FAO Food Price Index
© arxiv.org, Marco Lagi, Karla Z. Bertrand, Yaneer Bar-Yam Graphen des "FAO Food Price Index" (o.l.) und der sozialen Unruhen weltweit seit 2004 (u.). (Klicken Sie auf die Bildmitte um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)

Cambridge/ USA - Was ist der Auslöser für Krawalle und soziale Unruhen? Bislang vermuteten nur wenige Soziologen und Politologen, dass es auf diese Frage eine einfache Antwort geben könnte. Eine aktuelle Studie belegt jedoch genau dies: Ein einziger Faktor könnte demnach Unruhen auszulösen: Steigende globale Lebensmittelpreise. Spätestens im August 2013 könnte der derzeitige Trend zu globalen Unruhen führen, warnen die Forscher. Zugleich benennt de Studie mit den Schuldigen aber auch Wege aus der sich zuspitzenden Krise.

Wie Marco Lagi, Karla Z. Bertrand und Yaneer Bar-Yam vom "New England Complex Systems Institute" vorab auf "arxiv.org" berichten, genügt es, dass die Preise für Lebensmittel ein bestimmtes Maß übersteigen, um soziale Unruhen auszulösen.

Ihre Schlussfolgerungen beruhen dabei auf zwei Quellen: Zum einen auf den Daten der Vereinten Nationen bezüglich der weltweiten Nahrungsmittelpreise, dem "FAO Food Price Index", und zum anderen auf Daten zum Auftreten von Unruhen rund um den Globus - unabhängig von deren Ursachen (s. Abb.).

Schon ein Blick auf die beiden Graphen genügt, um eine Übereinstimmung ab spätestens 2004 zu erkennen. Während die Erkenntnis, dass Nahrungsknappheit ein Grund für soziale Unruhen sind, nicht neu ist, belegt die Studie allerdings, dass es nicht hohe Lebensmittelpreise selbst sind, die die Unruhen auslösen sondern, dass sie erst die Bedingungen entstehen lassen, unter welchen soziale Unruhen gedeihen können. "Unsere Beobachtung stimmt mit einer Hypothese überein, nach der hohe globale Nahrungsmittelpreise eine auslösende Bedingung für soziale Unruhen sind", zitiert der Arxiv-Blog (technologyreview.com/blog/arxiv) aus der Studie. "In anderen Worten: steigende Nahrungsmittelpreise führen zu einem kritischen Punkt. Ist dieser erreicht, könne nahezu jeder Funke soziale Unruhen auslösen."

Vor dem Hintergrund ihrer Erkenntnisse warnen die Wissenschaftler vor einem weiteren Anstieg der weltweiten Preise. "Sollte sich der derzeitige globale Trend fortsetzen, dauere es nur noch bis August 2013, bevor soziale Unruhen den gesamten Planeten überschwemmen."

Zugleich benennen die Forscher mit den Schuldigen aber auch konkrete Gegenmaßnahmen gegen die sich zuspitzende Lage: Börsenspekulationen um Lebensmittel und ihre Preise, den Wegfall von Handelsgrenzen für Käufer und Verkäufer und Nutzung von Getreide zur Herstellung von Bioethanol und dessen Förderung durch Subventionen treibe die drohende Krise an.

- Die vollständige Studie finden Sie hier.

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / arxiv.org / technologyreview.com/blog/arxiv