Die Vereinigten Staaten drohen Ländern, die gentechnisch veränderte Anbaupflanzen des Unternehmens Monsanto ablehnen, mit militärähnlichen Handelskriegen, wie aus von WikiLeaks veröffentlichtenInformationen hervorgeht. Länder wie Frankreich, das ein Verbot einer von Monsanto vertriebenen gentechnisch veränderten Maissorte eingeleitet hat, sollten von den USA wegen ihres Vorgehens gegen Monsanto und gentechnisch veränderte Anbaupflanzen »bestraft werden«.
USA
Die nun veröffentlichten Informationen belegen, wie stark das umstrittene Biotech-Unternehmen Monsanto bereits Schlüsselpositionen in der amerikanischen Regierung infiltriert hat, da aus den Berichten hervorgeht, dass viele amerikanische Diplomaten direkt für Monsanto tätig sind.

Aus den von WikiLeaks veröffentlichten diplomatischen Berichten geht hervor, dass der amerikanische Botschafter in Frankreich, Craig Stapleton, zugleich auch Geschäftspartner George W. Bushs, forderte, die Europäische Union, die sich gegen die Zulassung gentechnisch veränderter Anbaupflanzen wehre, müsse »bestraft« werden. Stapleton, der in den 1990er Jahren zusammen mit Bush Anteile an dem Baseballteam Texas Rangers in Fort Worth besaß, erklärte in dem Schreiben:
»Die Landesabteilung Paris regt an, wir sollten eine Liste mit gezielten Vergeltungsmaßnahmen erstellen, die sich für die EU schmerzhaft auswirken würden, da alle Länder gleichermaßen verantwortlich sind. Zugleich sollte man sich aber auch auf die schlimmsten Schuldigen konzentrieren. Die Maßnahmen sollten eher maßvoll als bösartig ausfallen und sollten langfristig aufrechtzuerhalten sein, da wir nicht mit einem raschen Sieg rechnen können. Wenn wir zu Vergeltungsmaßnahmen greifen, signalisiert dies, dass die gegenwärtige Politik schmerzhafte Folgen für die Interessen der EU haben kann und könnte so dazu beitragen, die positiven Stimmen für Biotechnologien in Europa zu stärken.«

Welche Ziele verfolgt Monsanto mit seinen gentechnisch veränderten Anbaupflanzen?

Der Botschafter ruft eindeutig zu »gezielten Vergeltungsmaßnahmen« gegen Länder auf, die sich weigern, gentechnisch veränderte Anbaupflanzen, die immer wieder mit Organschäden und Umweltskandalen in Zusammenhang gebracht werden, zuzulassen. Aber das Vorgehen des französischen Botschafters ist beileibe kein Einzelfall. Wie aus ähnlich gelagerten, neu veröffentlichten diplomatischen Berichten hervorgeht, setzen sich amerikanische Diplomaten aufgrund einer von der Regierung befürworteten und geforderten handelspolitischen Strategie massiv für gentechnisch veränderte Anbaupflanzen ein. Gerade auch Berater des Papstes sind ins Visier der USA geraten, weil sich viele katholische Bischöfe und andere führende Vertreter der Kirche offen gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel oder Pflanzen ausgesprochen haben. Der Vatikan hatte sogar einmal erklärt, Monsantos gentechnisch veränderte Anbaupflanzen seien als »neue Form der Sklaverei zu betrachten«.

In einem diplomatischen Telegramm heißt es weiter: »Ein Mitarbeiter von [Kardinal] Martino berichtete uns kürzlich, der Kardinal habe sozusagen als ›Entschädigung‹ für seine lautstarke Ablehnung des Irakkriegs und der darauf folgenden Ereignisse in den vergangenen zwei Jahren mit der [amerikanischen] Botschaft im Vatikan in Bezug auf Biotechnologien zusammengearbeitet, um die Wogen in den Beziehungen zur amerikanischen Regierung zu glätten. Unserem Informanten zufolge fühlt sich Martino nicht länger an diese Herangehensweise gebunden.«

Aber möglicherweise am schockierendsten ist die aus den Berichten abzuleitende Erkenntnis, dass diese amerikanischen Diplomaten praktisch direkt für Biotech-Unternehmen wie Monsanto arbeiten. Aus den Berichten geht zudem die enge Zusammenarbeit zwischen den USA und Spanien hervor, die mit aller Macht zu erreichen versuchen, dass sich die anderen Länder für gentechnisch veränderte Anbaupflanzen und Lebensmittel öffnen. Die spanische Regierung sprach sich in diesem Bereich nicht nur eng mit den USA ab, sondern informierte diese auch vorab über das Abstimmverhalten der Regierung, noch bevor die spanische Biotech-Kommission ihre Entscheidung zu gentechnisch veränderten Anbaupflanzen veröffentlicht hatte. In dem entsprechenden Telegramm heißt es:
»Als Reaktion auf die dringenden Anfragen [des Staatssekretärs im spanischen Landwirtschaftsministerium] Josep Puxeus und von Monsanto wird um amerikanische Unterstützung für die Haltung Spaniens zu einer wissenschaftlich gestützten landwirtschaftlichen Biotechnologie durch Stellungnahmen hochrangiger amerikanischer Regierungsvertreter gebeten.«
Offenbar ist es Monsanto gelungen, die Regierung der USA massiv zu unterwandern, um auf diese Weise ihre gesundheitsschädliche Agenda durchzusetzen. Aber dies war eigentlich auch schon vor der Veröffentlichung der diplomatischen Berichte durch WikiLeaks bekannt. Nur in den USA wird beispielsweise das von Monsanto vertriebene künstliche Wachstumshormon Posilac immer noch bei knapp einem Drittel aller Kühe eingesetzt, während 27 andere Länder die Substanz aufgrund berechtigter Gesundheitsbedenken verboten haben. Aber trotz der vielfältigen Versuche Monsantos, seine Ziele über verdeckte politische Korruption durchzusetzen, ist die Basisbewegung gegen Monsanto, die sich gegenwärtig massiv in vielen Ländern und Regionen ausbreitet, nicht mehr zu stoppen.


Quelle: BlacklistedNews