Brasiliens Volkswirtschaft stürzt in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Und wir reden hier über die siebtgrößte Wirtschaftsmacht der Welt! Ich habe bereits an anderer Stelle über die Depression geschrieben, die Brasiliens Konjunktur heimsucht, aber in der Zwischenzeit ist alles viel, viel schlimmer geworden.

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© veinglory/iStock
2015 schrumpfte Brasiliens Wirtschaft um 3,8 Prozent, im letzten Quartal des Jahres betrug der Rückgang sogar 5,89 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2014. Die Arbeitslosenquoten steigen rasch an, die Inflation beträgt mehr als zehn Prozent, und die brasilianische Währung, der Real, hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber dem US-Dollar 24 Prozent an Wert verloren.

Schon jetzt durchlebt Brasilien den längsten wirtschaftlichen Abschwung seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre. Und mit jedem neuen Tag wird es für die Bevölkerung des Landes schlimmer und schlimmer. Hier ein Auszug aus einem Bericht von CNN:
»... Während Brasilien in die schwerste Rezession seit über zwei Jahrzehnten rutscht, schwindet jedoch die Hoffnung auf eine hellere Zukunft. 2015 schrumpfte die Wirtschaft um 3,8 Prozent, wie aus Zahlen hervorgeht, die die Regierung am Donnerstag veröffentlichte. Das ist der schwerste jährliche Einbruch seit 1990. Das Land steckt in seiner längsten Rezession seit den 1930er-Jahren.

Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt, sagt der 24-jährige Alves. Er steht auf seinem Balkon und blickt auf Rocinha, eine riesige Favela in Rio de Janeiro. In diesem Unterschichtviertel wuchs er auf. Meine Eltern haben mir von schweren Zeiten erzählt, aber heute ist es wirklich hart. Jeden Tag steigen die Preise.«
Wie konnte es dazu kommen?

Es gibt einige Faktoren, die den südamerikanischen Volkswirtschaften stark zusetzen. Ganz vorne ist da der Umstand zu nennen, dass sich die Regierungen und die Unternehmen Südamerikas während der »Boomjahre« Hals über Kopf verschuldeten.

Leider jedoch waren viele dieser Kredite in US-Dollar ausgestellt. Inzwischen hat der US-Dollar stark gegenüber den Landeswährungen Südamerikas aufgewertet, was natürlich bedeutet, dass es für die Schuldner deutlich teurer ist, ihre Schulden zu begleichen.

Ein zweiter wichtiger Faktor: Dass der Preis für Erdöl und andere Rohstoffe so dramatisch eingebrochen ist, hat den Volkswirtschaften Südamerikas massiv zugesetzt.

Für diese Länder ist es überlebenswichtig, ihre Rohstoffe an den Rest der Welt verkaufen zu können. Während also ihre Schulden explodieren, bekommen diese Länder gleichzeitig von Nordamerika, Asien und Europa deutlich weniger Geld für die Rohstoffe und das Erdöl.


Kommentar: Diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass der Ölpreis in den Keller gefallen ist, sorgten auch dafür, dass die meisten erdölexportierende Länder in immer mehr Schwierigkeiten geraten. Nur Länder, die rechtzeitig ihre Schulden reduzieren konnten, wie Russland haben deutlich weniger Schwierigkeiten. Russland hat zudem den Vorteil relativer Unabhängigkeit von den Machtspielen der USA. Die lateinamerikanischen Länder, die traditionell in der Einflusssphäre der USA gehalten werden, haben diesen Vorteil nicht. Sie könnten jedoch einer der Dominosteine sein, die dies System zu Fall bringen.


Sehen Sie sich die folgende Grafik und die Analyse von Zero Hedge bitte ganz genau an. An der Grafik lässt sich ablesen, dass sich Brasiliens Wirtschaftsprobleme offenbar rasant beschleunigen.
Brazil GDP Groth YoY
© Zero Hedge
»Der Wirtschaftsabschwung in Brasilien nahm im Februar eine klare Wende zum Schlimmeren. Markits Composite Purchasing Managers Index (PMI) sackte mit 39,0 auf einen Rekordtiefstand. Auch wenn das BIP nicht ganz so stark schrumpfte, wie es im Vorfeld befürchtet worden war (mit 5,89 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum immer noch ein Rekordwert), war jede Aussicht auf Hoffnung rasch dahin, nachdem die PMIs zeigten, dass die wirtschaftliche Aktivität weiterhin in Rekordtempo abflaut, dass die Entlassungen schneller ablaufen und dass die verarbeitende Industrie rascher zusammenbricht. Bei Markit hieß es zusammenfassend: Die Weltwirtschaft zeigt ebenfalls Anzeichen einer Verlangsamung. Das wird sich auf die externe Nachfrage auswirken. Deshalb scheint es so, als werde sich der Abschwung in den kommenden Monaten fortsetzen.«
Das BIP war eine Katastrophe (aber nicht ganz so katastrophal wie befürchtet). Und natürlich ist Brasilien nicht der einzige Pflegefall, den es derzeit in Südamerika gibt.

