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Autismus bei Kindern durch Lösungsmittelbelastung der Eltern

Der Kontakt mit Lösungsmittel kann bei den Kindern der Betroffenen Autismus auslösen. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Fachmagazin Journal of Autism and Developmental Disorders vorgestellte Studie von US-Forschern.

Wer häufig in Berührung mit Lacken, Farben und anderen lösungsmittelhaltigen Substanzen kommt, setzt seinen Nachwuchs einem deutlich erhöhten Risiko von Autismus aus. US-Wissenschaftler haben in einer Pilotstudie festgestellt, dass die Eltern autistischer Kinder besonders häufig einer hohen Lösungsmittelbelastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt waren.

Lösungsmittelkontakt der Eltern genauer untersucht

Die Forscher um Erin McCanlies vom National Institute for Occupational Safety and Health in Atlanta haben im Rahmen ihrer Studie 174 Familien genauer untersucht. 93 Familien in denen Kinder mit Autismus lebten, 81 Familien mit nicht betroffenen Kindern als Kontrollgruppe. In Telefoninterviews wurden die Eltern beider Gruppen zu einem möglichen Kontakt mit Lösungsmitteln beziehungsweise lösungsmittelhaltigen Chemikalien im Vorfeld von Schwangerschaften (drei Monate vor dem Zeugungstermin), während der Schwangerschaft und bis zum Abstillen befragt. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler das Belastungsniveau der Eltern an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz direkt erfasst. So liegt nun erstmals eine Studie vor, die einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Kontakt werdender Mütter mit Lösungsmitteln und dem Autismus-Risiko des Nachwuchses genauer analysiert. Da die Schadstoffe über die Arbeitskleidung oder Arbeitsmaterialien des Partners mit nach Hause gebracht und anschließend auf die Mütter übertragen werden können, wurde in der aktuellen Untersuchung auch die berufliche Tätigkeit der Väter berücksichtigt, schreiben Erin McCanlies und Kollegen.

Zusammenhang zwischen Tätigkeit der Eltern und dem Autismus-Risiko der Kinder

Im Rahmen ihrer Untersuchung stellten die US-Forscher einen eindeutige Zusammenhang zwischen der beruflichen Tätigkeit der Eltern und dem Autismus-Risiko bei deren Kindern fest. So waren die Eltern autistischer Kinder sehr viel häufiger aus beruflichen Gründen einer erhöhten Lösungsmittelbelastung ausgesetzt. Sie kamen öfter in Kontakt mit Lack, Firnis, Xylol oder anderen lösungsmittelhaltigen Substanzen, als die Eltern der Kontrollgruppe, berichten die US-Wissenschaftler. Auch wenn die Ergebnisse aufgrund der geringen Stichprobe von lediglich 174 Familien nur eingeschränkte Aussagekraft haben, liefern sie eindeutige Hinweise dafür, dass die Belastungen am Arbeitsplatz mit bestimmten Stoffen in der Ätiologie (Lehre zu den Krankheitsursachen) des Autismus Berücksichtigung finden sollte, so die Aussage von Erin McCanlies und Kollegen. Die gewonnenen Erkenntnisse „verdienen daher eine weitere Untersuchung“, erklärten die US-Forscher.

Auslöser von Autismus bis heute weitgehend unklar

Bis heute bleiben die exakten Auslöser autistischer Störungen bei Kindern weitgehend unklar, obwohl frühere Studien bereits Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang mit Umweltgiften und anderen Schadstoffen geliefert haben. So verweisen auch Erin McCanlies und Kollegen darauf, dass in älteren Untersuchungen zum Beispiel ein gesteigertes Autismus-Risiko in Regionen mit erhöhter Konzentration von leicht flüchtigen Chlorverbindungen und Luftschadstoffe nachgewiesen wurde. Außerdem bestehe der Verdacht, dass Pestizide ebenfalls einen Einfluss auf die Entstehung von Autismus haben, erklärten die US-Forscher. Drüber hinaus spielen laut Aussage der Experten genetische Faktoren bei der Entwicklung autistischer Störungen oftmals eine wesentliche Rolle. Die aktuellen Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Lösungsmittelbelastung der Eltern, liefern nun einen weiteren Ansatzpunkt bei der Suche nach den Auslösern von Autismus, der anders als die genetische Veranlagung jedoch unmittelbar beeinflussbar wäre.

fp