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© dpaSchockierte Gemeindemitglieder nach dem Angriff: Sikhs sind Anhänger einer im 15. Jahrhundert in Nordindien entstandenen religiösen Reformbewegung. Die meisten Sikhs leben in Indien, aber auch in Großbritannien und in Nordamerika gibt es viele Anhänger.
Bei einer Schießerei in einem Tempel der Religionsgruppe Sikh im US-Bundesstaat Wisconsin sind mindestens sieben Menschen getötet worden. Unter den Opfern befindet sich laut Polizei auch der Täter - sein Motiv ist noch unklar.

Oak Tree/USA - Ein Mann hat am Sonntag einen Tempel der indischen Glaubensgemeinschaft der Sikhs im US-Staat Wisconsin angegriffen und sechs Menschen getötet, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde. Das teilte Einsatzleiter Bradley Wentland in der Stadt Oak Tree in der Nähe von Milwaukee mit. Mindestens drei Menschen seien bei der Bluttat am Sonntag verletzt worden.

Laut Polizei handelte es sich wahrscheinlich um einen einzelnen Täter. Er hatte das Feuer am Sonntagvormittag eröffnet, während möglicherweise bis zu 100 Menschen in dem Tempel waren. Wentlandt sagte, es sei vermutlich einem einzigen Polizisten zu verdanken, dass es nicht mehr Opfer gab. Er habe den Schützen konfrontiert und sei dabei durch mehrere Kugeln schwer verletzt worden. Bei einem Schusswechsel außerhalb des Tempels sei es ihm aber gelungen, den Täter selbst "niederzustrecken".

Vier Menschen wurden laut Polizei im Inneren des Tempels getötet, drei weitere außerhalb des Gebäudes. Eine Sprecherin des Froedtert-Krankenhauses sagte, drei Erwachsene würden mit schwersten Verletzungen in der Klinik behandelt. Das Krankenhaus bereite sich auf weitere Opfer vor, sagte ein anderer Sprecher dem Sender CNN.

Die Ermittler gingen nicht davon aus, dass sich noch ein weiterer Schütze im Tempel aufhalte; dies hatten einige US-Medien zuvor berichtet. Auch die Polizei hatte zunächst nicht ausgeschlossen, dass sich Geiseln in dem Tempel befanden. Eine Angehörige eines der Opfer soll erzählt haben, mehrere Bewaffnete seien in den Tempel eingedrungen und hätten das Feuer eröffnet.

"Warum? Wir sind doch friedliebende Menschen?"

Über das Motiv konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Die Polizei sprach von einer chaotischen Lage. Sie sei zu dem Tempel gerufen worden, nachdem dort Schüsse gefallen seien. Mehrere Polizeieinheiten sowie Einheiten der Bundespolizei FBI waren am Tatort im Einsatz.

Ein Mann, dessen Schwager in dem Tempel war, sagte, er habe versucht, ihn per Handy zu erreichen. Ein Priester habe den Anruf entgegen genommen und gesagt, sein Schwager und drei Priester seien niedergeschossen worden. Oak Creek soll eine blühende Sikh-Gemeinde mit etwa 400 Mitgliedern haben.

Unter den Verletzten soll auch der der Präsident der Gemeinde sein. Dessen Sohn sagte dem Sender CNN, ein Priester habe ihn aus dem Tempel angerufen und berichtet, dass sein Vater verletzt worden sei. Ein Gemeindemitglied äußerte sich fassungslos über die Bluttat. "Warum?" fragte er. "Wir sind doch friedliebende Menschen. Wir achten unsere Mitmenschen."

Sikhs sind Anhänger einer im 15. Jahrhundert in Nordindien entstandenen religiösen Reformbewegung. Die meisten Sikhs leben in Indien, aber auch in Großbritannien und in Nordamerika gibt es viele Anhänger.

Erst am 20. Juli war die US-Öffentlichkeit von der Bluttat eines Amokschützen erschüttert worden, der bei einer "Batman"-Premiere in einem Kino in Aurora im Bundesstaat Colorado zwölf Menschen tötete und 58 weitere verletzte. Darauf entbrannte auch wieder eine Debatte über die freizügigen Waffengesetze in den USA. Der Angeklagte James Holmes muss sich wegen Massenmordes vor Gericht verantworten. Ihm droht die Todesstrafe.

lgr/dapd/AFP/dpa/Reuters