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In Deutschland wächst die Kluft zwischen hohen und niedrigen Einkommen - und auch der Sektor der Niedriglöhne. Geringqualifizierte sind von diesen Problemen besonders stark betroffen.

In Deutschland arbeitet ein Fünftel der Beschäftigten (20,6 Prozent) zu Niedriglöhnen. Die Grenze, unterhalb derer von Niedriglohn gesprochen wird, lag 2010 bei 10,36 Euro brutto in der Stunde. "Niedriglohn heute bedeutet niedrige Rente morgen", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler. 2006 habe die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten noch bei 18,7 Prozent gelegen. Der Anstieg spiegele einen langfristigen Trend wider.

Taxifahrer, Friseurinnen und Reinigungskräfte arbeiten zu mehr als 80 Prozent zu Billiglöhnen. In Restaurants, Kinos und Wäschereien liegt der Anteil bei mehr als 70 Prozent, im Einzelhandel, in Call-Centern und in der Leiharbeit bei mehr als 60 Prozent. Von den 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Niedriglohnbeziehern wiesen nur vier eine Tarifbindung für die Mehrheit der Beschäftigten auf.

In der vom Statistischen Bundesamt ermittelten Niedriglohngrenze von 10,36 Euro sind die Einkommen der Arbeitnehmer von Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten sowie von Land- und Forstarbeitern, Fischern und Hauspersonal nicht enthalten. Sie machen etwa ein Fünftel aller abhängig Beschäftigten aus. Auch wenn die Statistiker den Effekt nicht in Zahlen angeben können, gehen sie davon aus, dass die Quote der Niedriglöhner bei Erfassung auch dieser Beschäftigten über 20,6 Prozent läge.

Egeler wies darauf hin, dass die Lohnspreizung zwischen den untersten und höchsten Einkommen zugenommen hat. Niedriglöhne erhielten vor allem Menschen mit geringer Qualifikation. Mit dem Zuwachs der Niedriglohnempfänger sei auch ein Anstieg der atypischen Beschäftigung - etwa in Form von Minijobs oder Zeitarbeit - einhergegangen. Atypisch Beschäftigte verdienten deutlich weniger als Normalarbeitnehmer, die im Schnitt 17,09 Euro erhielten. Rund ein Viertel (25,4 Prozent) aller Arbeitnehmer arbeitet in atypischer Beschäftigung. Dieser Wert ist seit der Wiedervereinigung gestiegen und seit 2006 stabil.

Die Koalition wolle die Minijobs dennoch ausweiten, kritisierte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Brigitte Pothmer. Sie forderte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf, den Mindestlohnvorstoß der großen Koalition in Thüringen aufzugreifen. Ähnlich äußerte sich die SPD-Fraktion. Thüringen will über den Bundesrat einen allgemeinen Mindestlohn durchsetzen.

DPA/EPD