In Venezuela sieht die Lage noch deutlich schlimmer aus. 2015 schrumpfte die Wirtschaft des Landes um zehn Prozent, und nach offiziellen Zahlen betrug die Inflation atemberaubende 181 Prozent.

Können Sie sich vorstellen, wie das Leben mit 181 Prozent Inflation sein muss? Die Preise laufen völlig aus dem Ruder, und die Menschen versuchen möglichst viele Dinge für den täglichen Bedarf zu bunkern. Das hat zu einer Lebensmittelknappheit von erschreckendem Ausmaß geführt.
»Immer häufiger findet man an den Türen venezolanischer Bäckereien Pappplakate mit der Aufschrift Kein Brot kleben.

96 Prozent seiner Devisen verdient Venezuela mit dem Erdölexport. Seit die Rohölpreise in den Keller gesunken sind, gingen auch die Importe deutlich zurück, und davon ist auch die Weizeneinfuhr betroffen.

Die linksgerichtete Regierung von Präsident Nicolas Maduro hat den Zugang zu harten Devisen streng reglementiert. Das hatte natürlich Folgen für die Importe, egal, ob es um Medikamente oder Toilettenpapier geht. Stark leidet inzwischen auch die Einfuhr von Weizen, der in Venezuela nicht angebaut wird.

Hinzu kommt die galoppierende Inflationsrate - 2015 mit 181 Prozent die weltweit höchste. Da versteht man, warum die Verbraucher vor allem am Kauf von Grundnahrungsmitteln wie Brot interessiert sind.«
Hier in den USA findet man immer noch Menschen, die bezweifeln, dass es eine Wirtschaftskrise gibt. In Venezuela und Brasilien wird über so etwas nicht mehr debattiert.

Und was in Venezuela und Brasilien abläuft, breitet sich inzwischen leider auch auf weite Teile des restlichen Planeten aus. Venezuela und Brasilien sind halt einfach nur einen Schritt weiter. Überall auf dem Planeten platzen Konjunkturblasen und Finanzblasen.

Mir gefällt, wie der Autor Vikram Mansharamani dieses Phänomen kürzlich bei einem Interview mit dem Sender CNBC beschrieb: »In aller Welt würden Wellen der Deflation an die Ufer von Ländern schlagen, und überall stünden Finanzblasen kurz vor dem Platzen«, sagte Vikram Mansharamani, der an der Uni Yale Vorlesungen hält, am Donnerstag CNBC.

»Ich glaube, es begann alles mit dem Platzen der Anlageblase in China. Das hat die Rohstoffe mit hinuntergerissen, was wiederum weltweit Deflation Vorschub leistete. Die Wellen schlagen praktisch in allen Ländern rund um den Globus ans Ufer«, sagte der angesehene Autor und Akademiker auf dem Global-Financial-Markets-Forum in Abu Dhabi. Die Beweise dafür, dass Mansharamani recht hat, finden wir überall um uns herum.

Gerade erst haben wir erfahren, dass Chinas Staatsbetriebe fünf bis sechs Millionen Arbeiter entlassen wollen. Die Aufträge in amerikanischen Fabriken fallen seit nunmehr 15 Monaten am Stück, und die Zahl der Firmenpleiten ist in den USA inzwischen höher als damals, als LehmanBrothers unterging.

Und immer noch verweisen einige Menschen darauf, dass sich die Aktien in den vergangenen Wochen wieder ein wenig erholt haben. Das sei doch ein Beweis dafür, dass die Krise vorüber sei, oder?

Wenn sie das gerne glauben wollen, dann sollen sie es halt glauben, aber das ändert nichts daran, dass die Wahrheit leider anders aussieht.

Aus aller Welt erreichen uns harte wirtschaftliche Zahlen, die eine ganz deutliche Sprache sprechen: Die weltweite Wirtschaftsaktivität verlangsamt sich spürbar. Eine neue globale Rezession hat bereits begonnen. Was jetzt rund um den Globus an Schmerzen verspürt wird, ist erst der Anfang.