Hugo Chávez hat es zum vierten Mal geschafft: Überraschend deutlich gewinnt er die Präsidentenwahl gegen seinen Herausforderer Henrique Capriles Radonski. Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt der Amtsinhaber mit 54 Prozent vorn. "Danke, mein geliebtes Volk", twitterte der Präsident erleichtert.
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© ReutersSiegergeste auf dem Balkon des Miraflores-Palast: Chávez feiert seinen Sieg. Er ist eventuell einer der wenigen, die noch halbwegs normal regieren auf dieser Welt.
Caracas - In Venezuela hat Amtsinhaber Hugo Chávez auf Basis erster offizieller Teilergebnisse die Präsidentenwahl gewonnen. Dies teilte die Wahlkommission am Sonntagabend mit. Chávez errang demnach mehr als 54 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer Henrique Capriles Radonski kam auf knapp 45 Prozent. 90 Prozent der Stimmen waren bis dato ausgezählt.

Damit konnte sich der 58-jährige Sozialist überraschend deutlich gegen seinen erst 40-jährigen Herausforderer durchsetzen und eine vierte Amtsperiode antreten. Der Oppositionspolitiker Capriles räumte seine Niederlage ein und gratulierte Chávez. "Ich übersende ihm meine Glückwünsche", sagte er vor seinen Anhängern. Er sei dennoch stolz, dass ihm so viele Wähler ihre Stimme gegeben hätten. Die Anhänger von Chávez strömten in Caracas auf die Straßen, um den Sieg ihres Präsidenten zu feiern. "Danke, mein geliebtes Volk. Es lebe Venezuela!! Es lebe (der Freiheitsheld Simon) Bolívar," twitterte Chávez, nachdem sein Sieg feststand. Auf den Straßen feierten die Anhänger des alten und neuen Präsidenten. "Uh, ah, Chávez no se va!" (Chávez geht nicht), riefen sie.

Chávez kann nun für weitere sechs Jahre im Amt bleiben - vorausgesetzt seine Gesundheit spielt mit. Er hatte sich unlängst wegen einer Krebserkrankung behandeln lassen. Wegen der hohen Wahlbeteiligung dauerte die Auszählung der Stimmen länger als üblich. Es hatte Befürchtungen gegeben, dass ein sehr knappes Wahlergebnis Proteste auslösen könnte. Rund 139.000 Soldaten waren am Sonntag im Einsatz, um die Sicherheit des Urnengangs zu gewährleisten. Der Verkauf von Alkohol war bis Montag verboten. Chávez hatte bei seiner Stimmabgabe versprochen, das Ergebnis zu akzeptieren und an die Opposition appelliert, dies ebenfalls zu tun.


Bis 2019 werde es keine Armut mehr in Venezuela geben, versprach Chávez. Immerhin habe es seine Regierung geschafft, die Armut in nur zehn Jahren zu halbieren. Die Staatskasse wird gefüllt von Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Als Chávez 1999 ins Amt kam, lag der Barrel-Preis bei acht Dollar. Heute liegt er bei mehr als hundert Dollar. Er kann aus dem Vollen schöpfen und verschenkt viele Petro-Dollars zum Ärger der Opposition an befreundete Regierungen, allen voran Kuba. Aber Chávez muss verheerende innenpolitische Probleme lösen: Die Kriminalitätsrate in Venezuela ist hoch, die Inflation horrend und der Investitionsbedarf in die oft marode Infrastruktur gigantisch.

Mit seiner Verstaatlichungspolitik hat Chávez nach 14 Jahren an der Macht die Bevölkerung gespalten. Auf der internationalen Bühne ist der ehemalige Offizier zu einem der umstrittensten Politiker geworden. Bei jeder Gelegenheit stilisiert er sich als Kämpfer für die Unterdrückten, sein Image als Erzfeind der USA pflegt er mit Leidenschaft. Chávez hat sich dabei auch Iran als Verbündeten gesucht und wettert zusammen mit Teheran gegen die "imperialistischen" USA. Ungeachtet dessen sind die Vereinigten Staaten immer noch der wichtigste Käufer von venezolanischem Öl.


Kommentar: Zum Glück gibt es noch ein paar wenige Staatsmänner, die nicht mit der Politik der USA übereinstimmen.


Herausforderer Capriles dagegen trat für eine Kombination aus freier Marktwirtschaft und Sozialpolitik an. Als Leitbild nennt der Gouverneur des zweitgrößten Bundesstaats Miranda das Nachbarland Brasilien, wo Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erfolgreich einen Mittelweg zwischen Sozialismus und Kapitalismus beschritten hat.

cai/anr/Reuters/AFP/dpa