Ergibt sich ein Verdacht, wird auf US-Flughäfen schärfer kontrolliert: So sind die Bestimmungen - auch wenn Passagiere 95 Jahre alt sind, im Rollstuhl sitzen und eine Erwachsenenwindel tragen müssen.

US-Sicherheitsbediensteten gehen die Anweisungen ihrer Transportation Security Administration (TSA) offenbar über alles - auch bei Inlandsflügen und auf Regionalflughäfen. Vergangenes Wochenende auf einem kleinen Flughafen im Nordwesten Floridas: Auf einen Verdacht hin unterzogen TSA-Beamte eine betagte Passagierin einer intensiven Körperuntersuchung. Die 95-Jährige musste dafür sogar ihre Inkontinenzwindel ablegen.

Seit Jahren leidet die alte Dame an Leukämie. Nach dem Flug in ihre Heimat Michigan wollte sie das letzte Stadium ihrer Krankheit im Kreise ihrer Familie durchleben. Aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes wurde sie in einem Rollstuhl zur Sicherheitskontrolle gefahren.

Besondere Kontrollen für Passagiere in Rollstühlen

Nach den Bestimmungen der TSA werden Passagiere in Rollstühlen in gesonderten Bereichen kontrolliert, da Rollstühle nicht durch Metalldetektor-Schleusen passen. Teil des aufwändigeren Prozedere sind eine Leibesvisitation und die Kontrolle von Einzelteilen des Rollstuhls auf Sprengstoffspuren. Die alte Damen wurde also am ganzen Körper abgetastet. "Ein Beamter erklärte mir, dass sie im Bereich ihrer Beine etwas Verdächtiges gefühlt hätten, aber nicht genau wüssten, was es sei", berichtete die mitreisende Tochter im amerikanischen Fernsehsender CNN. Sie sei aufgefordert worden, mit ihrer Mutter eine Toilette aufzusuchen, damit sie dort für weitere Untersuchungen ihre Windelunterhose ablegen könne. Gefunden wurde nichts.

Mit knapper Not erreichte die 95-Jährige nach der 45-minütigen Sicherheitskontrolle ihr Flugzeug - ohne ihre Tochter, die sich nach Protesten selbst einer aufwändigeren Kontrolle unterziehen musste und es nicht mehr rechtzeitig zum Gate geschafft hatte. Und ohne ihre Erwachsenenwindel. Für den kurzen Inlandsflug hatten Mutter und Tochter kein Ersatzexemplar eingepackt.

Nachdem US-Blogger den Vorfall, der sich bereits am 18. Juni ereignete, verbreitet hatten, sah sich die TSA angesichts einer Vielzahl empörter Reaktionen zu einem Statement gezwungen. Ihre Sicherheitsbeamten würden Passagiere mit verdächtigen Anzeichen "auf respektvolle und feinfühlige Art" kontrollieren, heißt es in der im Fernsehsender Fox News veröffentlichten Erklärung. Im vorliegenden Fall hätten sich die Bediensteten "professionell und den Bestimmungen gemäß" verhalten.

"Jeder Reisende ist ein kritischer Partner"

Nicht zum ersten Mal muss die TSA die Rahmenbestimmungen für Leibesvisitationen verteidigen und ihre Bediensteten in Schutz nehmen. Im vergangenen Herbst artikulierten Politiker, Flugpersonal und Bürger ihren Protest gegen den Einsatz von Körperscannern und zusätzliches Abtasten im Verdachtsfall. Diese zusätzlichen Maßnahmen waren eingeführt worden, nachdem am Weihnachtstag 2009 ein Terrorist Sprengstoff in seiner Unterwäsche in ein Flugzeug auf dem Weg von den Niederlanden in die USA geschmuggelt und versucht hatte, die Bombe an Bord zu zünden. TSA-Chef John Pistole konnte damals noch lapidar erklären: "Jeder Reisende ist ein kritischer Partner bei den Anstrengungen der TSA, den Himmel sicherer zu machen." Er freue sich, dass die große Mehrheit der Amerikaner die Bemühungen der TSA anerkenne und respektiere.


Kommentar: Der "Unterwäsche-Bomber"-Vorfall wurde inszeniert, um einen Vorwand zu haben, die Körperscanner und Leibesvisitationen an US-amerikanischen Flughäfen einzuführen.

Englischer Artikel zum Thema: The Underwear Bomber - Crushing Freedom With Phony Arab Terrorism

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Sechsjährige abgetastet

Zu dieser "großen Mehrheit" gehört wohl kaum jene krebskranke Flugbegleiterin, die aus Sicherheitsgründen ihre Brustprothese für die Kontrolle ablegen musste. Oder die unfreiwillig Mitwirkende in einem Video, das im April diesen Jahres auf YouTube veröffentlicht wurde. Auf dem Flughafen in New Orleans ist ein sechsjähriges Mädchen zu sehen, das zunächst gegen das Abtasten durch eine weibliche Sicherheitsbedienstete protestiert, die Prozedur dann aber still über sich ergehen lässt. TSA-Chef Pistole erklärte dazu, das Kind habe beim Gehen durch den Nacktscanner gezappelt, so dass das Abtasten nötig geworden sei. Bei seinem Auftritt vor dem Senate Homeland Security and Government Affairs Committee musste Pistole einräumen, dass nach diesem Vorfall die Bestimmungen überdacht würden. Die TSA wolle sich künftig bemühen, in solchen Fällen ohne Leibesvisitation auszukommen. Allerdings könne nicht ganz darauf verzichtet werden, erklärte sein Sprecher Greg Soule.

Die 95-Jährige hat ihren Flug nach Michigan nach der unwürdigen Kontrollprozedur übrigens gut überstanden. Ihre Tochter erklärte in CNN, dass ihre Mutter, die jahrzehntelang als Krankenschwester gearbeitet habe, selbst nicht die Ruhe verloren habe, als sie ohne ihre Erwachsenenwindel unter der Kleidung zum Abflug gebracht worden sei. Ganz anders dagegen die Tochter: Sie reichte Beschwerde bei der TSA ein.