Ein Weltkulturerbe bröckelt: In Pompeji sind nach heftigen Regenfällen erneut Steine von einer antiken Mauer gebrochen. Schon 2010 waren ganze Häuser der vor 2000 Jahren verschütteten Stadt eingestürzt. Für Kritiker ist auch die verfehlte Kulturpolitik von Silvio Berlusconi Schuld an dem Verfall.
Steinmauer, pompey
© APSchutthaufen vor Steinmauer in Pompeji: Es fehlt Geld für den Schutz der Stadt

Rom - In der archäologischen Welterbe-Stätte Pompeji bei Neapel bröckelt eine antike Mauer: In der Nähe des Steintors "Porta die Nola" sind nach Regenfällen und Überschwemmungen Steine von der rund zwei Meter hohen Mauer in der Nacht zu Samstag eingestürzt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Mehrere Kubikmeter Schutt seien alles, was von dem Bauwerk übriggeblieben sei. Die Polizei sperrte das Gebiet um die Trümmer vorsorglich ab.

Bereits im vergangenen Jahr waren mehrere Gebäude der zwei Jahrtausende alten, bedrohten Ausgrabungsstätte eingestürzt, darunter die "Schola Armaturarum". In diesem Fresken-Haus hatten sich im Alten Rom einst Gladiatoren auf ihren Kampf vorbereitet.

Pompeji gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe der Unesco. Rund drei Millionen Menschen besichtigen die Ruinen jedes Jahr - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Doch der Verfall führt dazu, dass immer mehr Bereiche abgesperrt werden müssen. Vor allem die Kulturpolitik Silvio Berlusconis ist in den Augen vieler Kritiker dafür verantwortlich, dass die antike Stadt weiter zerfällt.

Akribische Rekonstruktionen des Alltags in der antiken Stadt

Auch der frühere Kulturminister Sandro Bondi war in die Kritik geraten, weil er sich nicht genug um den Schutz von Italiens archäologischen Schätzen gekümmert hatte. Im Frühjahr 2011 war Bondi zurückgetreten. Sein Nachfolger Giancarlo Galan versprach, mehr für die Erhaltung Pompejis zu tun. Er habe bereits mehrfach vor den Auswirkungen starken Regens gewarnt, erklärte Galan am Samstag. Sein Ministerium arbeite an einem Plan "zur Rettung der Stätte".

Galan forderte die Verwalter vor Ort auf, die am dringendsten notwendigen Sicherungssmaßnahmen zu ergreifen. Er selbst wolle Pompeji am Mittwoch mit EU-Kommissar Johannes Hahn besuchen, um EU-Gelder in Höhe von 105 Millionen Euro für die Stätte freizugeben.

Bei einem Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahre 79 nach Christus wurde die antike Stadt Pompeji unter meterhohen Aschebergen begraben und dadurch weitgehend konserviert. Im 18. Jahrhundert war die Stadt wiederentdeckt worden und ist seitdem begehrtes Forschungszentrum für Archäologen und Vulkanologen. Wissenschaftlern gelingen durch ihre Analysen teils akribische Rekonstruktionen des Alltags in der antiken Stadt. So haben sie etwa nachbilden können, wie eine Mutter und ihre Tochter qualvoll in den Aschebergen starben.

hei/dpa