Bonn. Dem Gedächtnis von Alzheimer- und anderen Demenzkranken können künftig möglicherweise auch elektrische Reize am Vagusnerv auf die Sprünge helfen.

"Eine schwedische Studie mit Alzheimerkranken hat schon vor einiger Zeit belegt, daß diese Stimulation den Erkrankungsverlauf bremsen kann und möglicherweise aktivierende, antidepressive und sogar Gedächtnis verbessernde Wirkungen hat" sagte Christian Hoppe, Neuropsychologe von der Universität Bonn.

"Auf welche Weise das genau funktioniert, kann allerdings noch niemand sagen. Wir wissen nur, daß der Vagusnerv den Zugang zu vielen Hirnsystemen öffnet - eben auch zu Strukturen, die für das Gedächtnis relevant sind."

Meist wird die elektrische Stimulation des Vagusnervs durch eine implantierte Elektrode derzeit bei Epilepsie angewendet. "Wir erreichen damit bei 40 bis 50 Prozent dieser Patienten eine Anfallreduzierung um mindestens die Hälfte", so Hoppe.

Eine neue experimentelle Studie in Bonn habe aber zudem ergeben, daß die Reaktionszeiten der Patienten durch die Stimulation beeinflußt werden konnten. Die Ergebnisse der Studie sollen bald veröffentlicht werden.

Zuvor habe eine US-amerikanische Studie ergeben, daß sich die Probanden besser an dargebotene Wörter erinnern konnten, wenn ihr Vagusnerv unmittelbar nach dem Lesen stimuliert wurde. Die große Frage sei aber, wie stark die elektrischen Impulse für jeden einzelnen Patienten sein müßten, sagte Hoppe.

dpa