Jerusalem/New York - Israel hat mit scharfen Worten die Forderung zurückgewiesen, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten und seine Nuklearanlagen für internationale Kontrollen zu öffnen.

Die Abschlusserklärung der Folgekonferenz zum Vertrag sei "fehlerhaft und heuchlerisch", erklärte die israelische Regierung am Wochenende mit. Die Erklärung ignoriere "die Realitäten im Nahen Osten und die wirklichen Bedrohungen, denen die Region und die ganze Welt ausgesetzt" seien. Im Gegensatz zu Israel wird der Iran in der Erklärung nicht explizit erwähnt, was auch die USA bemängelten. Dennoch unterzeichnete die US-Regierung das umstrittene Dokument, das auch eine internationale Konferenz zur Errichtung einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten in zwei Jahren vorsieht.

Israel kündigte den Boykott einer solchen Konferenz an. "Da Israel den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterzeichnet hat, ist Israel auch nicht an die Entscheidungen dieser Konferenz gebunden", teilte die Regierung in Jerusalem mit. "Angesichts der verzerrten Natur dieser Erklärung wird Israel nicht in der Lage sein, an deren Umsetzung mitzuwirken." Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde am Dienstag bei seinem Amerika-Besuch mit US-Präsident Barack Obama über das Dokument sprechen.

Israel hat den Besitz von Kernwaffen weder bestätigt noch dementiert. Als einziger Staat im Nahen Osten hat Israel den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Das Abkommen soll sicherstellen, dass Nuklearwaffen nicht verbreitet werden, und fordert die Atommächte zur Abrüstung auf. Auch die USA - Israels wichtigster Verbündeter - hatten die jüngste Erklärung der Folgekonferenz am Freitagabend mitgetragen. Wenige Stunden später distanzierte sich aber Obama persönlich von dem Dokument.

"Wir lehnen es entschieden ab, Israel zu isolieren, und werden es nicht zulassen, dass Israels Nationale Sicherheit in Gefahr gerät", teilte Obama mit. Sein Sicherheitsberater Jim Jones nannte es bedauerlich, dass in der Abschlusserklärung nicht auch der Iran erwähnt wurde. Schließlich sei die Regierung in Teheran bei den Bemühungen zur Verringerung von Nuklearwaffen die "größte Bedrohung" im Nahen Osten. Die USA hatten sich lange gegen die explizite Erwähnung Israels gesträubt. Am Ende gab die US-Chefunterhändlerin Ellen Tauscher aber ihren Widerstand auf, um ein Scheitern der Konferenz zu verhindern.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte die Abschlusserklärung. Alle Teilnehmer hätten sich ausdrücklich zum Ziel der vollständigen Abschaffung aller Arten von Atomwaffen bekannt. "Ein solches Bekenntnis von fast 190 Staaten kann man historisch nennen", teilte Westerwelle mit. Dies sei gerade auch für Deutschland ein wichtiges Zeichen, da die Bundesregierung weiterhin auf den Abzug der letzten in Deutschland stationierten taktischen Atomwaffen hinarbeite.