Wer in jungen Jahren häufiger unter emotionalen Belastungen leidet, hat als Erwachsener ein höheres Risiko für Herzkrankheiten oder Diabetes

Durham (USA) - Untersuchungen bei Erwachsenen konnten bisher nicht klären, ob Entzündungsreaktionen eine Ursache oder eher die Folge von Depressionen sind. Jetzt zeigt eine amerikanische Studie mit Jugendlichen, dass wiederholt auftretende Depressionen mit einem Anstieg des Blutspiegels an C-reaktivem Protein (CRP) einige Jahre später gekoppelt sind. Der Blutwert für CRP ist ein Maß für unterschiedliche Arten von Entzündungsprozessen im Körper. Ein anhaltend hoher CRP-Spiegel begünstigt Herz- und Gefäßkrankheiten und andere chronische Erkrankungen. Daher sei es wichtig, Depressionen in der Jugend effektiv zu behandeln, schreiben die Forscher im Fachblatt Biological Psychiatry.

„Wir fanden keinen Hinweis darauf, dass ein hoher CRP-Wert die Wahrscheinlichkeit für Depressionen vergrößern könnte“, sagt William Copeland von der Duke University in Durham, der Leiter des Forscherteams. Stattdessen ermittelten die Mediziner die höchsten CRP-Blutspiegel bei den Probanden, die Jahre zuvor häufiger an depressiven Episoden gelitten hatten. Daher sind wahrscheinlich emotionale Belastungen über einen längeren Zeitraum in der Kindheit eine Ursache für entzündliche Prozesse. Diese können dann beim Erwachsenen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen.

An der prospektiven Studie nahmen 1.420 Menschen im Alter zwischen 9 und 13 Jahren teil. Bis zum Alter von 16 Jahren wurden die Eltern jährlich über die Kinder befragt, im Alter von 19 und 21 Jahren gaben die Kinder selbst Auskunft. Dabei setzten die Forscher zur Diagnose depressiver Symptome standardisierte Fragebögen ein. Bei jeder Befragung entnahmen sie zudem Blutproben, um den CRP-Wert zu messen. Faktoren wie Body-Mass-Index, Tabakkonsum und Medikamenteneinnahme, die das Ausmaß von Entzündungsreaktionen beeinflussen, wurden bei der Auswertung der Daten berücksichtigt. Während der Zusammenhang zwischen einzelnen Depressionsphasen und CRP-Wert nur schwach ausgeprägt war, verstärkte sich dieser bei häufiger auftretenden depressiven Störungen. Die Mediziner vermuten, dass Depressionen in der Jugend die Stressanfälligkeit erhöhen, was wiederum verstärkend auf die Neigung zu Depressionen rückwirkt und schließlich chronische Entzündungsreaktionen verursacht.

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