Sojapräparate
© ColourboxSojatabletten gegen Wechseljahresbeschwerden sind wirkungslos.

Mittel auf Sojabasis gelten als sanfte und gesunde Alternative zur Hormontherapie bei Wechseljahrsbeschwerden. Doch die Tabletten zeigen keine Wirkung.

Dass Sojapräparate gegen Wechseljahrsbeschwerden helfen können, ist eine Irrglaube - das belegten US-amerikanische Forscher in einer Studie mit knapp 250 Frauen zwischen 45 und 60 Jahren. In der über fünf Jahre laufenden Untersuchung ließ sich kein Unterschied finden zwischen Frauen, die täglich ein Placebo erhielten und denen, die eine Sojatablette einnahmen: „In den ersten fünf Jahren der Menopause verhindern Soja-Isoflavon-Tabletten weder die Abnahme der Knochendichte noch die typischen Wechseljahrssymptome“, berichten die Forscher im Fachmagazin Archives of Internal Medicine.

Die Frauen beider Gruppen litten gleichermaßen unter Schlafstörungen, trockener Scheidenschleimhaut, Stimmungsschwankungen und Schweißausbrüchen. Einzig bei den Hitzewallungen beobachteten die Wissenschaftler um Silvina Levis von der University of Miami eine leicht lindernde Wirkung des Sojapräparats. Diese sei allerdings nicht statistisch signifikant gewesen. Sojaprodukte gelten vielfach als gesündere Alternative zur umstrittenen Hormontherapie gegen Osteoporose und andere Wechseljahresbeschwerden. Die früher häufig zur Linderung der Beschwerden beschrieben Östrogenpräparate hatten sich in mehreren großen Studien als krebsfördernd erwiesen. Die Studie habe gezeigt, dass es auch keine geeignete Alternative sei, Sojatabletten einzunehmen, sagen die Forscher.

Soja-Inhaltstoff ähnelt chemisch dem Östrogen

Sojabohnen enthalten Substanzen, die in ihrer chemischen Struktur dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen ähneln. Diese Isoflavone werden daher vor allem in der Alternativmedizin gerne als pflanzliche Alternative zu einer Östrogentherapie gegen Wechseljahresbeschwerden oder Osteoporose empfohlen. Eine sojareiche Kost soll auch der Grund dafür sein, dass asiatische Frauen nur selten unter menopausalen Problemen leiden.

Die Wirksamkeit der Isoflavone ist jedoch stark umstritten. In Deutschland sind Sojapräparate daher nur als Nahrungsergänzungsmittel, nicht als Arzneimittel zugelassen. Bisherige Studien brachten widersprüchliche Ergebnisse, genügten aber auch nicht immer den Kriterien objektiver Forschung. Unter anderem deshalb gaben die US-National Institutes of Health die jetzt veröffentlichte Untersuchung in Auftrag.

Studie war umfassendste ihrer Art

„Die jetzige Studie war so angelegt, dass sie die Limitierungen vieler vorhergehender Untersuchungen zu Sojaprodukten überwindet, darunter schlechtes Studiendesign, eine zu kleine Probandinnengruppe und zu kurze Dauer“, kommentiert Deborah Grady von der University of California in San Francisco im gleichen Journal.

Die 248 zufällig ausgewählten Versuchsteilnehmerinnen erhielten von Juli 2004 bis März 2009 täglich eine Tablette mit entweder 200 Milligramm Isoflavon aus Soja oder ein wirkungsloses Placebo. Weder Probandinnen noch verabreichende Mediziner wussten, welcher Gruppe sie angehörten. Die Dosis war so gewählt, dass sie zweifach höher lag als die maximal von asiatischen Frauen über ihre Ernährung aufgenommene.

Die Auswertungen umfassten regelmäßige Knochendichtemessungen und Befragungen der Probandinnen. Eine größere Wirksamkeit des Sojapräparats gegenüber dem Placebo zeigte sich jedoch nicht, wie Levis und ihre Kollegen berichten.

hb/dapd