Statine senken zwar den Cholesterinspiegel, aber erhöhen gleichzeitig auch das Risiko für Herzerkrankungen und - laut einer aktuellen Studie - sogar das Risiko für Speiseröhrenkrebs. Darüber hinaus erhöhen sie in erheblichem Maße die Wahrscheinlichkeit, an Grauem Star, Muskelschwäche oder Leber- und Nierenversagen zu erkranken. Experten raten daher zu einer sorgfältigen Dosierung dieser Medikamente.
Statine
© UnbekanntStatine sind gefährlich.

Statin-Studie an zwei Millionen Patienten

Forscher an der Universität in Nottingham (Großbritannien) untersuchten die Daten von über zwei Millionen Patienten im Alter von 30 bis 84 Jahren, denen cholesterinsenkende Arzneimittel verschrieben worden waren. Die Wissenschaftler suchten nach dem Erscheinen jener Nebenwirkungen, die bereits aus früheren Studien zu Statinen bekannt waren, nämlich Grauer Star, Leber- und Nierenversagen sowie Myopathie (eine Form der Muskelschwäche). Im British Medical Journal veröffentlichten sie die Ergebnisse ihrer Studie:

Von 10.000 weiblichen Patienten litten 23 an akutem Nierenversagen, 39 bildeten eine Myopathie aus, 74 eine Dysfunktion der Leber und bei 309 Frauen, die Statine schluckten, entwickelte sich Grauer Star. Bei Männern - so zeigte sich - war das Risiko für eine Myopathie sogar noch höher, während ihr Risiko bei den anderen Krankheiten dem der Frauen glich.

Statine verursachen Muskelschwäche bei jedem 91. männlichen Patienten

Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass es nur 434 Menschen bedarf, die über fünf Jahre lang mit Statinen behandelt werden, bis bei einem von ihnen akutes Nierenversagen auftritt. Außerdem leidet jeder 136. Statin-Patient an Leberdysfunktion, und jeder 33. an Grauem Star. Während bei Frauen 259 Patientinnen in Bezug auf die Myopathie schadlos Statine schlucken können (statistisch gesehen), bevor die 260. daran erkrankt, ist es bei Männern schon jeder 91. Patient, den die schwere Muskelkrankheit dank Statintherapie ereilt.

Statine begünstigen mangelhafte Leberfunktion

Das Erkrankungsrisiko bei allen genannten Leiden war im ersten Jahr der Behandlung am höchsten - es besteht aber auch in den weiteren Jahren der Medikation. Das Risiko auf Leber- und Nierenprobleme stieg proportional mit der Dosierung der eingenommenen Statine.

Bei allen Statinen war ein ähnlich hohes Risiko auf alle Erkrankungen festgestellt worden - mit Ausnahme von Fluvastatin. Es erhöhte das Risiko auf eine Leberdysfunktion in größerem Maße als die anderen Statine - und das, wo doch Fluvastatin eigentlich als eines der wirkschwächeren und auch als das am besten verträgliche Statin gilt.

Männer aber, die Fluvastatin einnahmen, wiesen eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit auf, eine Leberdysfunktion auszubilden, als jene Männer, die keinerlei Statine bekamen - bei Frauen stieg dasselbe Risiko sogar um das Zweieinhalbfache.

Gefährliche Statine: Der Beweis

Allerdings entdeckten die Wissenschaftler auch, dass nach dem Absetzen der Statine das Risiko, Grauen Star auszubilden, wieder auf das normale Maß zurückgeht. Das erhöhte Risiko, durch Statine Leber- oder Nierenprobleme zu bekommen, reduziert sich dagegen erst wieder, wenn man mindestens 1 bis 3 Jahre lang keinerlei Statine mehr einnimmt.

Statine und Herzerkrankungen

Bei der Untersuchung der angeblichen Nutzen dieser Medikamente fanden die Wissenschaftler heraus, dass sie tatsächlich das Risiko auf Herzerkrankungen senken konnten - so wendeten sie bei 10.000 behandelten Hochrisikopatienten 271 Fälle von schweren Herzerkrankungen ab. Anders gesagt: Es müssen 33 Männer oder 37 Frauen, die als hoch gefährdet eingestuft werden, mit den Statinen behandelt werden, damit eine Herzerkrankung verhindert wird.

Statine können Krebs nicht verhindern

Immer wieder verkünden Statin-Befürworter, Statine könnten Krebs vorbeugen. In dieser Studie jedoch konnte zwischen Statinen und Krebs nur beim Speiseröhrenkrebs ein möglicherweise positiver Zusammenhang beobachtet werden. Hier hätten Statine zu einem etwas geringeren Erkrankungsrisiko geführt.

Um einen Fall von Speiseröhrenkrebs zu verhindern, so die Forscher, müssten 1266 als für Speiseröhrenkrebs gefährdet eingestufte Frauen oder 1082 als für diese Krebsart gefährdet eingestufte Männer mit Statinen behandelt werden. Für alle anderen Krebsarten konnten die Wissenschaftler dieser Studie keinerlei Daten dafür finden, dass Statine hier vorbeugend wirken könnten. Und so schrieben die Wissenschaftler, dass ihre Studie „in großem Maß andere Untersuchungen bestätigt, die keinen klaren Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und dem Krebsrisiko sehen“.

Aufgrund dieser Ergebnisse empfahlen die Forscher schließlich, Statin-Patienten künftig sorgfältig auf mögliche Nebenwirkungen hin zu beobachten und solchen Patienten, die bereits im Vorfeld zu Augenproblemen oder Leber- und Nierenschwäche tendierten, mit (wenn überhaupt) einer geringeren Statin-Dosis zu behandeln.

Bevor jedoch überhaupt an die Einnahme von Statinen gedacht wird, ist abzuklären, ob der Patient nicht gar die Sache selbst in die Hand nehmen möchte und sein Leben und seine Ernährung so weit zu ändern bereit ist, dass sich sein Cholesterinspiegel auf ganz natürliche Weise wieder einpendelt.

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