Die USA haben in diesem Jahr in Afghanistan mit 447 Angriffen mehr Drohnenangriffe geflogen als während des schon acht Jahre lang andauernden Luftkrieges in Pakistan. Bei diesen Angriffen starben Tausende von Menschen, und zugleich wurde auch die Luftraumüberwachung verringert.
Drohne
© US Air Force
Noch während die USA dabei sind, die militärische Macht an die afghanische Regierung zu übergeben, und an ihren Abzugsplänen bis zum Jahr 2014 festhalten, stellten sie zugleich mit ihren 447 Drohnenangriffen in dem vom Krieg verheerten Land einen neuen traurigen Rekord auf. Die USA führten in diesem Jahr nicht nur mehr Drohnenangriffe als jemals zuvor aus, die Zahl der Angriffe in Afghanistan liegt weit höher als die 338 Drohnenangriffe in Pakistan in den vergangenen acht Jahren, in denen die CIA schon derartige Angriffe fliegen lässt, zusammengenommen.

Diese Zahlen wurden von der amerikanischen Luftwaffe veröffentlicht und zeigen, dass die Zahl der Drohnenangriffe in Afghanistan selbst nach der Ermordung des Terroristenführers Osama bin Laden 2011 stetig zugenommen hat, obwohl der Konflikt an Intensität abnahm. Im letzten Jahr führten die USA 294 Drohnenangriffe in Afghanistan durch. 2010 waren es 278 Angriffe gewesen.


Auch die durchschnittliche Zahl der Angriffe pro Monat nimmt zu. In diesem Jahr lag der Monatsdurchschnitt bei 33 Angriffen gegenüber 24,5 Angriffen im Vorjahr. Aber auch die Kritik an den Drohnenangriffen seitens der Abgeordneten und der amerikanischen Öffentlichkeit wächst.

Im Dezember verurteilte die Brave New Foundation den Einsatz von Drohnen, die bisher Hunderte von Kindern töteten - möglicherweise liegen die Opferzahlen noch höher, da nicht alle Fälle gemeldet wurden. Allein in Pakistan kamen 178 Kinder bei amerikanischen Drohnenangriffen ums Leben. »Obama tötet die Kinder nicht absichtlich. Aber ihr Tod ist eine unvermeidliche Folge der Methode, nach der die Drohnenangriffe durchgeführt werden«, schrieb George Monibot in der britischen Tageszeitung The Guardian und kritisiert die Scheinheiligkeit des Präsidenten, der zwar zu Recht den Tod von 20 Grundschulkindern bei dem Amoklauf in Connecticut beklagt, aber kein Wort der Trauer oder Empörung für die Hunderte von Kindern findet, die in der Ferne bei Drohnenangriffen sterben müssen.

Die amerikanische Luftraumüberwachung in Afghanistan wurde deutlich heruntergefahren. Aber immer noch steigt die Zahl der Drohnenangriffe weiter an. Die Überwachungsflüge, von denen viele mit Drohnen durchgeführt wurden, sanken von 3.183 im Monat im Jahr 2011 auf 2.954 Flüge indiesem Jahr. »Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, dass diese unbemannten Systeme im Land aktiv sind und auch dort weiterhin eingesetzt werden sollen«, erklärte Peter W. Singer von der Initiative 21st Century Defense Initiative der Denkfabrik Brookings Institution gegenüber der Internetplattform Wired.

In der Zwischenzeit veröffentlichen die Medien weiterhin erschütternde Berichte, die sich mit den Auswirkungen der amerikanischen Drohnenangriffe sowohl aus der Perspektive der Opfer als auch aus der Sicht derjenigen auseinandersetzen, die diese tödlichen Angriffe aufgrund von Befehlen ausführen müssen. Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel veröffentlichte die Schilderung eines früheren Drohnenpiloten, dessen Steuerungszentrale sich in New Mexico befand, von wo er auch per Videoübertragung die Angriffe verfolgte. Als er bei einem Einsatz eine Hellfire-Rakete in ein Lehmhaus in Nordafghanistan lenkte, sah er, wie ein kleines Kind ins Bild lief. Das Haus wurde bei dem Angriff zum großen Teil zerstört, und der Pilot konnte das kleine Kind in der Videoübertragung später nicht mehr wiederfinden. Der Pilot berichtet, dieser Zwischenfall habe ihn verstört, und er denke immer noch an die Menschen, über deren Schicksal er an diesem Tag entschieden hatte. »Eine Woche lang war ich wie abgetrennt vom Rest der Menschheit«, sagte er.

Aber solche Ereignisse gehören in Afghanistan und Pakistan zum Alltag. Auch wenn es keine Zahlen gibt, die die tatsächliche Anzahl der bei Drohnenangriffen getöteten Zivilisten widerspiegeln, gehen sie in die Tausende und nehmen in einem Land noch deutlich zu, aus dem sich die USA angeblich zurückziehen wollen.

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