In Spanien und Griechenland fehlen Perspektiven für fast jeden Zweiten zwischen 15 und 24 Jahren. Deutschland steht vergleichsweise gut da

In vielen Ländern hat sich die Quote seit Ende der globalen Rezession kaum erholt.

Im EU-Mittel liegt der Anteil der Arbeitslosen unter den jungen Menschen bei 20,5 Prozent

Es sieht düster aus für die Jugend in vielen Teilen Europas. In allen EU-Staaten zusammen waren im Juni 2011 über fünf Millionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren erwerbslos. Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist dagegen vergleichsweise gering. In der Bundesrepublik waren 9,1 Prozent oder 430 000 junge Menschen ohne Arbeit, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Nur in den Niederlanden (7,1 Prozent) und in Österreich (8,2 Prozent) war die Quote geringer. Im EU-Mittel liegt der Anteil der Arbeitslosen unter den jungen Menschen bei 20,5 Prozent.

Die weitaus höchste Erwerbslosenquote hat Spanien, wo im Juni fast jeder zweite Jugendliche (45,7 Prozent) erwerbslos war. Wenig Perspektiven haben auch die jungen Menschen in Griechenland: Nach den verfügbaren aktuellsten Zahlen lag dort im März 2011 die Jugenderwerbslosenquote bei 38,5 Prozent.

In Großbritannien, wo es zuletzt schwere Krawalle von überwiegend jungen Menschen gab, liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 19,6 Prozent. Dies sind noch rund sechs Prozentpunkte mehr als vor der Wirtschaftskrise. In Spanien, Griechenland, Lettland und Litauen hat sich die Quote ebenfalls seit Ende der globalen Rezession kaum erholt und liegt noch jeweils rund 20 Prozentpunkte über dem Niveau aus Zeiten vor der Krise.

Im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Staaten liegt die Jugenderwerbslosenquote in Deutschland heute sogar noch unter dem Niveau von vor der Wirtschaftskrise. Im April 2008 hatte sie noch 10,7 Prozent betragen und damit auf Rang acht im EU-Vergleich gelegen. Einen Höchststand erreichte die Jugenderwerbslosigkeit in Deutschland während der Krise im Juli 2009 mit einer Quote von 11,5 Prozent.

Dass der Anstieg während der Wirtschaftskrise im Vergleich zu anderen Staaten in der Europäischen Union moderat ausfiel, lag laut Statistischem Bundesamt unter anderem an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie dem Beschäftigungspakt und verstärkten Ausbildungsbemühungen der Wirtschaft. Zudem habe das System der dualen Berufsausbildung geholfen, da junge Leute dadurch bereits Berufspraxis erwerben und die Arbeitgeber kennenlernen könnten, sagte Christian Wingerter vom Statistischen Bundesamt. In anderen Ländern verlaufe die Ausbildung hingegen oft nur theoretisch an Schulen.

Nach Auffassung des Verteilungsexperten Claus Schäfer dürften diese Zahlen aber nicht zu der Annahme verleiten, dass in Deutschland "alles in Butter" sei. "Wir wissen von der Bundesagentur für Arbeit, dass rund die Hälfte aller Arbeitsverträge von jungen Leuten befristet sind", kritisierte der Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.

Kommentar, Seite 7