Die asiatische Varroamilbe dezimierte letzten Winter besonders viele Bienenvölker. Das wird sich auch auf die Honigproduktion auswirken.
Biene auf Blüte
© keystoneGeschädigt: Die Bienen werden ausgesaugt und infiziert.
Die Bienenbestände haben im Winter gelitten. «Im Schnitt haben wir 40 Prozent der Bienenvölker verloren», sagt Hans Stöckli, Präsident des Bienenzüchterverbands beider Basel. Werner Habermacher, Bienenzuchtberater im oberen Fricktal, doppelt nach: «Bei uns gibt es Imker, die haben Riesen- bis Totalverluste.»

Den Grund des Desasters ahnt Vincent Dietemann, Bienenkrankheitsexperte bei Agroscope, einer Forschungsanstalt des Bundesamts für Landwirtschaft. «Die Varroamilbe überträgt einige Viren», sagt Dietemann. So unter anderen das Deformierte-Flügel-Virus, das sich fast in allen Völkern finde. «Die parasitische Milbe saugt Blut und überträgt dabei die Viren. Diese schwächen und deformieren die Bienen», sagt Dietemann. Ohne Behandlung durch die Imker zur richtigen Zeit und bei richtiger Temperatur würden die Völker sterben. Allerdings sei dies ein langjähriger Prozess und er könnte durch die konsequente Bekämpfung der Seuche gestoppt werden.

Weniger Honig in diesem Jahr

Die Imker der Nordwestschweiz befürchten nun, dass heuer weniger Honig aus der Region geerntet werden kann. «Rund um Basel wird der Mangel zwar nicht zum Problem werden», sagt Stöckli. Dort habe es genug Völker, um den massiven Verlust zu verschmerzen. Anders im oberen Baselbiet. Dort sehe es schlimmer aus. Auch Habermacher sieht schwarz. «Ich habe selbst einen Verlust von 50 Prozent», sagt er. Zukaufen sei nicht möglich, da man keine Völker aus dem Ausland einführen wolle. Auf diese Weise würde Krankheiten und Schädlingen Tür und Tor geöffnet.

Auch die Varroamilbe wurde so eingeschleppt. «Ich werde auf Vermehrung hin arbeiten», sagt Habermacher. Dies sei zwar eine grosse Arbeit und ein riesiger Zuchtaufwand. Er muss seine Völker teilen und die Königin selbst züchten. Doch das nimmt er in Kauf und verzichtet dafür dieses Jahr auf den grössten Teil des Ertrags. Hans Stöckli sagt, dass die Varroamilbe ursprünglich über Korea, China und Russland nach Europa kam. «Wir Schweizer haben sie von Deutschland her eingeschleppt.» Doch man habe erst nach Jahren bemerkt, dass die Milbe den Bienenvölkern gefährlich werden könne.

Eingespielte Beziehung in Asien

Tatsächlich lässt schon der Name des rund 1,5 Millimeter grossen Tierchens das Ausmass der Katastrophe ahnen. Varroa destructor ist der lateinische Name der Milbe, also die Zerstörerin. Sie beisst sich in der Honigbiene fest, lebt von ihrem Blut und vermehrt sich in der Brut. Wenn sie dann noch Viren überträgt, ist das Debakel perfekt. In ihrer angestammten Heimat in Asien lebt sie in einer eingespielten Beziehung zwischen Parasit und Wirt mit der östlichen Honigbiene Apis cerana. Diese kann gut mit der Milbe leben. Die westliche Biene aber hat sich nicht an sie angepasst und leidet deshalb viel mehr. Nun stellt sich die Frage, weshalb man auch in unseren Breitengraden nicht gleich die östliche Biene nimmt, um zu imkern?

Jeder dritte Bissen

Während die westliche Art seit Generationen auf Produktivität und Sanftmut gezüchtet ist, sei die Asiatische Biene viel scheuer, fliege bei Störungen schneller weg und produziere weniger Honig, sagt Dietemann. Ausserdem würde man mit ihr auch andere Krankheiten importieren. So bleibt zu hoffen, dass sich immer noch genug Imker finden lassen, die den grossen Aufwand der Hege und Pflege auf sich nehmen. Immerhin ist jeder dritte Bissen der menschlichen Nahrung bestäubungsabhängig - einen grossen Teil davon übernehmen die Honigbienen.

Mehr über das Phänomen Bienensterben ist in der Sonntagsausgabe der BaZ zu lesen. (Basler Zeitung)