Das Massaker von Houlah sorgt nach wie vor für Zündstoff, dabei stellt sich doch immer deutlicher heraus, dass es Todesschwadronen gab, die dort ihr Unwesen trieben und wahrscheinlich als dritte Seite die Morde beging. Wie Ban Ki Moon vor gar nicht allzu langer Zeit erklärte, machen sich in Syrien immer mehr Jihadisten und Terroristen breit, die nicht der Regierung in Damaskus in die Hände spielen, sondern eher der Regierung in Washington. In den meisten Mainstreammedien verzichtet man jedoch darauf, auf diese Tatsachen einzugehen. Dabei scheint diese Erklärung die plausibelste und passt in das Muster der Kriegsführung von Amerika und deren Vasallen. Bereits in Libyen kämpften Jihadisten Seite an Seite mit der Nato, nun sind diese in Syrien.

Weder die UN noch Mood haben eindeutige Schuldzuweisungen ausgesprochen. Dennoch wird in vielen Mainstreammedien fleißig darüber geschrieben, dass die Armee und die sogenannten Shabiha-Milizen für dieses Massaker verantwortlich sind. Hat die Regierung daran ein Interesse? Nein, denn die Regierung baut auf den Friedensplan, bekämpft aber die bewaffneten Gruppen, die mittlerweile Gott sei Dank nicht mehr geleugnet werden. Ähnlich wie in Libyen werden die Bewaffneten als Rebellen gefeiert, die sich gegen die Unterdrückung des Regimes zur Wehr setzen. Doch dem ist mit Sicherheit nicht so. Es gibt bis zu 30 Kampfgruppen, die zum Teil aus dem Ausland unterstützt werden.

Sowohl die UN als auch die Regierung in Damaskus haben Untersuchungskommissionen gebildet, die für die Aufklärung des Massakers sorgen sollen. Die Spekulationen und einseitigen Anschuldigungen gehen jedoch munter weiter. Aufgrund des Massakers wurden einige syrische Botschafter des Landes verwiesen. An dieser Aktion beteiligten sich unter anderem Amerika, Frankreich, Deutschland und Italien. Andere EU-Staaten kündigten an, zu folgen. Doch die Ausweisung der Botschafter ist mit Sicherheit das falsche Zeichen. Anstatt einer drohenden Eskalation entgegenzuwirken, beschleunigt man sie noch. Tatsächlich verbaut man sich auch so die Möglichkeit, auf Damaskus Druck auszuüben. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Krieg, den scheinbar alle insgeheim irgendwie wollen, aber keiner sich ran traut, da die Lage so labil ist und die syrische Armee wesentlich stärker als die libysche ist.

Während man sich darauf eingeschossen hat, immer nur einseitig die syrische Regierung für die Gewalt zur Verantwortung zu ziehen, und zwar um jeden Preis, haben die sogenannten Rebellen freie Hand, alles zu machen, wonach ihnen beliebt, um für Chaos und Unsicherheit zu sorgen. Es ist nicht nur die Regierung, die gegen den Waffenstillstand verstößt, es sind vor allem die Terroristenbanden, die entweder als Freie Syrische Armee oder sich in anderen Kampfgruppen organisierend, gegen den Waffenstillstand verstoßen und dann die Verantwortung der Regierung geben. Die reguläre Armee hält sich zurück und verteidigt sich meist nur aufgrund der Anweisungen aus Damaskus. Doch dieser Fakt wird überall verschwiegen. Die Terrorbanden, die von Saudi-Arabien und Qatar bezahlt werden, schrecken vor keinen Grausamkeiten zurück und sind mindestens genauso (wenn nicht noch deutlicher) zur Verantwortung zu ziehen als die Regierung.

Am Mittwochabend nun veröffentlichten die Kämpfer im Internet ein Ultimatum, indem sie der syrischen Regierung in Damaskus 48 Stunden gaben, den Friedensplan umzusetzen und die Truppen aus den Städten abzuziehen, ansonsten werden sich die Terroristen an keine Absprachen mehr halten und alles tun, um die Dörfer und Städte zu verteidigen. An welche Absprachen hielten sich die Bewaffneten bisher? Sie brechen täglich den Waffenstillstand, entführen und ermorden regierungsnahe Händler, Wissenschaftler, Politiker und reguläre Soldaten. Die Städte, die sie verteidigen wollen, haben sie unrechtmäßig überrannt und besetzt. Sie wollen also das besetzte Gebiet verteidigen. Warum schlagen die Wellen bei solchen Ankündigungen nicht höher? Man kann davon ausgehen, dass ab Freitag nach Ablauf des Ultimatums der Gewaltpegel erneut ansteigen wird. Beklatschen das die Nato-Staaten erneut, weil man genau das will, sich selbst aber nicht zum Eingreifen bereit erklärt, oder verurteilt man endlich auch diese Seite, so wie Russland und China das schon seit langem tun?

Der französische Präsident Hollande sorgte für Aufregung als er in dieser Woche erstmals ein militärisches Eingreifen in Syrien auf den Tisch brachte. Die Pläne dazu gibt es mit Sicherheit schon länger, aber mit leeren Militärkassen, einer bevorstehenden Wahl in Amerika und der Tatsache, dass man nicht allein aus der Luft bomben kann, sondern Bodentruppen schicken müsste, lässt die meisten Nato-Staaten (noch) kalte Füße bekommen. Man beeilte sich, zu erklären, dass eine militärische Intervention nicht zur Debatte stünde. Im UN-Sicherheitsrat wird man für einen solchen Plan auch keine Zustimmung erhalten, da Russland und China bereits ihr Veto angekündigt haben.

Wenn man weiter die Freie Syrische Armee finanziert und mit Waffen beliefert bzw. ihnen Waffen zukommen lässt, wird sich die Lage in Syrien nicht verbessern, sondern verschlechtern. Wenn man weiterhin immer nur einseitig die Regierung verurteilt, wirkt man der Gewalt nicht entgegen. Man führt in Syrien bereits einen Stellvertreterkrieg, in den viele ausländische Kämpfer eingeschleust wurden. Auch hier geht es, wie in anderen Ländern der Region auch, um die Vormachtstellung und den Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten. Der Westen befeuert diesen Kampf für die eigenen Interessen, die mit Sicherheit mit Frieden und Stabilität nicht viel zu tun haben.

Bei dem, was gerade in Syrien läuft, klingen die Worte Westerwelles umso lächerlicher und verräterischer, wenn er Assad zum Rücktritt auffordert, um einen friedlichen Wandel zu schaffen. Auch wenn Assad kein guter Präsident ist und auch wenn er ein Diktator ist (so wie immer betont wird) kann nur er das Land zusammenhalten und in einen Reformprozess führen. Wird er gestürzt, was die FSA und der SNR wollen, dann gibt es zwar einen Wandel in Syrien, der ist aber nicht anstrebenswert, denn dann erwartet die Syrer eine Zukunft àla Irak oder Libyen. Nur das dann davon nicht mehr berichtet wird in den Nato-Staaten.