheran ist jedoch in einer vergleichsweise günstigen Lage: Wegen der Aufhebung der Sanktionen werden die Iraner wieder ins Ölgeschäft einsteigen. Die wird sich weiter negativ auf den Ölpreis auswirken. Auch die mit den Iranern alliierten Russen denken nicht daran, die Fördermengen zu kürzen. Moskau spekuliert darauf, einen längeren Atem als die Saudis zu haben.

Ein weiteres Indiz für neue Eskalation zeigte sich am Montag in Libyen: Die Terror-Miliz IS schickt sich an, den Ölhafen Es Sider zu erobern und damit erstmals eine Ölanlage in dem nordafrikanischen Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei Kämpfen mit dem sogenannten Islamischen Staat (IS) seien zwei Wachen getötet worden, berichteten am Montag laut Reuters Augenzeugen und ein Vertreter der Schutzmannschaften, die die Anlage bewachen. Ein Öllager sei während der Gefechte von einer Rakete getroffen worden und stehe in Flammen. Zwei Selbstmordattentäter des IS hätten mit Sprengstoff bestückte Autos auf das Hafengelände gesteuert.

Die Ölhäfen in Es Sider und im benachbarten Ras Lanuf sind seit mehr als einem Jahr wegen der Machtkämpfe in Libyen nach dem von den USA herbeigeführten Sturz von Präsident Muammar Gaddafi im Jahr 2011 geschlossen. Die neu aufgeflammten Kämpfe um Es Sider trieben neben dem Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran gleichwohl zum Wochenbeginn den Ölpreis, spekuliert folgerichtig Reuters.

Das ölreiche Land droht, immer mehr im Chaos zu versinken. Zwei Regierungen konkurrieren um die Vorherrschaft, mehrere Milizen bekämpfen einander. So wird Es Sider von der Miliz des einstigen Rebellenführers und Gaddafi-Gegners Ibrahim al-Dschathran geschützt, der die vom Westen anerkannte Regierung unterstützt.

Doch seine Miliz kämpft auch gegen Gruppen, die ebenfalls hinter der westlich orientierten Regierung stehen. Das Machtvakuum macht sich der IS zunutze. Die Extremisten drohen, von Sirte her weiter vorzurücken. Eine Ölanlage haben sie - anders als in Syrien - bislang nicht unter ihre Kontrolle gebracht. Die IS-Miliz behauptete, sie habe die nahe Es Sider gelegene Stadt Ben Dschawad eingenommen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es allerdings nicht.

Wer genau hinter den Aktivitäten des IS in Libyen steckt, ist schwer zu beurteilen. Tatsache ist, dass Saudi-Arabien den IS seit jeher mit Waffen und Finanzmitteln unterstützt. Die Entwicklung in Libyen könnte ein Musterbeispiel dafür sein, wie regionale militärische Konflikte die Öl-Märkte beeinflussen, ohne dass es zu einem großen Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien kommen muss. Die Konflikte können im Grunde nach Belieben zwischen Schiiten und Sunniten geschürt werden. Eine Karte von Goldman Sachs zeigt sehr anschaulich, wie fragil die Lage im Nahen Osten wird, wenn man sie unter dem Gesichtspunkt eines religiösen Bruderkriegs betrachtet:

distribution shiite sunnite
© Goldman SachsDie Verteilung von Schiiten und Sunniten im Nahen Osten.
Eine Folge dieses Existenzkampfs der Giganten wird jedenfalls die Tatsache sein, dass es zu weiteren Vertreibungen kommen wird. Die Flüchtlingskrise wird demnach in den kommenden Monaten nicht nur nicht gelöst, sondern verschärft werden. Die einschlägigen Folgen für Europa sind wegen des Bekenntnisses von Angela Merkel zu umfassend offenen Grenzen absehbar.